04. April 2025
Es hört nicht auf zu regnen. Glücklicherweise gibt es in Waitangi ein Regenprogramm für uns. Kein sportliches, sondern ein kulturelles. Wir besichtigen die Waitangi Treaty Grounds. Neuseelands wichtigste historische Stätte. Hier wurde 1840 der Vertrag von Waitangi zwischen Vertretern der britischen Krone und 500 Māori-Chiefs unterzeichnet. Der Vertrag gilt als Neuseelands Gründungsdokument. Es gab eine englische Version und eine in Māori. In der Māori-Übersetzung war der Wortlaut in wichtigen Passagen fehlerhaft. Falsch übersetzt. Die Māori unterschrieben die Māori-Version, nachdem sie sie untereinander diskutiert hatten. Doch viele verstanden sie nicht. Sie übertrugen mit dem Vertrag die Souveränität ihres Landes an die britische Krone. Sie dachten aber, sie könnten sich weiterhin selbst verwalten.
Die fehlerhafte Übersetzung und unklare mündliche Erläuterungen führten im Anschluss zu massiven Streitigkeiten und Anspruchsanforderungen von Māori an Paheka, Europäer. 1840 bis 1879 kämpften englische Truppen gegen aufständische Māori, in den sogenannten New Zealand Wars um die Nordinsel. Auf der Südinsel gab es und gibt es bis heute nur wenige Māori. Die Māori weigerten sich, ihr Land an die Krone zu verkaufen. Sie wurden besiegt und enteignet. 1975 wurde ein Waitangi Tribunal eingerichtet, um die Streitpunkte zu klären. Jedes Jahr am Waitangi Day, dem 06. Februar, gibt es Proteste.
In den Waitangi Treaty Grounds wird dies alles dargestellt. Es gibt zwei Museen, das Treaty House, und ein Wharerunanga, ein Versammlungshaus, mit Tanz und Gesang. Auch das weltweit größte Waka, Kanu, in dem 80 Krieger Platz finden, ist ausgestellt. Wir verbringen im Regen fast fünf Stunden an diesem Ort und informieren uns intensiv über die Geschichte Neuseelands und seiner unterschiedlichen Besiedler. Erschreckend finden wir die Darstellung des Landverlustes der Māori seit 1840. Per Gesetz sind sie den Paheka gleichgestellt, doch die sozialen Unterschiede fallen uns auf unserer Reise ständig auf. In abgelegenen Orten mit heruntergekommenen Häusern weht überall die Māori-Flagge. Die schmucken Häuser an den Küsten und Badestränden gehören den Paheka. Die Schere zwischen Arm und Reich ist offensichtlich. Die zunehmende Privatisierung der Wirtschaft hat das historische Prinzip der Gleichheit zunichte gemacht. Aber das gab es eh nur auf dem Papier des Vertrages von Waitangi. Ein interessanter Tag, statt Sport und Natur, einmal die Kultur Neuseelands kennenzulernen.
Es regnet wieder stärker. Neben unserem Motel sind die Hararu Falls. Ohne Regen könnten wir mit einem Kanu bis an den Wasserfall ran fahren. Heute rauscht er wie die Niagarafälle.













