09. September 2024
Wenn ein Pilger im Mittelalter von Santiago noch weiter in den Westen gegangen ist, stand er irgendwann auf einem Cap und vor ihm war nur noch Meer. Finisterra, das Ende der Welt. Einige Pilger gehen auch heute noch bis dahin. Der Abstecher ist für uns eine Zusatzstrecke. Hatten wir eigentlich nicht geplant. Doch wir haben genügend Zeit dazu. Die ersten 10 km hinter Santiago sind sehr schön. Kleine Straßen und Eukalyptuswälder. Dann gibt es nur noch eine Straße. Keine Autobahn in der Nähe. Also viel Verkehr. Uns bleibt nichts anderes übrig. Die Straße ist meist dreispurig und hat einen schmalen Seitenstreifen.
Die spanischen Autofahrer, auch die LKW-Fahrer nehmen viel Rücksicht auf uns. Auch ohne die Hinweisschilder mit 1,5 m Abstand zu Radfahrern, die es sehr oft gibt, fahren fast alle mit weitem Abstand an uns vorbei. Oder sie bremsen ab und warten bis sie überholen können. Jeder hält am Zebrastreifen an. So rücksichtsvolle Autofahrer haben wir noch in keinem Land erlebt. Nach und nach nimmt der Verkehr ab. 11 km vor dem Cap Finisterra finden wir einen Campingplatz mit Meerblick. Das Ende der Welt muss noch auf uns warten. Morgen früh wollen wir dort hoch fahren. Jetzt gehen wir lieber zum Strand. Und ins Meer. Das Wasser ist eiskalt. Lange halten wir es nicht im Wasser aus. Sehr erfrischend. Wir haben das Cap vor Augen. Hin schwimmen ist zu kalt. Lieber fahren wir dann mit dem Rad zum Ende der Welt.
Endlich nach Süden
10. September 2024
Den Westen haben wir jetzt ausgereizt. Wir sind am Cap Finisterra, dem (fast) westlichsten Punkt Spaniens. Insgesamt sind wir bisher mehr Kilometer nach Westen als nach Süden gefahren. Vor uns ist nur noch der Atlantik. Bis Amerika. Das letzte Kilometerschild des Camino zeigt 0,000 km an. Ab hier geht es für uns südwärts. Wir genießen den Weitblick und fahren zurück zum Campingplatz. Unser Gepäck haben wir noch dort gelassen. Es geht weiter an der Küstenstraße. Erst durch ein paar hässliche Städte, dann durch Dörfer, in denen nichts los ist. Auf und ab. Viele Höhenmeter. Meistens haben wir den kräftigen Wind im Rücken.
Wir fahren durch eine Bucht mit einem ca. 10 km langen weißen Sandstrand. Kein Weg scheint an den Praia zu führen. Zwischen Ortschaften und Strand ist undurchdringliches Gestrüpp. Dann kommt ein Strand nach dem anderen, mit Zufahrten. Aber menschenleer. Tourismus spielt in dieser Ecke Spaniens scheinbar keine Rolle. Es gibt keine Hotels, keine Geschäfte, keine Restaurants, nur ab und zu eine Bar. Die Strände, das blaue Meer und die umgebenden Berge sind wunderschön.
An einem Leuchtturm machen wir Pause. Direkt an einem Strand. Mehr als fünf Leute sind hier nicht. Keine Windsurfer, keine Kiter, keine Boote. Obwohl beste Bedingungen herrschen. Ob das im August noch anders war? Bei der kaum vorhandenen Infrastruktur wird es auch in der Hochsaison eher ruhig sein. Gut, dass es auch noch solche Gegenden gibt. Unser heutiger Zeltplatz ist wieder direkt am Meer. Das Wasser ist auch heute nicht wärmer. Obwohl wir schon ein paar Kilometer weiter südlich sind.
















