18. Oktober 2024
Gerade als wir losfahren wollen, fängt es an zu regnen. Egal. Wir wollen nicht länger warten. Heute geht es fast nur hoch. Bis auf 1700 m Höhe. In den Ifrane Nationalpark. Hier gibt es die größten zusammenhängenden Zedernwälder Marokkos. Und viele uralte Korkeichen. Aber die meisten Besucher interessieren sich nicht für Bäume, sondern für die hier wild lebenden Berberaffen. Also strampeln wir Höhenmeter um Höhenmeter. Das steilste Stück ist vor El Hajeb. Wir halten an einer Raststätte an. Ein Marokkaner spricht uns auf Deutsch an. Er hat jahrelang in den Niederlanden und in Düsseldorf gearbeitet. Jetzt ist er zurück in seiner Heimat. Er lädt uns zum Kaffee ein und schenkt uns Weintrauben und einen Granatapfel. Er erzählt uns, wie schwierig das Leben für einen Großteil der Bevölkerung in Marokko ist. Sie verdienen ungefähr 150 Dirham am Tag auf den Feldern. Das sind noch keine 15 Euro. Mindestens 20 Euro sind notwendig um ihre Familie zu ernähren. Die Lebenshaltungskosten in Marokko sind gestiegen. Deshalb wollen viele ihr Land verlassen. Doch ohne Ausbildung haben sie wenig Chancen. Ein interessantes Gespräch.
Aufgeputscht mit Nasnas, dem marokkanischen Milchkkaffee, machen wir uns an den steilen Aufstieg. Die Straße ist vierspurig. Autos kommen gut an uns vorbei. Außer völlig überladenen untermotorisierten uralten LKWs. Wir schaffen 5 bis 6 Stundenkilometer und ein LKW kriecht neben uns her mit maximal 7 Stundenkilometer. Dabei bläst er uns rußige Abgase ins Gesicht. Nach der Stadtdurchfahrt wird es besser. Moderate Steigung, weniger Verkehr. Wir wundern uns über die Zwiebeln auf den Feldern. Ein Anbau ist auf dem steinigen Boden nicht möglich. Die Zwiebeln werden hier getrocknet und gelagert. In langen Nischen aus Steinen werden sie einen Meter hoch aufgeschichtet und mit Stroh und Folie abgedeckt. Zwiebeln halten so bis zu 8 Monate. Ein aufwendiges Verfahren. Weiter oben gibt es dann Apfelplantagen so weit das Auge reicht. Bis zum Wald. Dann nur noch Korkeichen.
Schäfer ziehen mit ihren Herden umher. In einer Herde entdecken wir ein gerade geborenes Lamm. Es wird von seiner Mutter trocken geleckt. Die Nachgeburt hängt noch an ihrem Po. Das Lamm macht direkt die ersten Schritte und trinkt. Innerhalb von Minuten. Ein tolles Erlebnis. Nach 1200 Höhenmeter sind wir oben. Wir sehen die Stadt Ifrane. Eine Stadt mit geneigten roten Dächern vor Nadelwald. Die Marokkaner nennen sie die Schweiz Marokkos. Eine für Marokko untypische Stadt. Mit Alleen mit Platanen und riesigen großen Parks. Alles ist grün. Für uns sieht sie eher wie eine französische Stadt aus. Von den Franzosen hat sie auch ihr Erscheinungsbild. Zur Zeit des französischen Protektorats wurde sie zur Sommerfrische reicher Franzosen gebaut. Heute haben hier Marokkaner ihren Sommersitz, sogar der König. Es gibt eine Eliteuniversität, Golfplätze und im Winter Skilifte. Die Gebäude sind zum Teil etwas in die Jahre gekommen. Wie das Haus, in dem wir ein Apartment gebucht haben. Auch die Wohnung ist vergammelt. Dort wollen wir nicht schlafen. Wir können stornieren. Und müssen was Neues suchen. Mitten in der Stadt finden wir ein Hotel im Stil alter Grand Hotels. Dann können wir morgen zu den Affen im Zedernwald.
Berberaffen und uralte Zedern
18. Oktober 2024
Wir machen uns selbst das Frühstück in der Sitzecke in unserem Hotelzimmer. Endlich mal wieder mit Müsli. Wir packen heute keine Radtaschen sondern verlängern um einen Tag im Hotel. Zum ersten Mal ziehen wir wärmere Radkleidung an. Hier oben ist es kalt. Momentan nur 9 Grad. Sogar Handschuhe nehmen wir mit. Ein Pausentag mit Rad fahren. Ohne Gepäck. In die berühmten Zedernwälder des Ifrane Nationalparks. Die höchsten Bäume sind über 40 m hoch und hunderte Jahre alt. Auch mächtige Korkeichen mit dicken Stämmen gibt es. In der Sonne wird es wärmer. Wir ziehen einige Kleider aus.
Einen Berberaffen haben wir über die Straße huschen sehen. Hundert Meter entfernt hält ein Kleinbus mit Marokkanern an. Und plötzlich kommen sie aus dem Wald. Eine Herde von bestimmt 30 Berberaffen. Unsere Fahrräder haben sie ignoriert. Hält ein Auto, erwarten sie Futter. Und das gibt es reichlich. Äpfel, Nüsse, Brot… Die Touristen füttern die Tiere. Und die lassen sich aus nächster Nähe fotografieren. Sie leben in freier Wildbahn, doch wild sind sie nicht mehr. Sabine hat dennoch Respekt vor den scharfen Zähnen und Krallen. Klaus versucht sich mit Füttern. Nachdem der Kleinbus wegfährt, rennen die Affen in den Wald zurück. Und warten auf die nächsten Essensspender. Wir fahren weiter durch die Zedern. Und durch die grüne Stadt. Pflichtprogramm in Ifrane der Lion Stone. Ein Löwe aus Tuffstein. Da sind uns die lebenden Tiere schon lieber.





















