18. September 2024
Das Auto ist schnell gepackt. Unsere Räder samt Packtaschen passen super rein. Wir nehmen die Autobahn nach Süden. Vorgestern war sie noch teilweise gesperrt. Heute ist sie frei. Wir schalten auf Umluft. Überall ist dichter Rauch und Ruß. Verkohlte Bäume direkt neben der Autobahn. Ein Brand 20 m neben einer Tankstelle wird gerade noch gelöscht. Wir sind froh, im luftdicht abgeriegelten Fahrzeug zu sitzen und nicht auf dem Rad. Es war die richtige Entscheidung. In Figueira da Foz geben wir den Wagen ab. Ca. 150 km sind wir gefahren. Hier ist die Luft schon besser. Nach einer kurzen Überfahrt über einen Fluss mit einer städtischen Fähre können wir mit den Rädern weiter fahren.
An einem Sandstrand warten die Surfer auf die richtigen Wellen. Heute ist weniger Wind, so auch weniger Wellen. Was gut ist für die einen, ist schlecht für die anderen. Die vielen Feuerwehrleute sind sicher froh, dass der Wind die Feuer nicht weiterträgt. Nach 10 km Hauptstraße mit heftigem LKW-Verkehr biegen wir ab auf eine ruhige Nebenstraße. Mit Asphalt. Ohne Kopfsteinpflaster. Wir fahren durch Eukalyptuswälder. Es ist ein bisschen beklemmend. Jederzeit könnte auch dieser total trockene Wald anfangen zu brennen. Dann kommen wir in die Dünen. Sie sind bis zu 100m hoch, erstrecken sich in einer Breite von über 10 km und sind mit Gestrüpp bewachsen. Früher gab es hier Pinienwälder, wie an der französischen Atlantikküste. Teilweise wird wieder aufgeforstet. Aber die Bäume wachsen langsam.
Es gibt eine Überraschung in den Dünen. Ein Radweg. Ein richtiger Radweg mit zwei Spuren und abgetrennt von der Straße. Kilometerlang. Endlich mal wieder ein entspanntes Fahren, ohne dauernd auf den Verkehr zu achten. Hier können wir auch Gegenwind verkraften. Wir fahren zu einem Campingplatz in einem Badeort. Gut, dass wir uns bevor wir zahlen, den Platz ansehen dürfen. Es gibt keinen Schatten, alles ist staubig, die Sanitärräume vergammelt. Nur Dauercampern gefällt es hier. Zur Verschönerung haben sie 10 alte Klos mit Blumen bepflanzt. Das gibt uns den Rest. Wir fahren weiter und versäumen dabei den billigsten Preis fürs Zelten: 9 Euro.
Sechs Kilometer vom Meer entfernt ist ein kleiner Platz, der von einer deutschen Familie geführt wird. Wir kommen in eine grüne Oase. Und werden herzlich begrüßt. Es gibt ein Glas Wasser gegen den ersten Durst und wir plaudern mit der Gastgeberin. Alles ist topp gepflegt. Wir können sogar im Pool ein paar Bahnen ziehen. Es gibt Campingplätze auf denen wir uns gleich wohlfühlen. Alle grüßen und unterhalten sich. Dann gibt es Plätze, da werden wir ignoriert. Keiner sagt guten Tag und jeder ist nur für sich. Dieser gehört zu der ersten Kategorie. Ein belgisches Paar interessiert sich direkt für unsere Tour. Und für Sabines Jakobsmuschel am Rad. Sie erzählen von ihrer Pilgertour 2020 von Belgien bis Santiago de Compostela. Ein schöner Ort. Gut zum Durchatmen nach unserer Flucht vor den Waldbränden.
Strände und Wellen
19. September 2024
Der Radweg von gestern geht weiter nach Süden. Hauptsächlich durch Dünen. Und meist schnurgeradeaus. Wenn wir auf dem Scheitel einer Düne sind, können wir das Meer sehen. Hinter den Dünen ist breiter Sandstrand. Zwischen Porto und Lissabon ungefähr 350 km lang. Mal einsam, mal touristisch erschlossen in Badeorten. Ab und zu kommen wir an einen Aussichtspunkt. Wir sehen die Strände von oben. 50 bis 100 m höher. Leider können wir nicht baden gehen. Wir müssten die voll bepackten Räder hier oben stehen lassen.
Unser heutiges Ziel ist Nazaré. Der Ort ist bekannt für seine Monsterwelle. Hier entstehen die höchsten Wellen der Welt. Durch einen Bruch in der Erdkruste ist vor der Küste eine riesige Unterwasserschlucht entstanden. Sie ist 220 km lang und 5 km tief. Bei starkem Wind brechen sich im Winter die gigantischen Wellen. Lange galten sie für Surfer als unbezwingbar. 2011 versuchte es der Amerikaner Garrett McNamara als erster. Er ritt eine 24 m hohe Riesenwelle. Weltrekord. Von da an gilt das einst ruhige Fischerdorf als Everest für Surfer. Den derzeitigen Weltrekord hält der Deutsche Sebastian Steudtner. Er bezwang 2020 eine 26 m hohe Welle. Eine gefährliche Aktion. Jetski-Fahrer bringen die Surfer auf die Wellenberge. Hilfskräfte stehen am Strand bereit. Heute nicht. Die Wellen sind an der Stelle höchstens eineinhalb Meter hoch. Am benachbarten Strand noch keine 50 cm. Keine Surfer sind im Meer. Trotzdem hunderte Touristen, die zu dem Aussichtspunkt wandern. Und sich dann vorstellen, die Wellen, die sie von oben am Strand sehen, würden sich zu Bergen auftürmen. Wir fahren zum Campingplatz hinter der Stadt. Er liegt in einem Pinienwald. Weit weg vom Strand. So muss zum Schwimmen wieder ein Pool herhalten. Hier machen wir unsere eigenen Wellen.
















2 Antworten zu „Flucht vor den Bränden”.
… was es nicht alles für Weltrekorde gibt?! …
Euch weiterhin gute Reise – hoffentlich ohne Brände & Pannen❣️Passt auf euch auf! ✌️
Liebe Grüße aus der Heimat mit heute traumhaft sonnigem Spätsommerwetter ☀️😎🤗
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Vielen Dank Eva. 😁Die Brände haben wir überstanden . Jetzt sind drei Tage immer wieder mit Regen gemeldet. Also keine Gefahr mehr. Wir freuen uns für euch mit euerem Spätsommer. ☀️
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