23. Februar 2025
Es gibt nur drei Pässe, die den Osten und Westen verbinden. Wir wählen den südlichsten, den Haast Pass. Er wurde schon vor der Entdeckung der Siedler von den Māori genutzt. Der größte Adler der Welt, der Haast Eagle, mit einer Spannweite von über 3 Metern hat hier mal gelebt. Aber er ist wie der andere neuseeländische Riesenvogel Moa leider ausgestorben. Dabei hätte er hier ein ideales Revier. Neben der erst 1995 vollständig geteerten Straße ist nur unberührte Natur. Südwest-Neuseeland ist eine der größten Wildnis-Areale der südlichen Hemisphäre. Unberührte Regenwälder reichen vom Meer bis zu vergletscherten Bergen. Die meisten Wälder sind noch nie von Menschen betreten worden. Der Wald ist undurchdringlich. Nur der Kiwi, der Tui und andere Vögel leben hier. Und ihre Feinde die Possums, die massenhaft überfahren auf der Straße liegen. Die Region gehört zur World Heritage Area der UNESCO und macht 10 % der Landesfläche aus. Die Māori nennen sie Te Wāhipounamu. Sie ist ein Beispiel dafür wie der ursprüngliche Superkontinent Gondwana mal ausgesehen haben soll.
Gut, dass es im heutigen Gondwana eine Straße gibt, wenn auch wieder eine sehr steile. Nach 20 km erreichen wir den Pass. Nun geht es bergab. Durch dichten Regenwald. An mehreren Wasserfällen machen wir kurz halt. Sabine baut für Mohit ein Steinmännchen und weint. Der Haast River wird zu einem riesigen hellblauen Strom in einem kilometerbreiten kiesbedeckten Tal und mehreren Seitenflüssen. Bei starkem Regen ist das ganze Tal voller Wasser. Selbstverständlich geht es in dem breiten Tal wieder gegen den Wind, aber bei Sonnenschein. In der Ferne sehen wir die eisbedeckten Gipfel des Mount Hooker und des Mount Cook. Diesmal von der anderen Seite. Am Flusstal entlang fahren wir auf und ab bis Haast. Es ist der südlichste Ort der Westküste. Es gibt einen Campingplatz und ein paar Motels. Und einen Supermarkt mit einem sehr begrenzten Angebot. Ausgerechnet. Wir kaufen für drei Tage ein. Auf unserer weiteren Strecke gibt es nichts.
Regenwald
24. Februar 2025
Nach der Brücke über den Haast River sind wir mittendrin im Regenwald. Hier gibt es keine Farmen mehr, keine Besiedelung, nur Wald. Bis hoch in die Berge. Diese sind heute wolkenverhangen. Aber es regnet noch nicht. Der soll erst morgen kommen. Heftiger Regen. Ab und zu scheint heute noch die Sonne. Wir stoppen an verschiedenen Lookouts an der Küste. Mit Aussicht auf Felsküsten, Lagunen und Delfine. Die wilde Natur der Westküste hat einiges zu bieten. Deshalb nehmen sie auch viele mit Fahrzeugen rundreisende Touristen in ihr Urlaubsprogramm mit auf. Zu unserem Leidwesen. Aber der Verkehr ist nicht zu vergleichen mit dem der Ostküste.
An den Aussichtspunkten machen sich Sandflies, kleine, gemeine Blutsauger, über uns her. Trotz dem Öl aus Eukalyptus und Limone, mit dem wir uns vorsorglich eingesprüht hatten. Beim Fahren geht es. Anhalten wird schwierig. Wir haben eine lange anstrengende Strecke zu fahren. Mit drei steilen Anstiegen hintereinander. Am Lake Paringa essen wir unser Sandwich. Schon wieder pieksen uns Sandflies. Hier wollten wir ursprünglich zelten. Ungefähr 30 km vor unserem Ziel ist ein Café auf einer Lachsfarm. Mitten in der Einöde. Und ein paar Häuser. Es gibt hier nichts. Und das Café schließt um 16 Uhr. Wir müssen uns sputen. Dort können wir wenigstens ohne Störenfriede Pause machen.
An der Bruce Bay halten wir nur zum Fotografieren an. Sandflies. Der Strand gehört zu den schönsten Neuseelands. Der Regenwald reicht fast bis ins Meer. Doch Sonnenbaden kann hier niemand. Außer, er ist immun gegen Stiche. Wir übernachten in einem in die Jahre gekommenen einsamen Motel. Eine Gruppe E-Biker mit Begleitfahrzeug und Anhänger feiert eine Etappe lautstark mit Bier. Sie fahren längs Neuseeland in mehreren Abschnitten. Jedes Jahr ein neuer. Und wollen sich nicht anstrengen, dafür aber mit ausreichend Bier belohnen. Uns bieten sie leider keins an.
Einer von 300 Regentagen
25. Februar 2025
Wir können uns bisher nicht beschweren. Bis auf ein paar kurze Regengüsse an der Ostküste hatten wir immer schönes Wetter. Doch heute soll es regnen. Unser nächstes Ziel, der Fox Glacier, ist nicht weit. Doch es gibt keine freie Cabin auf dem Campingplatz. Erst morgen. Wir fragen, ob wir hier bleiben können. Unser Motelzimmer ist belegt, doch eine Hütte mit Gemeinschaftsküche und -bad ist noch frei. Wir ziehen um. Immer noch besser als Zelten im Regen. Es regnet hier an 300 Tagen im Jahr. 2000 bis 6000 mm pro Jahr an der Küste und 10 000 mm in den Bergen. Zum Vergleich: in Hamburg regnet es ca. 750 mm/Jahr. Der Wetterbericht meldet in Spitzen bis 7 mm pro Stunde.
Weiterfahren macht keinen Sinn. Den Gletscher würden wir im Regen auch nicht sehen. Und morgen soll einer der wenigen Sonnentage sein. Wir fahren kurz zum nahegelegenen Strand, schreiben Blog und planen die weitere Strecke. Einen großen Sack mit schmutziger Wäsche können wir im Moteloffice zum Waschen abgeben. Wir verbringen den Tag mit sinnvollem Nichtstun und lauschen dem Prasseln des Regens. Selbst der Tui ist verstummt und hat sich irgendwo zurückgezogen.






















