05. bis 24. Juni 2025
Wir haben noch ein paar Wochen Zeit in Sabines Sabbatical. Und Sarah hat Pfingstferien. Sie hat sich zu dem B-HARD Ultra Race in Bosnien-Herzogowina angemeldet. 1.215 Kilometer und 16.000 Höhenmeter in einem Zeitlimit von 90 Stunden. Zusammen mit ihrem Partner Mohit wollte sie ursprünglich daran teilnehmen. Nach seinem tragischen Tod fährt sie nun in Gedenken an ihn. Und wir springen ein und begleiten unsere Tochter zu dem Rennen. Es ist ihre Art der Trauerbewältigung und wir wollen sie unterstützen so weit wir es können.
Wir machen unseren alten VW-Bulli, Baujahr 1987, reisefertig. Es ist eine weite Strecke für den alten Bus. Aber in mehreren Etappen wird er es schaffen. Und wir können drei Räder mitnehmen und bequem campen.
Die erste Etappe geht bis Hinterzarten in den Schwarzwald. Wir übernachten dreimal bei Sarah und helfen ihr beim Aufräumen und Packen. Und genießen die Lauf- und Radstrecken im Hochschwarzwald.
Am Pfingstsonntag fahren wir los. Klaus bemerkt nach dem Tanken, dass Benzin aus dem Tank tröpfelt. So ein Mist. Er ist schon alt, der Bus, und irgendwas ist immer. Was tun? Cool bleiben und einfach fahren. Zur Not kann er auch in Bosnien repariert werden. Nach ein paar gefahrenen Kilometern hört das Tröpfeln auf. Wenn wir den Bulli nicht vollgetankt irgendwo abstellen, sollte alles klappen. Wir fahren bis kurz hinter den Chiemsee. Sarah steigt vorher aus und absolviert noch eine Trainingsstrecke von 180 km mit einigen Bergsprints. In Regen, Kälte und Dunkelheit kommt sie an. Sie wird sich noch zurücksehnen. Ab jetzt wird es heiß.
Zwei Tage gönnen wir uns in Slowenien. Im Triglav Nationalpark. Wir fahren Rad auf tollen Radwegen und kleinen Straßen. Zu dem Bohinjer See und dem 78 Meter hohen Savica-Wasserfall mit smaragdgrünem Wasser. Am nächsten Tag klettern wir mit Rädern satte 1.400 Höhenmeter bis ins Weltcup-Biathlon Stadion auf der Pokljuka. Und gehen baden in den See von Bled. Dort wollten wir immer schon mal hin. In Slowenien waren wir sicher nicht das letzte Mal.
Weiter geht es nach Bosnien-Herzogowina. Es wird heiß. Ohne Klimaanlage im Bus kühlt uns nur der Fahrtwind. Südlich von Banja Luka campen wir am Fluss Vrbas. Sarah fährt eine längere bergige Trainingsrunde, wir bevorzugen heute die flache Variante am Fluss bis nach Banja Luka. Ein Bad im blauen Fluss bringt uns eine tolle Erfrischung. Am Abend kochen wir indisch. Mohits Lieblingsessen. Er wäre gestern 36 Jahre alt geworden.
Wir ziehen für zwei Nächte um in die Stadt. In ein Apartment. In der Nähe von Sarahs Start zum Rennen. Der Bus steht sicher im Hinterhof. Klaus begleitet Sarah auf ihrer Trainingsrunde. Sabine macht einen Stadtbummel. Es ist ihr zu heiß.
Am Tag vor dem Rennen fährt Sarah beim Warm-up-Race mit. Mit Sightseeing und typischem Essen. Ihr Rad wird in einem Rad-Shop noch neu eingestellt. Kurz vor dem Briefing des Veranstalters. Alle Fahrer*innen werden persönlich vorgestellt. Sarahs Ride for/with Mohit wird ein besonderer Moment gewidmet. B-HARD wird von ganzem Herzen von einer gemeinnützigen Organisation organisiert. Der Hauptorganisator Nik und sein Vater schaffen eine sehr persönliche Atmosphäre. Es ist schon die 7. Ausgabe des B-HARD Ultra Race & Brevet.
Ziel der Veranstaltung ist es, während die Teilnehmer*innen ihre persönlichen Grenzen überschreiten, ein positives Bild eines sehr schönen Landes zu fördern. Die 1.215 km lange Strecke führt durch Nationalparks, entlang von Flüssen, Seen und Wasserfällen, über Skizentren der Olympischen Winterspiele 1984, an UNESCO-Weltkulturerbestätten vorbei und über atemberaubendes (und bergiges) Gelände.
Es ist konzipiert als eine perfekte Mischung aus traditioneller Gastfreundschaft, Sightseeing und Rad fahren. Die Route führt einmal komplett um das Land herum. Sie ist alles andere als einfach (Stichwort Name B-HARD) und dient der Qualifikation zum Race Across America.
Der Start ist samstags um 4.30 Uhr. Wir begleiten Sarah zum Start. Dann ist sie weg. Uns bleibt nur der Tracker, um zu verfolgen, wo sie gerade ist und wie schnell sie fährt. Wir schlafen noch etwas und fahren dann auch los. Eine 50 km Runde zu den Krupa Wasserfällen. Unser Vermieter macht uns einen Sonderpreis, damit wir im Apartment bleiben. Eigentlich wollten wir wieder zum Campingplatz bis Sarah zurück ist. Aber so ist es praktischer.
Wir begleiten Sarah per Tracker. Sie ist super unterwegs und genießt die tolle Landschaft. Wenn sie bergauf fährt, ruft sie auch mal an. Wir fühlen mit ihr. Bekommen alle Hochs und Tiefs direkt mit. Wir freuen uns mit ihr und leiden mit ihr. Die große Hitze, ihre Sonnenallergie und oft auch Wassermangel, auch der Schlafmangel, machen ihr zu schaffen. B-Hard, die erste Hälfte des Rennens sei B und die zweite Hard, so Nik, der Veranstalter. Auf der zweiten Hälfte sind nur noch Berge, einmal geht es 10 Stunden nur bergauf. Einige Strecken kennt Sarah schon vom TCR 10 im letzten Jahr. Auch Mohit ist sie gefahren. Für ein paar Minuten hält sie an und weint. So ist das Rennen für Sarah schön und traurig zugleich. Circa 40 km vor dem Ziel bricht eine Speiche am Hinterrad. Sarah fixiert sie. Das Laufrad hält bis Banja Luka. Nach 80 Stunden und 6 Minuten ist Sarah im Ziel. Mit Qualifikation für das Race Across America (sie wird nicht teilnehmen). Wir begrüßen sie als dritte Frau und Fünfzehnte in der Gesamtwertung zusammen mit anderen Fahrern im Ziel. Nun heißt es für Sarah essen und vor allem schlafen. Klaus bringt in der Zwischenzeit das kaputte Laufrad zur Reparatur.
Mittwochs um 11 Uhr ist Siegerehrung. Bei Getränken und Snacks tauschen sich die Teilnehmer*innen über ihre Erlebnisse während der Tour aus. Der Bus wartet gepackt am Apartment. Wir wollen noch bis Österreich fahren. Diesmal nicht über die Tauernautobahn, sondern über Graz. Zu Beginn der Pfingstferien gab es auf der Tauernstrecke einen 45 km langen Stau. Also umplanen. Wir übernachten auf einem kleinen Campingplatz in den Alpen. Schade, dass wir nicht nochmal in Slowenien Station machen können. Doch es graut uns vor den Staus am Ferienende.
Dann statten wir lieber dem Attersee in der Nähe von Salzburg einen Besuch ab. Der See ist glasklar. Schwimmen können wir in der Nähe vom Campingplatz. Doch der ist übervoll und hat eine miese Ausstattung. Und beim Rad fahren auf den Straßen ist viel Verkehr. Eine Übernachtung reicht.
Wir fahren weiter zum Chiemsee und finden noch einen Stellplatz auf einem Strandcamping. Ruhig, Blick auf den See, toll zum Schwimmen, unzählige Radwege… Wir genießen die beiden letzten Tage von Sarahs Pfingstferien.
Sonntags geht es zurück nach Hinterzarten. Sarah hat montags Unterricht. Wir bleiben noch einen Tag. Sogar im Schwarzwald ist es heiß. Doch Rad fahren macht trotzdem Spaß.
Dienstags müssen wir uns verabschieden. Wir haben einen Beratungs- und Bike-Fitting-Termin bei der Radmanufaktur Velotraum in Weil der Stadt. Es gibt neue Reiseräder für SaBossi. Wir hoffen, dass sie uns genauso zuverlässig begleiten wie unsere alten Rose-Räder in den letzten 16 Jahren.
Ohne Klimaanlage in brütender Hitze bringt uns unser treuer VW-Bus sicher nach Hause. Ihn tauschen wir nicht gegen einen neuen aus. Wir gönnen ihm aber die ein oder andere Reparatur.
Unsere Fahrt nach Banja Luka war anstrengend, aber auch sehr schön. Wir haben die Zeit mit Sarah sehr genossen und sind froh, dass wir sie unterstützen konnten.





























