Richtung Pyrenäen

24. August 2024

Nach der Stadtdurchfahrt von Bayonne verlassen wir die Küste. Zuerst flach an dem Fluss Nive entlang. Links und rechts sehen wir die ersten Hügel des Baskenlandes. Es sind die ersten Berge seit dem Halberg in Saarbrücken. Der Radweg endet und wir müssen über die steilen Hügel. Vorbei an Peperoni-Feldern, die von weitem wie Weinberge aussehen. Hier wird der Grundstoff für das berühmte Gewürz Piment d´Espelette, eine Art Chili, angebaut. Die Stadt Espelette oder Ezpeleta ist ganz in der Nähe. Klaus findet einen tollen Radweg durch eine Schlucht. Leider führt er über einen Pass mit 12 bis 18% Steigung. Wir kämpfen und schwitzen. Das sind wir nicht mehr gewohnt. Schließlich nehmen wir die Route National. Es gibt fast immer einen Seitenstreifen. Und wir haben starken Rückenwind. So schaffen wir es gerade noch in St. Jean-Pied-de-Port unser Zelt aufzubauen. Vor dem Gewitter mit starken Sturmböen. Es dauert nicht so lange.

Wir können noch in die Stadt mit ihren bunten Gassen und Hunderten Pilgern. Hier ist der Start des Camino Frances. Tausende starten von hier aus zu ihrer Pilgerreise. Es gibt unzählige Pilgerherbergen. Doch alle sind: Complet. Gut, dass wir unser Zelt haben. Wir sind ja auch Radreisende und keine Pilger. Trotzdem lassen wir uns einen Pilgerausweis ausstellen. Die Dame der Amis de Camino registriert aber nicht, dass wir die Strecke mit dem Rad fahren wollen. Sie erklärt uns das strenge Reglement des Camino und die Infrastruktur auf dem Weg. Die letzten 100 km müssen sich Wanderer in ihrem Pass zweimal täglich abstempeln lassen, um in Santiago die sogenannte Compostela zu erhalten. Die Compostela ist die Urkunde der Jakobspilger. Wir sind als Radfahrer echte Pilger, wenn wir das auf den letzten 200 km tun. Mal sehen. Eine Muschel lassen wir uns geben. Sie weist uns als Pilger aus.

Exkurs: Der Jakobsweg ist ein über tausend Jahre alter Weg. Jakob, einer der 12 Apostel, pflegte in Spanien zu predigen. Nach seiner Enthauptung im Jahr 44 n.Chr. in Jerusalem, wurde sein Leichnam per Boot nach Campostela gebracht. So die Legende. 812 n. Chr. folgte ein Einsiedler einem Licht, das ihn zum Grab des Apostel führte. Danach folgten Könige und Pilger, um das Grab zu sehen. Bis ins 13. Jh. war der Jakobsweg einer der meistfrequentierten Pilgerwege der Welt. Die Pilger starteten vor ihrer Haustür. Unzählige Strecken führen durch ganz Europa. Heute gilt der Camino Frances als der Hauptpilgerweg. Die wenigsten Pilger starten von zuhause aus. Sie gehen die ca. 700 km  von Frankreich nach Santiago de Compostela.

Auf dem Jakobsweg

25. August 2024

Wie war das nochmal bei unserer Entscheidungsfindung? Ein Vorteil der Route durch das Inland sollte sein: es ist trockener als an der Küste. Schon an unserem ersten Tag auf dem Camino haben wir Nieselregel. Es gibt zwei mögliche Routen. Der EuroVelo 3 oder die Passstraße in Richtung Pamplona. Wir nehmen die Straße. Bis zur spanischen Grenze ist viel Verkehr. Dort gehen die Franzosen billig einkaufen und fahren zurück. Der Verkehr lässt nach. Es geht stetig bergauf. Mit moderater Steigung. Wir fahren durch malerische Dörfer mit Häusern im baskischen Stil. Dann nur noch durch Wald. Der Regen nimmt zu. In Regenkleidung schwitzen wir am Berg.

Wir erreichen den Pass, die Puerto de Ibañeta, 1057m hoch. An dem Aussichtspunkt sehen wir nur dichten Nebel. An einer Kapelle suchen wir Schutz. Zwei junge Radfahrerinnen kommen von der anderen Route. Sie sind klatschnass und suchen auch einen trockenen Platz. Sie erzählen, dass sie auf der EV 3 Route zwei Tage gebraucht haben. Und im Sturm gestern Abend beinahe ihr Zelt weggeflogen ist. Die zwei Frauen sind kreuz und quer durch Europa gefahren und haben kein Ziel. Sabine fragt sie, wo sie zuhause sind. Ihre Antwort: auf dem Bike. Und überall dort, wo sie gerade sind. Zwei interessante Frauen.

Wir ziehen noch eine Jacke unter die Regenkleidung und dünne Handschuhe an. Dann fahren wir den Pass runter. Es ist eiskalt. Im Pilgerort Roncesvalles sind wir völlig durchgefroren. Und an unserem Campingplatz spüren wir die Finger nicht mehr. Waren es nicht gestern noch fast 30 Grad? Wir sind auf über 800m Höhe. Ein heißer Kaffee wärmt unsere Finger. Hier können wir auch mal die Räder abspritzen. Sie haben es dringend nötig.

Eine deutsch-baskische Familie spricht uns an. Sie informieren uns, dass im Nachbarort heute Abend Fronton gespielt wird. Ähnlich wie Pelota im französischen Baskenland. Mit Korbschlägern spielen zwei Zweierteams abwechselnd einen Ball auf eine Wand. Das interessiert uns. Mit dem Rad sind es nur zwei Kilometer. Wir fahren hin und lassen uns von dem schnellen Spiel begeistern. Nach dem Spiel gibt es Essen und Musik für die Dorfbewohner. Schade, dass wir schon einkaufen waren.

Die letzten Meter durch die Pinienwälder vor…
Bayonne.
Wir entdecken riesige Chili in rauen Massen…
… jetzt wissen wir warum: Von hier stammt das Piment d‘Espelette.
Durch die wilde Schlucht der Nive…
… in Richtung der Pyrenäen.
Hier war ein Ortsbürgermeister besonders ideenreich…
Gott sei Dank Rückenwind
Die baskische Unabhängigkeitsbewegung setzt ihre Zeichen.
St. Jean-Pied-de-Port
Malerische Gassen
Hier starten die Pilger des klassischen Jakobsweg
Auf dieser Tour erst nach fast 2.000 km…
… der erste Flaggenwechsel!
Nebel und Nuesel begleiten uns bis zum Pass…
Puerto de Ibañeta
Hier treffen wir zwei interessante Frauen: Ihr Wohnort – ihre Fahrräder!
Die erste Station der Pilger: Roncesvalles
Eiskalt im Regen durch typisch baskische Dörfer…
… bis zum Campingplatz. Bitte aufwärmen!
Fahrrad-Waschanlage
Spannend – Fronton: sucht den kleinen harten schnellen Ball!