04. Februar 2025
Wir rechnen heute mit einem Tag zum Abhaken. Wir kommen wohl 100 km weiter, aber so richtig toll ist heute nichts. Es fängt schon morgens an. Es regnet und Klaus wartet ewig bis er vom Shuttle Taxi abgeholt wird, nachdem er den Leihwagen zurückgebracht hat. Es wird spät bis wir losfahren. Heute gibt es nur den Highway 1. Keinen einzigen Kilometer Seitenstraße. Na dann, Augen zu und durch. Oder besser Augen und Ohren offen halten . Besonders, wenn die vielen Schaftrucks uns an Stellen mit engem Seitenstreifen überholen. Wo fahren die nur die vielen armen Schafe hin?
Es hat nur kurz geregnet. Besser als gedacht. In Oamaru bekommen wir einen der letzten Stellplätze auf dem Campingplatz. Wir fahren in die City. Und sind überrascht. Oamaru hat einen Stadtteil mit gut erhaltenen Geschäftsgebäuden und Hafenanlagen aus der viktorianischen Zeit der Siedler. Also doch noch was schönes an dem Tag.
Zum Dinner steht heute eine Pizza auf dem Plan. Blöd, wir müssten über eine Stunde warten. Wir kaufen was im Supermarkt. Die Kassenfrau hält Smalltalk mit uns. Sie ist die Nettigkeit in Person. Und egal wie lange ein Schwätzchen an der Kasse dauert, keiner dahinter meckert oder drängelt. Echt gut und positiv. In der Campinplatzküche essen wir unser Abendessen. Und bekommen fast eine Rauchvergiftung. Zwei Japaner lassen ihr Essen total anbrennen.
Viel Negatives an dem Tag, aber es macht immer wieder Freude, wenn die Neuseeländerˋinnen uns mit ihrer Freundlichkeit überraschen. Also nein, kein Tag zum Abhaken!
Ein schöner Tag
05. Februar 2025
Gestern Highway, heute Traumstraßen. Gleich hinter Oamaru biegen wir auf die Küstenstraße ab. Traumwetter, Traumstraße und Traumaussicht. Genussradeln. Wir fahren auf fast unbefahrener Straße direkt am Pazifik. Wir sehen tolle Strände, Robben und Möwen. Warum gibt es hier keine Radfahrer, Surfer oder Badende? Schön für uns. Wir sind begeistert. Doch dann müssen wir auf den Highway. Nur dort gibt es eine Brücke über einen breiten Fluss.
Dahinter biegen wir ab zu den Moeraki Boulders. Das sind ca. 50 kugelförmige Felsen aus mit Calcit gebundenem Lehm und Ton. Sie haben eine Durchmesser von bis zu 2,20 Metern und sind ca. 60 Millionen Jahre alt. Sie liegen am Strand und sind bei Ebbe sichtbar. Nach Māori Legende sind es versteinerte Körbe und Kartoffeln, die ein Māorikrieger verloren hat, als sein Kanu auf dem Rückweg von Polynesien am Fluss Waikai kenterte. Sicher sind die Kugeln den Māori heilig. Das hält die vielen Touristen nicht davon ab, auf ihnen zu posen. Wir warten geduldig auf menschenleere Fotos. Das Posen lassen wir sein.
Wir ändern unseren Plan für heute. Ursprünglich wollten wir in Moeraki übernachten. Wir fahren weiter. In Palmerston finden wir ein kleines Hotel. Dann haben wir morgen weniger Strecke und weniger Höhenmeter. Wir nehmen eine Straße durch eine Schlucht und über einen Pass. Doch was ist das? Road closed, next 4 km. Heißt das, dass sie auf den nächsten 4 km gesperrt ist oder ab 4 km? Wir fragen Locals, keiner weiß was. Wir sollten es einfach probieren. Baustellenfahrzeuge kommen uns entgegen. Keiner schickt uns zurück. Es wird steil. 15 bis 16 % ohne flachere Abschnitte dazwischen. Ewig lang. Die letzten 700m muss Sabine passen. Aber Schieben geht auch nicht besser. Klaus redet oben am Pass mit einem Bauarbeiter. Natürlich können wir durchfahren. Er kündigt uns per Funk bei seinen Kollegen an. Alle grüßen freundlich und wünschen uns eine gute Fahrt. Zuhause undenkbar. So haben wir jetzt eine tolle Passstraße ganz für uns allein. Und die Baustelle ist nur kurz.
In Palmerston treffen wir auf Didier aus Frankreich. Er freut sich tierisch, uns zu sehen. Er hat in ganz Neuseeland noch keine anderen Reiseradler getroffen. Ein interessanter Typ. 2023 ist er in Frankreich gestartet und fährt um die Welt. Von Neuseeland fliegt er nach Südamerika und setzt dort seine Reise fort. Schade, dass er nicht in Palmerston bleibt. Wir hätten uns gerne noch länger unterhalten. Im Hotel gibt es eine Bar und ein Restaurant. Beim Essen beobachten wir die Einheimischen. Hierher verirrt sich kein Tourist. Die Männer kommen direkt von der Arbeit, in Arbeitsschuhen und staubiger Kleidung. Sie genießen den Feierabend mit viel Bier, Essen, Musikbox und Glücksspielen. Eine urige Kneipe mit urigen Typen, die ganz den ausgehängten Plakaten mit „How to be an Southern Man“ entsprechen. Ein schöner Tag für uns. Viel schöner als gestern.



























