Im Tief

26. September 2024

Es gibt Tage die fangen schon bescheiden an. Vor dem Hostel ziehen wir die Regensachen an. Und behalten sie an bis zum Tagesziel. Es schüttet. Und was machen wir im Regen? Wir fahren Rad. Der Gegenwind peitscht uns die Tropfen ins Gesicht. Wir sehen nichts. Die Brillen sind beschlagen. Dann der Verkehr. Auch die vermeintlichen Nebenstraßen sind Hauptstraßen. Sabine ist frustriert. Nicht wegen dem Regen, sondern wegen dem nervigen Fahren im Straßenverkehr. Dauernd achten, dass man im 20 cm breiten Seitenstreifen bleibt. Stur geradeaus, ja keinen Schlenker und immer die anrasenden Fahrzeuge von hinten. Es nervt. Es ist keine Minute entspanntes Rad fahren möglich. Für Sabine nur Stress.

Endlich runter von der Hauptstraße. Wir sind fast alleine auf der Straße zwischen Beerenplantagen. Wie ein Wunder. Und der Tag wendet sich doch noch zum Guten. Am Cabo Sardo, einem Cap mit Leuchtturm, hört es auf zu regnen. Es herrscht aber dichter Nebel. Zwei Niederländer meinen, wir sollten trotzdem zu den Kippen gehen. Es würde sich lohnen. Das tut es dann auch. Das Meer tobt unter uns. Die Klippen haben im Nebel etwas mystisches. Leider sehen wir keine der Weißstörche, die hier in den Klippen nisten. Die letzten 15 Kilometer sind dann auch entspannend. Und unser Zielort Zambujeira do Mar ist ein malerischer kleiner Ort mit weißen Häusern und einer grandiosen Aussicht. Der Campingplatz gilt als der sauberste von ganz Portugal. Ist er auch. Und er bietet einfach alles. Viele Camper aus dem deutschsprachigen Raum sind hier. Wir stellen unser Zelt auf und suchen ein Fischrestaurant. Alle Touristenlokale lassen wir sein. Wir essen in der kleinsten Bar. Fast nur Einheimische sind hier Gäste.

Dazu Erntehelfer aus Indien, Nepal oder Bangladesch. Im  ganzen Ort sind sie am Feierabend unterwegs. Es gibt sogar drei nepalesische Supermärkte. Warum arbeiten so viele Menschen aus diesen Ländern hier? In Portugal sind in der EU die Einreisebedingungen mit die einfachsten, die Einbürgerungsmöglichkeiten am besten. Sie arbeiten in den Gewächshäusern, in denen Erdbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren wachsen. Damit wir in Deutschland ganzjährig Beeren zum Frühstück haben. Und wohnen in einfachen kleinen Fischerhäusern mit bis zu 20 Menschen. Jedenfalls schmeckt uns der Fisch genauso gut wie den Einheimischen und Erntehelfern. Die portugiesische Bedienung ist sehr nett und wir haben einen netten Abend. Es gibt Tage, die fangen in und mit einem Tief an und enden in einem Hoch.

Klippenwanderung

27. September 2024

Heute gibt es nur Superlative. Tollstes Wetter, angenehme Temperaturen, schönste Landschaft. Wir bleiben noch einen Tag. Und wandern auf dem Fernwanderweg Ruta Vincente. Er führt (hier) immer an den Klippen entlang. Der Fischerweg. Mit Blicken auf Buchten mit malerischen Stränden. Wir laufen fast sieben Stunden. Unterbrochen durch viele Fotostopps. Wellen, Buchten, Klippen, Felsen, Dünen, Strände… alle hundert Meter ein neues Motiv. Heute sehen wir auch Weißstörche. Sie fliegen ans Kap zu ihren Nestern. Wir baden an einem Strand in den Wellen und trinken einen portugiesischen Kaffee, einen Galão. Ein richtiger Urlaubstag.

Nach dem Duschen laufen wir dann wieder in Richtung Meer. Der Sonnenuntergang vom Dorfplatz aus ist wunderschön. Dann gehen wir zum zweiten Mal in das kleine Restaurant. Die Bedienung freut sich, dass wir wiederkommen. Heute wählen wir die heimische Spezialität nach Mamas Art, den Bacalhau à Bras. Wir übersetzen das für uns als  Tortilla mit Stockfisch. Das Essen gehört wie die Wanderung zu den heutigen Superlativen.

 

Gibt es die Orte vielleicht gar nicht? Oder sind die Kilometerangaben ohne Gewähr? Oder erreicht man sie im Regen nur unwahrscheinlich?
Im Nieselregen-Gegenwind an der Küste
Am Morgen sieht man noch was. Trotz Regen!
Bestes Wetter.
Zwischenresümee
Völlig übergeschnappt
Besserung am Cabo Sardo…
…stürmische Brandung…
… in mystischer Stimmung.
Neue Weitsicht: Nebel statt Regen
Zambureija do Mar. Das heutige Etappenziel.
Und so zeigt sich die spannende Steilküste…
… am nächsten Morgen…
… bei unserer Klippenwanderung.
Berauschende Wegführung der Ruta Vincente
Logen-Pausenplatz
Die Weißstörche nisten hier sogar in den Klippen
Rein in den Atlantik…
… einmal durchgemischt…
… raus aus dem Meer!
Und nochmal hinein…
…in die Wellen…
… echt hoch.
Findet das Loch!
Auf einer privaten Farm bekommen wir…
… kritische Zustimmung für unseren heutigen Pausentag.
Im weißen Dorf Zambujeira…
… genießt Sabine nach dem gestrigen Stresstag…
… einen entspannenden Sundowner.

2 Antworten zu „Im Tief”.

  1. Ihr Lieben,

    Ich kann euch nur bewundern für euer Durchhaltevermögen und drücke alle Daumen, dass das Wetter auf der restlichen Tour angenehmer wird als am 26. September.

    Weiterhin gute Fahrt!
    Liebe Grüße aus dem verregneten Saarland (aber ich sitze ja im Trockenen 🙂
    Petra

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    1. Liebe Petra, vielen Dank für die Aufmunterung. Tatsächlich hat uns der Sonnenschein wieder. Wir fühlen also eher mit euch, dass ein goldener Oktober die Regenphase zuhause ablöst. Wir genießen derweil eindrucksvolle Felsenklippen an der Algarve.
      Und nochmal Danke. Wir freuen uns über jeden netten Kontakt mit der Heimat.
      Liebe Grüße
      Klaus und Sabine

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