16. Juni 2023
Wir kommen spät los. Wir arbeiten noch an unserem Blog. Dabei müssten wir uns beeilen. Heute Abend sind wir verabredet. In Kaltern in der Nähe von Bozen. Zum Pizza essen mit unseren Freunden Gabi und Thomas. Wie es der Zufall so will, sind die beiden heute in Kaltern und starten ab morgen eine Südtiroltour mit dem Rad. Um 19 Uhr haben wir uns verabredet. Dann schnell los. Der Blog ist veröffentlicht. Es müsste bergab gehen. Falsch gedacht. Bis zum Lago di Caldenazzo geht es bergauf. Egal. Es ist nicht sehr steil. Und der See ist für uns so einladend, dass wir schnell noch schwimmen gehen. Wir haben ja noch die Abfahrt nach Trient. Und Rückenwind im Etschtal. So hat es uns eine nette Bozenerin heute morgen versprochen. Ab 14 Uhr kommt der Wind angeblich immer von Süden. Das klingt vielversprechend. Doch beides erweist sich als Irrtum.
Bevor es nach Trient ins Etschtal runter geht, müssen wir über einen Berg steil hinauf. Wir wollen Trient umfahren. Auf kleinen Straßen fahren wir hinab. Diese sind so steil, dass wir nur bremsend im Schneckentempo fahren können. Sabine steigt sogar zweimal ab, weil sie sich nicht überwinden kann, so steil hinunter zu fahren, weit mehr als 20% Gefälle. Also nichts mit Zeit sparen beim Abfahren. Endlich sind wir im Etschtal. Doch wo ist der Rückenwind? Wir haben Gegenwind bis Kaltern am See. Jetzt wird es zeitlich eng. Schnell Zelt am See aufbauen, duschen und zum Bus. Pünktlich stehen wir an der Haltestelle. Gabi und Thomas warten schon auf dem Marktplatz. Wir verbringen einen netten Abend zusammen und tauschen Erlebnisse und Tourtipps aus. Unterwegs Freunde zu treffen, ist schon was ganz besonderes.
17. Juni 2023 – Erste Etappe zum Reschenpass
Bis Meran geht flach es an der Etsch entlang. Bozen streifen wir nur. Letztes Jahr waren wir schon dort. Wir sehen die Dolomiten mit dem Schlern. Es herrscht reger Radbetrieb auf dieser Radautobahn. Fast nur E-Bikes. Meran ist uns ein kurzer Besuch wert. Wir schlendern durch die Altstadt, kaufen im Outdoorladen neues Gas für unseren Kocher und trinken einen Cappuccino. Dann geht’s an der Etsch entlang steil bergauf. Zuerst gerade mit fast 14 % Steigung. Dann in sieben Serpentinen. Oben. Ein Aussichtspunkt über Meran soll für die Anstrengung entschädigen.
Wir erleben noch eine nette Überraschung. Ein Radfahrer liegt im Gras neben dem Aussichtspunkt. Sabine schaut ihn an und erkennt ihn wieder. Es ist Didier aus Grenoble. In Montenegro hatten wir ihn getroffen. Er lässt unterwegs keine interessante Strecke aus. Ist durch die gesamten Dolomiten gefahren, trotz seines fortgeschrittenen Alters. Und morgen will er ohne Gepäck sogar aufs Stilfser Joch, dem König der Radfahrerpässe. Es ist ein nettes Treffen. Und vielleicht nicht das letzte. Seine weitere Tour ist ähnlich der unseren. Wir verabschieden uns bis zum nächsten Mal: à demain, à la prochaine fois.
Der einzige am Samstag noch geöffnete Supermarkt ist in Schlanders. Also gehen wir dort auf den Campingplatz. Er ist der teuerste Platz auf unserer bisherigen Tour. Wir bezahlen die teure Parzelle. Genauso wie ein Wohnmobil. Das wäre Gesetz in Südtirol, erklärt uns der Betreiber. Na gut. Ins benachbarte Freibad dürfen wir umsonst. Sitzen können wir beim Essen nur auf dem Boden oder einem Geländer. Bänke und Tische für müde Radfahrer sind im Preis nicht drin. Die erste Etappe bis zum Rechenpass ist geschafft. Morgen geht es ganz hinauf.
18. Juni 2023 – Zweite Etappe zum Reschenpass
Der Reschenpass ist ein von PKWs, Schwerlastverkehr und dröhnenden Motorrädern stark frequentierter Alpenpass. Es gibt jedoch einen Radweg. Der Etschradweg beginnt in Reschen an der Etschquelle. Während die Passstraße für den Autoverkehr in Serpentinen verläuft, geht der Radweg ohne Kurven ganz gerade bergauf. Also viel steiler. Für die meisten Radfahrer kein Problem. Sie fahren bergab. Mit E-Bike. Ein Shuttlebus bringt sie nach oben. Dann rasen sie bis Meran runter. Hoch fahren nur ein paar Rennradfahrer und wir. Wir im Schneckentempo. 10 bis 14 % gibt es fast überall. Dazwischen kurze flachere Stücke zum Erholen. Und immer reger Gegenverkehr. Wir hoffen, dass alle auch ihr Rad in dem Tempo beherrschen. Sabine hat befürchtet, dass sie öfters schieben muss. Doch mehr als 30 m werden es nicht. Einmal muss sie noch in einer schmalen Dorfstraße absteigen, weil ein Autofahrer sie schneidet und an eine Hauswand drängt. Als sie sich beschwert, sagt er unverschämt: wenn Sie nicht Rad fahren können, bleiben Sie doch zuhause. So ein Idiot.
Noch 300 hm und wir sind am Haidersee. Dort ist ein schöner Campingplatz. Zum Einkaufen fahren wir dann noch in Richtung Pass nach Reschen. Das Wahrzeichen der Passstraße, der Kirchturm , der im Staussee steht, sieht momentan etwas merkwürdig aus. Der Reschensee ist wegen einer Baumaßnahmen fast ohne Wasser. Damit der Kirchturm trotzdem von Wasser umgeben ist, wurde extra ein Damm gebaut. Er steht nun in seinem eigenen kleineren See.
19. Juni 2023 – Wanderung mit Ortlerblick
Wir haben es bis zu unserem höchsten Pass der Tour hinauf geschafft. Ein Ruhetag ist drin. Und diesmal ohne Rad fahren. Wir fahren mit der Bergbahn auf eine Alm und gehen wandern. Mit einem grandiosen Panorama auf Ortler, Cevedale und Co. Auf Reschensee und Haidersee. Wir sehen Adler und ein Murmeltier. Und baden nackt im eiskalten Bergsee. Wir sind alleine in dieser atemberaubenden Bergwelt. Erst am Nachmittag sehen wir andere Wanderer. Die wunderschönen Bilder dieses Tages werden wir sicher noch lange in Erinnerung haben.































2 Antworten zu „Eine Verabredung in Südtirol”.
Ihr Lieben,
diese Etappen lasen bei mir wunderschöne Erinnerungen aufkommen.
Auch diese Teile Südtirols habe ich schon durchwandert 😊
Euch eine wunderschöne weitere Tour!
Herzliche Grüße
Petra
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Hallo liebe Petra,
nach Südtirol habe ich fast (bzw. fest) einen Gruß von Dir erwartet. Vielen Dank für Deine Zuverlässigkeit.
Ein tolles Wandergebiet hast Du auf jeden Fall gewählt. Auch wir sind aufs Neue begeistert.
Danke für die lieben Wünsche.
Ganz herzliche Grüße
Klaus
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