Ins grüne Asturien

03. September 2024

Die Puerto de Ventana ist die bisher höchste Stelle unserer Tour. 1587 m hoch. Ein Pass, der uns von Kastilien nach Asturien zur Nordküste führt. Es geht sehr lange hoch in einer bezaubernden Landschaft mit Bergen und unendlicher Weite. Auf dem Pass herrscht dichter Nebel. Keine Sicht. Es geht hinab. Steil. Nass. Und vor allem grün. Wir fahren enge Serpentinen durch dichten Wald. Kühe laufen mitten auf der Straße. Es ist kalt. Trotz Jacken und Handschuhen. Das hätten wir vor zwei Tagen noch nicht erwartet. Steile grüne Berge begrenzen das schmale Tal. Dann fahren wir durch Tunnels und mehrere Schluchten mit hohen Felswänden. Ein totaler Kontrast zu der Weite auf der anderen Seite des Passes. Auch die Dörfer sehen ärmlicher aus. In einem Dorf mit 20 Häusern haben wir ein Zimmer in einem kleinen Hotel reserviert. Das Restaurant hat Ruhetag. Kein Supermarkt. Kanu könnte man fahren oder Höhlen mit prähistorischen Malereien besichtigen. Wir haben aber Hunger. Unsere nette Vermieterin hat Mitleid mit uns und macht für jeden noch zwei Sandwichs. Nette Menschen gibt es in Asturien.

Höhenmeter an der Küste

04. September 2024

Zuerst staunen wir über den Geruch, dann erkennen wir die Bäume: Eukalyptus. Ganze Wälder. Da fehlen nur noch die Koalas wie in Australien. Unsere Tour hat es heute in sich. Auf 80 km kommen am Ende 1400 Höhenmeter. Ein Verhältnis von 1000 hm auf 100 km ist für Räder mit vollem Gepäck gerade noch vertretbar. Die kleinen Ortschaften liegen auf den 150 m hohen Klippen mit weitem Abstand zum Meer. Dazwischen fließen unzählige Flüsse von den Bergen ins Meer. Das bedeutet für uns: steil hinab bis fast auf Meeresniveau und gleich wieder steil hinauf in den nächsten Ort.

Die Abfahrten in die grüne Hölle, wie Sabine sie nennt, machen wenig Spaß, weil dann wieder extreme Anstrengung folgt. Klaus beschwichtigt bei jeder neuen Abfahrt: soweit wird´s schon nicht runter gehen. Geht es aber doch. Unzählige Male. Wir kommen kaum vorwärts. In Novellana, dem Pueblo más bonito de Asturias, dem schönsten Dorf Asturiens, trinken wir einen Kaffee. Gestärkt fahren wir weiter. Und wir können mal wieder zelten. Im grünen aber nassen Asturien. Denn in der Nacht fängt es an zu regen. Nicht umsonst ist es hier so grün.

Regen, Regen, Regen

O5. September 2024

Beim Zeltabbau hört es auf zu regnen, doch das Zelt ist klatschnass. Pünktlich beim Losfahren regnet es dann doch. Und es hört auch nicht mehr auf. Zuerst glücklicherweise nur schwach. Regenpause in einem Café in Tapia. Hier bekommen wir einen Stempel in unseren Pilgerpass. Wir sind wieder auf dem Pilgerweg. Diesmal auf dem Camino del Norte. Ab jetzt brauchen wir zwei Stempel täglich. Auf den letzten 200 km vor Santiago de Compostela. Nur dann bekommen wir dort die Pilgerurkunde. Wenn schon, denn schon.

Heute ist unsere Strecke nicht ganz so steil aber genauso wellig. Über eine ca. 1000 m lange Autobahnbrücke in Schwindel erregender Höhe geht es über den Grenzfluss zwischen Asturien und Galizien. Die Spur für Räder und Pilger ist nur ca. 70 cm breit. Unsere Räder mit Taschen passen gerade so durch. Ein Moped kommt uns entgegen. Wir schieben zurück. Hier kommt keiner aneinander vorbei. Dann los. Sabine kann sich nicht überwinden, auf der engen Spur zu fahren. Links eine Abtrennung zur Autobahn und rechts ein niedriges Geländer. Hoch über dem Fluss. Auf dem Sattel sitzt man quasi auf Geländerhöhe. Klaus fährt. Sabine schiebt. Drei Mountainbiker hinter uns. Sabine joggt. Nur nicht aufs Rad. Aber möglichst schnell über diese Brücke. Am anderen Ende angekommen, fängt es an, in Strömen zu gießen. Die drei Mountainbiker retten sich unter eine Autobahnunterführung. Wir hinterher. Sabine entschuldigt sich für den Stau auf der Brücke. Sin problema.

Eine Gruppe Pilger hat der heftige Schauer mitten auf der Brücke erwischt. Sie sind nass bis auf die Haut. Ein Einzelgänger kommt lauthals singend, etwas verrückt. Dann schimpft er nur noch vor sich hin, in uns bekannter Sprache: So eine Sch…, ich hab keinen Bock mehr, ab in die nächste Unterkunft, dann ist Schluss, endgültig! Ob er morgen weiter pilgert?

Noch zweimal suchen wir was zum unterstellen. Pünktlich am spektakulären Playa de las catedrales hört es endlich auf. Hier ragen mächtige Felsen aus dem Meer, umtost von den Wellen. Höhlen haben sich gebildet, in die man bei Ebbe reinlaufen kann. Jetzt ist Flut und das Meer ist stürmisch. Die letzten Kilometer an Stränden entlang entschädigen uns für den regnerischen Tag. Leider gibt es auf dem Campingplatz keinen matschfreien Stellplatz für unser Zelt. Dafür aber ein Safarizelt mit zwei Betten. Nur die kalte Temperatur an dem heutigen Regentag passt weniger zu Safari.

Bis zu 2.450 m hohe Berge beeindrucken uns.
Panoramablick von…
… der halben Passhöhe.
Das war dann doch erst der Aussichtspunkt vor der…
Puerto de Ventana.
Abfahrt ins grüne Asturien im Nebel, alles nass!
Enge Schluchten in der ewig langen Abfahrt.
Das ist glücklicherweise schon ein paar Tage her.
Durch mehrere Tunnel…
… bis zu ersten kleinen Ortschaften.
Asturgische Pilger!
Typisch buntes Dorf in Asturien
…mit genauso typischen Vorratsscheunen. Und der Camino hat uns wieder.
Immer wieder in tiefe Flusstäler, nur die Autobahn darf oben bleiben.
Bauernhöfe bis ans Meer
Strände zwischen den Steilküsten
Jeder Küchenchef würde uns um unseren Ordnungssinn beim Kochen beneiden.
Die Küste zeigt sich spektakulärer…
… auch für die Pilger des Camino del Norte.
Da kommt ein Moped auf der engen 1 km langen Brücke entgegen – also wieder zurückschieben!
Einer von mehreren Unterstellplätzen
Es wird wilder!
Playa de los catedrales
Abendstimmung mit verlassenem Bademeisterstützpunkt.
Neue Regenwolken über dem Meer.
Wir fliehen ins Safarizelt.