Nelson

11. März 2025

Perfekt. Es gibt einen Radweg, den Great Taste Trail, bis Nelson. Er ist gut zu fahren. Eine Joggerin hält uns an. Sie warnt uns vor dem Highway, sie nennt ihn The Death Road. Wir sollen auf jeden Fall den Radweg nicht verlassen und mit der Fähre über den Fluss fahren. So haben wir es auch geplant. Vorbei an einem kilometerlangen Strand auf der Insel Rabbit Island kommen wir in ein Becken, das bei niedriger Tide ohne Wasser ist. Stege führen über das Marschland. Der Radweg ist gut ausgebaut. Kein Asphalt, aber guter Gravel. Ab Richmond sind wir in einem städtischen Ballungsraum. Es gibt holzverarbeitende Industrie. Die Luft riecht nach Sägespänen. Der Radweg wird an dem Highway weitergeführt. Hinter Richmond können wir auf eine alte Bahnlinie wechseln. Mit neuem Asphalt und weniger laut. Es ist ein Radschnellweg in die City von Nelson.

Die Stadt ist quasi ein Pflichtprogramm für uns. Stephan (Babbe) Scheer, ein Jugendfreund von Klaus, hat hier ein Jahr seines fünfjährigen Neuseelandaufenthalts gelebt. Es waren die schönsten Jahre seines Lebens. Und für ihn der schönste aller Orte, an denen er gewesen ist. Und er hat als Traveller vor mehr als 40 Jahren die halbe Welt bereist. Seit einigen Jahren ist er krank und meist ans Bett gefesselt. Wir telefonieren alle paar Tage mit ihm und lassen ihn an unseren Reisen teilhaben. Das bedeutet ihm sehr viel. Wenn er aber Nelson heute sehen würde, wäre es sicher ein anderes. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 30 Jahren fast verdoppelt. Einen Tipp hat er uns noch mitgegeben. Wir sollen uns die größte freistehende Orgel der Welt ansehen. Sie steht mitten in der Kathedrale von Nelson. Sie ist sehr imposant.

Ansonsten beschäftigt uns unsere Weiterfahrt nach Picton. Wir müssen über zwei Pässe. Viele Höhenmeter, steile Straße, eng, ohne Seitenstreifen, viel Personenverkehr und viele Trucks. Schon mehrere Menschen haben uns vor der Straße gewarnt. Und wir wollen einfach kein Risiko mehr auf unserer Fahrt. Wir suchen nach Alternativen. Bus geht nicht, er holt die Räder nur verpackt mit, Shuttles gibt es nicht, Leihwagen ist teuer… was tun? Wir fragen in der City einen Taxiunternehmer. Er will gerade sein Büro abschließen, nimmt sich aber noch Zeit für uns. Klar könnten wir mit dem Taxi bis Picton fahren oder bis Havelock. Na prima! Wir entscheiden uns für Havelock. Das liegt auf zwei Drittel der Strecke. Vom dort aus können wir mit den Rädern bis Picton fahren. Wir sind erleichtert und vereinbaren für morgen eine Abholzeit.

 

Taxifahrt nach Havelock

12. März 2025

 Aaron, der Taxifahrer ist überpünktlich. Er muss nach uns noch Schulkinder nach Hause fahren. Denn wir fahren mit einem kleinen Schulbus. Die Räder passen haargenau hinten rein. Und wir bereuen unsere Investition nicht. In jeder Kurve hätten wir Angst vor den Fahrzeugen hinter uns gehabt. Dann sehen wir den 83-jährigen Briten. Es ist das fünfte Mal. Er fährt die Straße und wir sitzen bequem im Taxibus. Wenn er uns sehen könnte… Doch für uns geht unsere Sicherheit vor. Wir müssen weder uns noch anderen was beweisen.

Wir fahren durch bewaldete Berge. Es sei das zweitgrößte Waldwirtschaftsgebiet Neuseelands, erklärt uns Aaron. Ohne Native Forest. Nur Monokulturen aus amerikanischen Pinien. Die würden hier nur 30 Jahre brauchen bis sie groß genug sind zum Abholzen. In Amerika erreichen sie die gleiche Höhe nach 80 Jahren. So Aaron. Geerntet wird im Kahlschlag, danach wird wieder aufgeforstet.

Havelock liegt am Pelorus Sound, er gehört zum Malborough Sound Nationalpark. Mit einem Postschiff, das viermal die Woche die Anwohner im Sound versorgt, können Touristen mitfahren. Leider haben wir die heutige Abfahrt verpasst, wir sind zu spät. Und es fängt heftig zu regnen an. Zwischen zwei Schauern wandern wir zu einem Wasserfall. Und wollen am Abend Green Mussels, eine Spezialität des Sounds, essen. Ob wir sie überlebt haben, erzählen wir morgen.

Letzte Etappe der Südinsel

 13. März 2025

Es ist kalt in der Nacht. Und unser Zelt ist klatschnass. Wir frühstücken, telefonieren mit Sarah und lassen das Zelt in der Sonne trocknen. Die grünen Muscheln haben wir überlebt. Heute erwartet uns die letzte Etappe auf der Südinsel. Unsere Umrundung der Insel hat in Picton begonnen und ist in Picton zu Ende. Wir fahren den Queen Charlotte Drive, eine Scenic Road immer am Sound entlang. Wir sind mitten im Marlborough Sound. Hoffentlich ist nicht zu viel Verkehr. Wir checken die Abfahrtszeiten der Fähren auf die Nordinsel. Es passt. Die Autos, die zur Fähre wollen, müssen schon früher fahren. Und die nächste Abfahrt ist erst nachmittags. Dass aber sooo wenig Verkehr ist, hätten wir nicht erwartet. Wir können unsere letzte Etappe voll genießen.

Es geht auf und ab. Und immer am Meer entlang. Am Pelorus Sound gibt es noch Kiefernwald und Landwirtschaft. Ganze Berghänge werden gerade abgeholzt. Die Holztrucks kommen uns entgegen. Sie fahren glücklicherweise alle in die andere Richtung. Dann kommen wir an den Queen Charlotte Sound. Hier gibt es wieder den ursprünglichen Regenwald auf den Bergen rings um den Sound. Das Wasser ist glasklar. Und der Himmel ist strahlend blau. Schöner geht nicht. Mal wieder. Wie so oft auf unserer Reise über die Südinsel. Eine Insel der Superlative.

Wir sind schon früh in Picton. Unsere Strecke ist relativ kurz heute. Wir deponieren unser Gepäck im Hostel und haben noch Zeit für eine Wanderung. Picton ist sehr touristisch. Jeder, der auf die Südinsel kommt, muss hier vorbei. Umgekehrt genauso. Es gibt viele Motels, Hotels und Backpacker Hostels. In dem Hafen stehen unzählige große Jachten, wie sonst nirgendwo auf der Insel. Im Fährhafen werden die Trucks und Autos auf Schiffe verladen. Es ist die einzige Verbindung zwischen den beiden Inseln. Auf unserer Wanderung haben wir Aussicht auf den Hafen und den Sound mit seinen vielen Buchten und Inseln. Der erste Teil unserer Radreise ist hier zu Ende.

Radtag 37 (Tag 58)
Wir verlassen Motueka entlang der Moutere Inlet –Lagune
Wir wählen den Radweg über Rabbit Island…
… und lassen uns von einsamen Stränden mit Blick auf Nelson verzaubern.
Durch das Marschland bei Richmond
Unser Freund Stephan, der hier mehr als ein Jahr lebte, freut sich mit uns.
Über den Old Railway Bicycle Path
… ins Zentrum von Nelson.
Ein Tipp von Stephan: die Kathedrale…
… mit der größten freistehenden Orgel der Welt, mit 2.500 Pfeifen.
Wir gedenken mit einem kleinen Licht an Mohit.
Die älteste komplett erhaltene Straße der ersten Siedler, South Street.
Die Skulptur Dance to the Music of Time am Strand der Künstlerstadt Nelson.
Am Abend beschäftigt uns die sichere Weiterfahrt bis Picton…
… wir wählen tatsächlich das Taxi für Zweidrittel der Strecke.
Vorbei an der 13 km langen Boulder Bank, die längste natürliche Schotterbank der Welt. Die schmale dunkle Linie am Horizont zwischen Meer und Bergen.
Und vorbei an dem 83-jährigen Briten!!! Ein bisschen schämen?…
… eher nicht!! Auf dieser engen steilen Straße ist uns ein sicheres Weiterkommen wichtiger.
Bei Regen in Havelock bleibt Zeit für euren Blog!
Mit der ersten Sonne im Hafen von Havelock…
… wandern wir den Dorfweg mit bereitgestellten Wanderstöcken…
… durch den Urwald…
… bis zum Wasserfall.
Havelock ist das Zentrum der Green Mussels...
… folgerichtig unser heutiges Dinner!
Radtag 38 (Tag 60)
Abschied von dem verträumten Havelock
… am Pelorus Sound.
Die Kormorane nisten in den Bäumen. Lautstark.
Am Pelorus Sound bestimmt die Waldwirtschaft das Landschaftsbild…
… in sonst wunderschöner Fjordlandschaft wird seit 1930 abgeholzt!! Und die Trucks haben wir wenigstens nur im Gegenverkehr.
Wir nehmen es hier vorweg. So übergroß präsentiert sich das Holzlager völlig identischer Stämme in Picton.
Wieder zurück. Im Queen Charlotte Sound dominiert wieder der Urwald!
Abfahrt nach Picton…
… mit klasse Ausblick auf den Sound.
Glückliche Umrunder der neuseeländischen Südinsel.