Au revoir Cèdres

21. Oktober 2024

Schade, heute ist unser letzter Tag mit Zedernwald im Moyen Atlas. Unser Gastgeber Simo und seine Frau verabschieden uns nett an der Auberge. Sie interessieren sich für unsere Tour und schauen sich ganz genau die Karte an. Schön ist, dass die Frau sich an dem Gespräch beteiligt. Sie spricht auch Französisch. Das ist meistens nicht so. Die Frauen halten sich oft im Hintergrund und verstehen auch nur ihre Berbersprache oder Arabisch. Doch auf das Abschiedsfoto möchte sie nicht. Frauen dürfen sich nicht fotografieren lassen. Vom Qued Oum fahren wir noch einmal hoch in den Zedernwald. Wälder und Hochebenen wechseln sich ab. Es geht dauernd rauf und runter. Fünf marokkanische Jugendliche kommen uns auf Rädern entgegen. Einer schiebt. Sein Reifen ist platt. Sie haben weder Pumpe noch Flickzeug. Wir wollen helfen, doch unsere Pumpen passen nicht auf das Ventil. Schade. Beim Wegfahren hat auch ein zweites Rad keine Luft mehr im Reifen. Sie kommen aus Khénifra. In die Richtung wollen wir auch. In ein Chambre d‘Hôte kurz davor in Zayane.

 An einer Kreuzung trinken wir noch einen Kaffee bei einem fahrenden Kaffeeverkäufer. Überall gibt es PKWs mit richtigen Kaffeemaschinen im Heck. Jetzt probieren wir das mal aus. Ein perfekter Espresso. Ein Wagen mit drei Männern hält an. Sie stellen sich uns vor als Trainer, Präsident und Sportler der Royal Marocco Federation of Kickboxing. Sie sind stolz auf ihren in Marokko populären Sport.

Beim Weiterfahren sehen wir zum ersten Mal die Berge des Hohen Atlas. Die höchsten Gipfel sind schon schneebedeckt. Wir fahren erstmal bergab. Es dauert noch ein paar Etappen bis wir im höchsten Gebirge Marokkos sind. Unsere Unterkunft ist heute etwas gehobener. Betuchte Marokkaner übernachten dort. Wir sind auch mal nicht die einzigen Gäste. Ein Außenpool mit Aussicht lädt zum Abkühlen ein. Die Marokkanerinnen baden mit Burkini und Kopfbedeckung. Sabine hat nur einen Bikini im Gepäck. Am Pool sitzen Leute und essen. Das ist Sabine zu viel. Dann halt nicht baden. Zum Schwimmen ist der Pool eh zu kurz.

Wir haben noch Zeit bis zum Abendessen. Sabine schreibt Blog und Klaus sichtet Fotos. Ab und an ist es gut, mal Zeit zum Reflektieren unserer Reise zu haben. Wir sind erst 11 Tage in Marokko. Es kommt uns vor, als wären wir schon viel länger hier. Jeden Tag gibt es so viele neue Eindrücke. Die Fahrt durch Frankreich, Spanien und Portugal kommt uns so weit weg vor. Und nun verlassen wir auch die Zedernwälder. Es ist spannend, was danach kommt.

Mal wieder Strecke machen

22. Oktober 2024

Heiß soll es heute werden. Ausgerechnet heute warten 100 anstrengende Kilometer auf uns. Nicht ganz freiwillig. Wir planen die Etappen nach den Unterkünften. Und auf einer Strecke von 100 km gibt es keine Möglichkeit zu übernachten. Der Start verzögert sich. Sabines Vorderrad ist platt. Defekt Nummer drei. Klaus hat Null. Doch wir können eine Abkürzung nehmen. Bauarbeiter versichern uns, dass die Straße asphaltiert ist. Leider warnen sie uns nicht vor der Hundemeute, die uns bellend und Zähne fletschend verfolgt. Wir haben neuerdings Steine in den Trikottaschen. Die werfen wir in Richtung Hunde auf die Straße. Die Hirten machen das auch so. Bei diesen Hunden nützt es wenig. Es hilft nur Gas geben. Ein Schreckmoment. Sabine rast immer noch als Reiter ihr auf dem Feld entgegen kommen. Ein Pferd scheut und bockt. Doch seinen Reiter kann es nicht abwerfen. Die Pferde sind in der Nähe einer Rennbahn. Khénifra ist bekannt für seine traditionellen Reiterspiele. Der Reiter lacht und grüßt. Wir halten an und packen neue Munition ins Trikot. Doch gleich geht es auf die Nationalstraße. Dort sind keine bissigen Hunde.

Wir kaufen Wasser in einem winzigen Shop. Saïd, der Verkäufer, fragt nach unserer Webseite. Er findet unsere Art zu reisen gut. So erfahren wir viel von seinem Land. Er begrüßt und verabschiedet uns mit: Bienvenue en Maroc. Wir fahren zwischen Atlas und dem Tal des Qued Oum. Olivenbäume wachsen auf dunkelrotem Gestein. Der größte Fluss Marokkos wird in einem kilometerlangen Stausee angestaut. Im Frühjahr ist sicher mehr Wasser im See. Jetzt fehlen ca. 50 bis 70 m Wasserhöhe. Überall sind Brunnen. Das meiste Wasser wird für die Landwirtschaft gebraucht. Die Bewohner holen mit Kanistern ihr Trinkwasser aus den Brunnen. Wir trinken in Marokko nur Mineralwasser. Sicher ist sicher. Wir müssen nachfüllen. Bei über 30 Grad haben wir viel Durst. Klaus kauft welches neben einem Café. Sabine fühlt sich beobachtet. 20 Männer sitzen vor dem Café und starren sie an. Keiner sagt was. Manchmal fällt das Wort Almanya. Eine Frau auf einem Rad. Das ist für sie was Besonderes. In unserer Unterkunft heute, im Jardin d’Habiba, hat eine Frau das Sagen. Habiba hat ein sehr schönes Haus mit Garten in zweiter Reihe. Sie verwöhnt uns mit gutem Essen und sauberem freundlichem Zimmer. Für ganze 24 Euro die Nacht. Ganze acht Euro kostet das Menu. Und unsere Räder stehen sicher zwischen Hühnern und Ziegen im Garten.

Tal von Marokkos größtem Fluss Qued Oum-Er-Rbia
Und wir klettern wieder…
… auf die nächste Passhöhe.
Oben angekommen…
… ein letztes Mal in die Zedernwälder.
Leider konnten wir den Jungs mit gleich zwei Reifenpannen nicht helfen. Schade.
Mit diesem Riesenexemplar sagen wir endgültig: Adieu Cèdres!
Der erste Schnee auf über 3.000 m im Hohen Atlas
Kurzer Halt am fahrenden Espressoautomat.
Wir genießen den perfekten Café Noir mit dem Trainer, Präsident und Sportler der Royal Marocco Federation of Kickboxing.
Ein bisschen Luxus im Dar Zayane
Überraschung 1: Statt auf Gravel über neuen Asphalt.
Überraschung 2: Wilde Hundemeute. Während Klaus die Meute irgendwann abschütteln kann, spürt Sabine das Zähnefletschen im Nacken.
Saïd, der nette Wasserverkäufer: Bienvenue!
Begegnung mit fröhlichen (frierenden) marokkanischen Radsportlern
Olivenanbau in Komplementärfarben
Passend zur Roten Erde ist die ganze Stadt eingefärbt.
Wenn bis zu 70 m bis zum Höchstwasserstand des riesigen Stausees fehlen…
… ist dieses Verbot des Wasserministeriums mehr als überflüssig.
Wir sind in der riesigen Ebene,…
… aber immer am Rand zum Atlasgebirge.
Begegnung mit Schafen. Immer tiefer hinein in die Ebene.
Ein freundlicher Schäfer
Unser Tagesziel: Die Kutschenstadt Ighrem Laalam
Gute Nacht im Chambre d‘Hôte von Habiba