12. Juni 2023
In Richtung Villach kämen wir über den Pass am Ende der Soča. Dann an der Drau entlang und entweder den Alp-Adria-Radweg über die Tauern oder in Richtung Bozen. Das sind wir letztes Jahr schon gefahren. Also probieren wir was Neues. Zurück nach Italien. Es gibt einen Alpenrandradweg. Er führt immer auf und ab am Fuße der Südalpen. Viele Tourenradler sind hier auf ihrer letzten Etappe nach Venedig. Unsere ursprüngliche Etappe hatte auch Venedig auf dem Plan. Wir lassen es links liegen, genauso wie Udine. Zu viel Verkehr, zu viele Touristen. Stattdessen genießen wir den schönen italienischen Radweg durch die Weinberge und schmucken Städtchen im Friaul. Auf unserer ersten Etappe finden wir einen kleinen Campingplatz in Gemona del Friuli.
13. Juni 2023 – Alpenrand und Ebene
Am Morgen geht es zuerst nochmal zum Supermarkt. Klaus hat festgestellt, dass uns gestern statt einer 191 Flaschen Wasser abgezogen wurden. „Impossibile“ sagt die Kassiererin und zahlt uns den Betrag zurück. Endlich fahren wir los. Über das erste von drei breiten Flusstälern, den Tagliamento. Riesige Kieswüsten und dazwischen die Flüsse aus den Bergen. Am dritten Flussbett, dem Piave, buchen wir ein Zimmer im Hotel. Die Gegend ist überhaupt nicht touristisch. Camping gibt es nicht. Obwohl es gar nicht so weit ist von Städten wie Treviso, Vicenza oder gar Venedig. Auf unserem Radweg gibt es großartige Überraschungen. An einem kleinen See, dem Lago di Cornino, staunen wir über die Farbe des Wassers. Es ist intensiv grün-blau. Fast neonfarben. Dahinter sind Berge mit Felsen und Wald. Und am Himmel sehen wir ungefähr 40 Gänsegeier, Griffons. Zuletzt haben wir welche auf Crês gesehen. Auch abseits der bekannten Routen gibt es viel zu sehen.
14. Juni 2023 – Von Venetien ins Trentino
So viele Radfahrer haben wir auf unserer Tour noch nicht gesehen. Die Italiener sind radbegeistert und nutzen hier die Wege abseits der Straßen. Dauernd begrüßen uns Rennradfahrer mit freundlichem Ciao , Salve oder Bravo. In Bassano del Grappa biegen wir ab. Den berühmten Grappa können wir nicht kosten. Ein Eis ist uns bei der Hitze lieber. Es ist eine reizende historische Stadt. Mit einer berühmten Holzbrücke des Architekten Andrea Palladio. Über diese gelangen wir zu dem Via del Brenta, dem Radweg des Valsugana. Er verbindet Venetien mit dem Trentino und führt von Bassano nach Trient. Ein landschaftlich reizvoller Weg entlang der Brenta über Anliegerstraßen oder extra Radstrecken. Den ersten Campingplatz finden wir auf dem Gelände eines Obstbauern. Agriturismo ist in Italien ein erfolgreiches Modell. Nach dem Duschen haben wir ein Problem. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen. Klaus sitzt im Zelt und kann nicht mehr raus. Sabine steht unter der Überdachung am Essplatz. Wir haben Hunger und können nicht kochen. Die Kochsachen sind im Zelt. Klaus muss warten bis der Regen nachlässt. Ein Abend mit Hindernissen.
15. Juni 2023 – Kunst auf 1000 m Höhe.
Wir bleiben noch einen Tag in Roncegno Terme. Im Val di Sella gibt es eine interessante Kunstausstellung. Da wollen wir mit den Rädern hin. Val heißt Tal, doch das Tal liegt ca. 600 Meter höher auf dem Berg. Arte Sella ist eine Gruppe von Künstlern, die seit 1986 im Gebiet der Malga Costa, einer Hochalm, Kunstwerke aus natürlichen Materialien in die Kulisse der Berglandschaft integrieren. Wir sind verrückt, die 600 hm über Straßen mit Serpentinen fast durchgehend mit ca. 14% Steigung hoch zu fahren. Sonst sehen wir nur E-Mountainbikes. Ohne Gepäck sind unsere Räder immer noch schwer. Der Spaziergang durch den Kunstpark dient uns gewissermaßen zur Regeneration. Runter geht’s schneller. Dann können wir noch zum See. Ist ja nicht weit. Ist es doch. Kurz vor dem See drehen wir um. Es wird zu spät. Und Regen ist wieder im Anmarsch. Auch ohne Bad im See wurden wir heute nass. Zuerst durch Schwitzen am Berg und dann vom Regen.




















