30. August 2024
Es fängt an zu regnen, als wir in Burgos losfahren. Nicht lange und es hört wieder auf. Wir verpacken die Regenkleidung und biegen ab auf die N 120 ab. Klaus hat am Abend zuvor versucht herauszufinden, ob sie stark befahren ist. Wir probieren es einfach. Die einzige Alternative ist wie immer der unbefestigte Camino. Viele Radfahrer benutzen ihn konsequent. Sie sind Radpilger. Wir nicht. Die N 120 ist leer. Kein Auto in Sicht. Maximal alle fünf Minuten werden wir überholt. So freie Straßen wünschen wir uns auch zuhause.
Wir fahren fast 90 km in Rekordgeschwindigkeit für unsere Räder. Zuerst geht es über zwei Pässe von über 1000m Höhe. Am Straßenrand sind rot-weiße Stangen gesteckt. Als Markierung für den Winter, wenn Schnee liegt. Kaum vorstellbar bei den heutigen Temperaturen. Dann geht es nur noch geradeaus. Ohne Steigung, ohne Kurve. Unendlich weit. Abgeerntete ockerfarbene Getreidefelder bis zum Horizont. Sonst nichts. Langweilig, trotzdem interessant, doch gut zum Vorwärtskommen. Wir konzentrieren uns auf unseren Tritt und geben Gas. Kurze Pause in einem Ort im Schatten. Dann geht es weiter geradeaus.
In Carrión de los Condes wohnen wir heute in einer Albergue. Der Campingplatz soll alt und dreckig sein, der Eigentümer überheblich. Im Ort treffen wir zwei Niederländer, die vorgestern in der gleichen Albergue übernachtet haben wie wir. Sie fahren jeden Tag die gleiche Strecke. Immer geradeaus.
Auf nach León!
31. August 2024
Pamplona, Logroño, Burgos…, drei wichtige Städte auf dem Jakobsweg haben wir schon hinter uns. Heute wollen wir nach León. Dann fehlt nur noch Santiago de Campostela. Nach León sind es ca. 105 km. Eine weite Strecke. Ohne nennenswerte Steigungen, mit Rückenwind und auf wenig befahrenen Straßen sind wir auch heute gut unterwegs. Neben uns verläuft wieder der Pilgerweg. Immer gleich. Ein kleiner Pfad. Heute sogar mit unendlich vielen Platanen am Wegesrand. Fast entlang unserer kompletten Tagesetappe. Muss das langweilig sein, hier zu wandern. Eine junge Frau zählt die Sonnenblumen am Rand. Viele hören Musik, lenken sich mit ihren Handys ab und reagieren spät auf unser Buen Camino. Viele Ortschaften gibt es nicht.
Wir sind am frühen Nachmittag in León. Wir schauen uns die gotische Kathedrale an. Wen treffen wir? Die beiden Niederländer. Nun geht es uns wie den Pilgern, die ebenfalls jeden Tag in ihrem Ziel die gleichen Leute treffen. Heute wollen wir was typisch spanisches essen. Wir müssen warten. Essen gibt es erst ab 21 Uhr. Wir bestellen Raciones. Etwas größere Gerichte als Tapas und Pinchos. Die Speisekarte ist nur auf Spanisch. Wir verstehen nichts. Entweder lassen wir uns überraschen und essen einfach alles. Oder wir übersetzen zur Sicherheit mit dem Translator. Das ist gut so. Wir bekommen Wörter übersetzt mit Rinderschnauze, Zunge, Froschschenkel, Blutwurst…, all das wollen wir nicht essen. Mit Hilfe des Übersetzers finden wir leckere Gerichte. Beim nächsten Mal lernen wir vorher die spanischen Vokabeln, zumindest die rund ums Essen.

















2 Antworten zu „Immer geradeaus”.
… da bieten die Städte ja willkommene Abwechslung zur relativ eintönigen Landschaft!
Wenn das Auge so wenig zu sehen bekommt, muss man (in der Kombination mit der flimmernden Hitze) als Pilger zu Fuß fast in eine Art Trance verfallen – quasi wie Rosenkranz-Beten: immer dieselbe „Leier“ …
Weiterhin gute Reise und liebe Grüße aus der ebenfalls heißen Heimat!🥵
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Danke Eva.😊
Ja, die Pilger in Trance. Das trifft es wohl am besten.
Unsere Selbsthilfe sieht so aus: Flucht in die Natur. Ruhe, Abwechslung, die lang ersehnte Farbe GRÜN, rauschendes Wasser, Kälte…
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