Immer nach Norden

05. April 2025

Der Regen hat aufgehört. Nebel liegt über dem Waitangi. Als wir losfahren, ist der verschwunden. Es geht weiter nach Norden. Durch Regenwald und mit Aussicht auf Sandstrände und blauem Meer. Auf der Karte sehen wir, dass es an einem Strand ein Denkmal für die Rainbow Warrior gibt. Wir können uns noch daran erinnern. 1985 wurde das Greenpeace Schiff, das im Pazifik unterwegs war, um gegen die Atomversuche der Franzosen zu protestieren, im Hafen von Auckland vom französischen Geheimdienst versenkt. Ein Mensch kam dabei ums Leben. Der Vorfall entwickelte sich zu einem weltweiten Skandal. Später wurde das Schiff vor die Cavalli Islands geschleppt und zwischen den Inseln versenkt. Es ist heute ein interessantes Revier für Taucher. Ein Denkmal am Matauri Bay Beach erinnert an das gesunkene Schiff. Das schauen wir uns an.

Wir fahren weiter zum nächsten Strand. Hier gibt es einen Wanderweg auf der Halbinsel Mahinepua Peninsula. Mit toller Aussicht zurück auf die vielen Inseln der Bay of Islands. Ein kleiner Pfad durch Manukasträucher hoch und runter, oft über Treppen. Das Runter wird für Sabine zum Problem. Ihre Oberschenkel, die nur Radfahren gewohnt sind, streiken. Sie krampfen so sehr, dass sich Sabine mit tierischen Schmerzen über den gesamten Trail quält. Die fantastische Aussicht lenkt ein bisschen ab, ein bisschen. Doch Umkehren ist auch keine Option. Jetzt muss sie da durch. Wir gehen im Schneckentempo bis zum Auto.

In der Doubtless Bay auf der Karikari Peninsula erreichen wir unseren nördlichsten Campingplatz. Keiner ist in der Rezeption. Nur zwei Wohnmobile stehen da. Wir rufen die ausgehängte Nummer an. Ein netter Māori kommt vorbei. Alle Cabins sind geschlossen, weil er kein Personal mehr hat. Die Saison ist zu Ende. Doch dann bekommen wir doch noch eine Cabin. Billiger als der Zeltplatz. Wir schwimmen noch kurz im Pazifik. Sabine kann ihre schmerzhaften Oberschenkel lockern. Das Meer ist im Norden wieder angenehm warm.

Unser Traumstrand

06. April 2025

Heute ist Strandtag. Doch nicht mit Handtuch und Sonnencreme. Nein, natürlich mit dem Rad. Von Strand zu Strand. Wir sind auf der Karikari Peninsula, einer Halbinsel fast ganz im Norden. Bis ans North Cape oder bis ans Cape Reinga sind es nochmal ca. 150 km von hier aus. Unser nördlichster Punkt ist diese Halbinsel. Doch bis ans Cape Karikari lassen uns die Māori nicht. Es ist privates Māoriland und abgesperrt. Aber zu den Stränden kurz davor führen Gravelroads. Der Karikari Beach ist über 10 km lang. Er hat nur diesen Zugang im Norden. Sonst liegt er hinter Privatland. Wir schließen die Räder ab und laufen durch Dünen bis zum Strand. Kein Mensch ist hier. Nur Vögel mit riesengroßen Füßen haben hier ihre Fußabdrücke hinterlassen. Das türkisfarbene Wasser lädt zum Baden ein. Kleider aus und rein in die Wellen. Es ist herrlich. Dieser Strand mit seinem weißen feinen Sand ist sicher der schönste hier. Aber es kommen noch einige.

An der Ostseite gleich gegenüber geht es in die Maitai Bay. Hier gibt es gleich zwei Strände zwischen Felsen. Wunderschön. Doch wir können nicht an jedem Strand einen Badestopp einlegen. Zum nächsten Strand sind es dann ein paar Kilometer. Zuerst über eine asphaltierte Straße dann über eine super holprige Gravelroad. Kein Meter ohne Welle. Wie eine Wellblechpiste. Es ist anstrengend. Den einzigen Berg der Halbinsel, den Mount Puheke, haben wir immer vor Augen. Er kommt nicht näher. Von dort oben soll man eine schöne Aussicht über die Strände haben. Dann können wir entscheiden, welcher der schönste ist. Südlich des Berges gibt es den Puheke Beach. Auch ganz nett. Vom Fuß des Berges sehen wir nochmal den Karikari Beach. An seinem Nordende waren wir schwimmen. Er reicht bis hierher und ist wunderschön. Er bleibt unser Favorit. Obwohl es an der Ostküste noch einige Strände gibt. Doch die schauen wir uns nicht mehr aus der Nähe an. Dicke Wolken bringen Regen mit. Wir sputen uns.

Auf unserem Campingplatz in einem Ort mit dem lustigen Namen Whatuwhiwhi warten wir ab, bis die Wolken vorüber ziehen. Bei Sonnenschein schwimmen wir ein zweites Mal im Meer. In der kleinen Bucht direkt vor unserem Campingplatz. Auch ein schöner Strand. Und überall sind wir allein. Die Saison in Neuseeland neigt sich ihrem Ende zu. Auf den Campingplätzen sind nur noch vereinzelte Gäste. Die Schönheit der Strände sieht im Hochsommer bestimmt anders aus. Doch wir können uns nicht vorstellen, dass hier Handtuch an Handtuch liegt. Wir hatten heute die Traumstrände im Norden ganz für uns und behalten sie so in Erinnerung.

Ninety Mile Beach

07. April 2025

Der Ninety Mile Beach ist ein fantastischer schier endlos langer Sandstrand. Er erstreckt sich von Ahipara bis fast zum Cape Reinga. Ninety Mile hat er nicht, er ist genau 88 Kilometer lang. Offiziell ist er zu gezeitenabhängigen Tageszeiten als Straße nutzbar. Jedoch nur mit Allradfahrzeugen, und nicht mit Mietwagen. Gleichzeitig gehört er zum 3000 km langen Fernwanderweg und dem Radweg Te Araroa. Der Beginn der Strecke verläuft über die 88 km Strand. Eine erste Bewährungsprobe. Wir würden gerne ein Stück fahren, wollen aber nachher keine sandigen Räder in den Kofferraum des Mietwagens legen. Doch auf unserem neuen Campingplatz gibt es extra Radduschen. Na dann los.

Die Einfahrtsrampe ist im heftigen Regen vor ein paar Tagen weggespült worden. Doch mit den Rädern kommen wir runter. Erst einmal Schuhe aus und durch Wasser waten. Dann geht es los. Der Sand ist fest genug zum Fahren. Cool. Wir sausen mit Rückenwind über den bestimmt 100 m breiten Strand. Neben uns das tosende Meer. Eine irre Fahrt. Ob wir so aber 88 km fahren wollten, wissen wir nicht. In einer Ebbezeit ist das kaum zu schaffen. Wir kehren irgendwann wieder um. Auf dem Campingplatz spritzt Klaus die Räder ab.

Wir würden gerne auf die bis zu 200 m hohen Dünen südlich des Strandes. Mit dem Auto und dann irgendwie hoch wandern. Mehr als von weitem sehen wir die Dünen nicht. Māori Tapu. Es ist heiliges Land der Māori. Es darf entweder nicht betreten werden oder es kann mit Beschränkungen versehen werden. Dann heißt es auf Māori Rāhui. Fischen kann z. B. ganz verboten oder mit Quoten versehen werden. Ziel ist es, Ressourcen zu schonen und die Umwelt für spätere Generationen zu erhalten. Wir akzeptieren und achten diese Restriktionen. Angesichts des Raubbaus, der vielerorts auf Neuseeland mit der Umwelt gemacht wird, z.B. in Forst- und Landwirtschaft, sind diese überlieferten Elemente der Māorikultur ein Hoffnungsschimmer. Für uns Touristen gibt es Sehenswürdigkeiten zuhauf in diesem Land. Gut, dass es Kleinode in der Landschaft gibt, wo wir eben nicht hingehen (können).

Vor den Cavalli Islands wurde das Wrack Rainbow Warrior versenkt…
… ein Denkmal erinnert an den Anschlag auf das Greenpeace-Schiff.
Auf der Mahinepua Peninsula geht’s steil bergauf…
… sehr steil.
Tolle Wanderung…
… mit extremen Schmerzen für Sabine. Oben verfliegen sie ein bisschen…
… bei dieser grandiosen Aussicht.
!!!
Am späten Nachmittag werden die Muskel im warmen Pazifik gelockert.
Radtag 54 (Tag 83)
Heute besuchen wir alle Strände der Halbinsel. Der erste soll unser Traumstrand werden, der Karikari Beach 😎☀️.
Sabine auf dem Weg durch die Dünen zum Karikari Beach
Wir entdecken einiges…
… welche Riesenvögel waren hier unterwegs? Und wie viele?…
… Muschel, Schnecken, Korallen…
… und Teile des neuseeländischen Sanddollars
… der Sanddollar, der endemische Seeigel, von innen!
Gleich gegenüber, an der Ostküste der Halbinsel, die Maitai Bay.
Eleganter können Wellen nicht einrollen!
Von oben nach unten: Inseln vor dem Festland, Pazifik, Sanddünen der Peninsula, Binnensee, Mangroven.
Weiter geht’s zu den nächsten Stränden…
… auf einer zur Wellblechpiste ausgefahrenen Gravelroad!
Vor dem Mount Puheke schauen wir nach Süden zum Puheke Beach…
… und nach Noden auf den verlängerten Arm unseres Traumstrandes.
Am nächsten Tag wird‘s spannend, an der Ramp, der Zufahrt…
… zum Ninety Mile Beach!
Einzigartig!
Fantastisch!
Unendlich!
Im Meer!
Schlechter Drohnenpilot, aber perfekter Rundblick!
!!!
Bis zu den 200 m hohen Dünen dürfen wir nicht. Ein Māori-Heiligtum!
Der Weg dorthin wird bei Flut ohnehin versperrt!
Der Blick vom südlichen Ende auf den endlosen Ninety Mile Beach!

3 Antworten zu „Immer nach Norden”.

  1. Ihr Lieben,

    die wunderschönen Fotos machen neidisch und das Traumwetter entschädigt euch sicher für die Regentage.
    Wollt ihr irgendwann wieder zurück oder bleibt ihr in Neuseeland?

    Herzliche Grüße aus der Heimat
    Petra

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    1. Liebe Petra,

      ja, echt perfekte letzte Tage in NZ.
      Unser Visum läuft ab. Nach 90 Tagen ist Schluss. Ach nein, wir freuen uns jetzt auf zuhause. Vor allem auf unsere liebe Sarah, die wir endlich in den Arm nehmen dürfen.

      Ganz liebe Grüße ins Saarland
      Klaus und Sabine

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  2. Avatar von passionate74f297c41f
    passionate74f297c41f

    WOW – was für ein Erlebnis: Radfahren am menschenleeren Traumstrand!!!

    LG Eva

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