Schwarzwald-Radweg

Sabine hat noch Sommerferien bis Mitte August. Wir wollen eine Gravelbike-Tour machen. Für Sabine die erste mit ihrem Gravelbike mit Gepäck. Sarah leiht ihr Taschen aus. Klaus war schon einmal als Bikepacker alleine unterwegs.

Wir wählen den Schwarzwald-Radweg. Die Bewältigung der gesamten Strecke gilt als Herausforderung. Der Radweg erfordert ein hohes Maß an Kondition, aber wir sind ja gut trainiert.

Aktuell weist der Schwarzwald-Radweg eine Länge von ca. 375 km aus. Beim Aufstieg sind ca. 7.200 m zu bewältigen, beim Abstieg ca. 7.000 m. Startpunkt ist der Südausgang des Hauptbahnhofs in Karlsruhe, Ziel ist der Hauptbahnhof in Lörrach. „Naturerleben pur“ lautet das Motto des Schwarzwald-Radwegs, man fährt entweder abseits der Hauptverkehrsstraßen auf gut befahrbaren Forstwegen oder auf ausgewiesenen Radwegen. Insgesamt 180 km auf unbefestigten Wegen.

Wir wollen zuhause starten und vor den letzten beiden Etappen unsere Tochter Sarah in Hinterzarten besuchen. Dann ab Lörrach mit der Bahn nach Hause.

14. Juli 2025 – 1. Etappe: Von St. Ingbert bis Lustadt/ Pfalz

Über Lautzkirchen, Zweibrücken, Hinterweidental, Rodalben, Hauenstein, Annweiler am Trifels, Landau radeln wir 120 km bis zu Sabines Cousine in Lustadt. Es ist heiß, doch unterwegs werden wir zweimal durch einen Regenschauer abgekühlt. Vor einem Café in Annweiler trocknen wir unsere nassen Sachen in der Sonne. Bis in die Rheinebene reichen die Schauer heute nicht. Wir genießen den Abend mit Birgit und Karl-Heinz. Danke für eure nette Gastfreundschaft.

Mit wenig Gepäck mit dem Gravelbike
Regen im Pfälzer Wald
Kaffeepause zum Trocknen…
… in Annweiler.
Durch die Felder der Südpfalz…
… bis zu Sabines Cousine. Danke Birgit und Karl-Heinz!

15. Juli 2025 – 2. Etappe: Von Lustadt ins Albtal

Unser erstes Ziel heute ist der Rheinradweg. Über weite Felder mit allen Arten von Gemüse geht es flach bis zum Rhein. Plötzlich ist reger Radverkehr. Auch von Bikepackern. Flach am Rhein entlang sind einige unterwegs. Wir wollen jedoch in die Berge. Mit der Fähre fahren wir auf die andere Flussseite. Bis Karlsruhe und durch Karlsruhe hindurch geht es bequem auf guten Radwegen.

Im Karlsruher Oberwald, in der Nähe des Tierparks, sehen wir zum ersten Mal unsere Radwegbeschilderung „Rote Raute mit Fahrradsymbol“. Wir sind auf dem richtigen Weg. Es geht weiter eben und angenehm über Äcker und Wiesen.

Der erste Anstieg am Schwarzwald-Nordrand hat es schon in sich. Mit Sabines Ritzel gerade noch fahrbar. Viel steiler geht nicht, dann müsste sie schieben. Doch diesen ersten Berg schafft sie gut. Einige Male geht es noch über Felder und durch Wald auf und ab. Auf asphaltierten Wegen und über Gravel. So haben wir uns das vorgestellt. Es ist eine Herausforderung für uns. Mit Gepäck fahren wir sonst immer auf befestigten Strecken. Leider können wir nicht oben bleiben. Unser Campingplatz liegt ganz unten im Albtal bei Etzenrot. Nach drei Monaten Camping auf Plätzen mit toller Infrastruktur in Neuseeland finden wir hier auf einem deutschen Campingplatz nichts dergleichen. Keine Bänke und Tische, kein Schutzdach, lediglich eine Zeltwiese und die sanitären Anlagen stehen Radreisenden zur Verfügung. Wir suchen uns Holzklötze zum Sitzen. Unser Abendessen und Frühstück haben wir schon drei Orte zuvor eingekauft. Gut, dass es nicht regnet.

Vom Rheinradweg…
… geht es mit der Fähre nach Baden-Württemberg.
Im Schlosspark in…
Karlsruhe.
Im Karlsruher Oberwald startet der Schwarzwaldradweg
Zunächst meist befestigt, aber ständig auf und ab…
… bis zum Campingplatz im Albtal bei Etzenroth.
Unser Campingtisch mit Campingstühlen!

16. Juli 2025 – 3. Etappe: Vom Albtal nach Erbersbronn

Morgens müssen wir wieder hoch. Bis Dobel. Es fängt an zu regnen. Auf einer einsamen Landstraße zeigt unsere Radwegbeschilderung nach links. Unser Weg geht kilometerweit über einen Schotterweg steil bergauf. Wir schwitzen in den Regenjacken. In Dobel setzt dann der Regen so richtig ein. Und es soll auch so schnell nicht mehr aufhören. Auf dem Weithäusleplatz erreichen wir den 822 Metern über Meereshöhe vorerst höchsten Punkt. Von dort geht es abwärts zum Skiheim Talwiesenschänke und danach sehr steil ins Albtal zur Plotzsägmühle.

Nach kurzem Aufstieg essen wir in der Rißwasenhütte, einer Schutzhütte, unsere Brote. Es regnet immer mehr. Schade, dass wir die lange Abfahrt ins Murgtal nicht genießen können. Wir sind etwas unterkühlt und können kaum unsere Lenker ruhig halten, so zittern unsere Arme. Unten kommt dann kurz die Sonne raus. Im Igelbachtal in Richtung Gernsbach wird uns wieder warm. Wir kommen ins Murgtal. Hier ist wieder ein Flussradweg, die Tour de Mur. Leider fängt es immer wieder an zu regnen. Also Planänderung. Wir sagen dem Campingplatz in Erbersbronn ab, verkürzen die heutige Strecke um 15 km und nehmen uns ein Zimmer im Hotel in Au im Murgtal. Es wird ein netter Abend zusammen mit einem niederländischen Bikepacker.

(Eingeschränkte) Weitsicht von den Höhen des Nordschwarzwald
Der Regen hat uns voll erwischt.
Wir planen neu: Hotel statt Camping,…
… wenn sich auch die Sonne nochmal für eine Stunde zeigt. Aber in der Nacht Dauerregen. Eine gute Entscheidung!

17. Juli 2025 – 4. Etappe: Vom Murgtal zum Kniebis

Die Sonne scheint wieder. Aber die 15 km und 200 hm, die wir gestern nicht gefahren sind, haben wir heute zusätzlich. Egal. Über den Murgtalradweg kommen wir gut voran. Dann geht es hoch bis auf 928m nach Unterstmatt. Wir ignorieren die Schwarzwaldradwegbeschilderung auf einem Gravelseitenweg und bleiben auf der Landstraße. Hier fährt fast kein Auto. Es ist angenehmer, glatter und weniger steil hier nach oben zu fahren. In Unterstmatt waren wir im Winter schon mal langlaufen. Nun müssen wir doch auf die Waldwege. Bis auf 1029m am Mummelsee. Durch Forstarbeiten ist der Weg sehr schlecht. Wir sind sehr langsam. Kurz vor dem Mummelsee öffnet sich der Wald. Wir haben einen tollen Blick über den Nordschwarzwald und die Rheinebene. Bis Baiersbronn-Obertal fahren wir auf einer alten schmalen Landstraße in vielen Kurven bergab. Glücklicherweise gibt es hier einen kleinen Dorfladen. Wir kaufen unser Abendessen und Frühstück ein. In Kniebis-Dorf haben wir ein Apartment gebucht. Einen Supermarkt gibt es dort nicht. Wir verstauen alles in unsere faltbaren Rucksäcke. Wieder müssen wir hoch. Auf fast 1000m an der Alexanderschanze. Unser Apartment in Kniebis ist nagelneu. Die Vermieterin erwartet uns schon. Wir genießen den Abend auf der Terrasse mit Blick über den Schwarzwald. Es war ein anstrengender Tag.

Weiter Richtung Süden…
… an der Murg klettern wir entspannt nach oben…
… kurz vorm Mummelsee: Blick auf die Rheinebene, Schwarzwald und Vogesen.
Ruhe-Pause am Ruhestein
Quelle beim letzten langen Anstieg nach Kniebis
Von der Terrasse der Ferienwohnung…
… traumhafter Blick in den Schwarzwald.

18. Juli 2025 – 5. Etappe: Vom Kniebis bis ins Kinzigtal

Der Nordschwarzwald besitzt riesige Waldgebiete, ohne Ortschaften, Wiesen und Felder. Nur Wald, kilometerweit. 40 km lang fahren wir über Schlangenlinien durch Wald. Erst meist flach, dann wellig, später steil auf und ab. Total anstrengend. Nur zwei Bikepacker kommen uns entgegen. Sonst kein Mensch. Bis zur Abfahrt ins Kinzigtal. Nun geht es kilometerweit steil bergab. Im Kinzigtal ist es heiß. Es gibt einen stark frequentierten Radweg. In Steinach haben wir uns einen Platz auf einem Campingplatz reserviert. Wir sollen uns in die pralle Sonne auf die Zeltwiese stellen. Es gibt keinen Schatten. Nach einigem Hin und Her bekommen wir einen Schattenplatz. Dort hätte sowieso kein Wohnmobil hingepasst. Fürs Abendessen finden wir einen Sitzplatz an einer Baustelle. Wieder kaum Infrastruktur für Radler.

In Kniebis werden wir an unsere Langlaufwettkämpfe erinnert…
… der Radweg führt über die Loipe...
… bis zur Aussichtsplattform mit Blick auf den…
Forêt Noire…
… unbeschreiblich schöner…
Schwarzwald.
Über besten Asphalt werden wir in den tiefen Wald geführt…
… 40 km(!) über Gravel ohne Lichtung, ohne Hof…
… nichts wie schwarzer Wald.
Erst kurz vorm Kinzigtal öffnet sich die Landschaft.
Wolfach im Kinzigtal
Unser Camp in Steinach.

19. Juli 2025 – 6. Etappe: Vom Kinzigtal nach Hinterzarten

Heute wird es richtig anstrengend. Wir müssen fast 1000 m hoch. Aus dem Kinzigtal führt eine kleine Straße bis auf die Wilhelmshöhe. Vorbei an einsamen Bauernhöfen. Mit extrem steilen Abschnitten. Der steilste Abschnitt hat 20% Steigung, wie Klaus GPS-Gerät anzeigt. Sabine muss dort passen. Schieben ist angesagt. Klaus schafft es gerade noch. Relativ flach fahren wir über einen Gravelweg bis es über eine Landstraße nach Schonach runter geht. Die Verkäuferin im einzigen Supermarkt hat Mitleid mit uns und verkauft uns in ihrer Mittagspause Wasser in der Hitze. Bis Martinskapelle auf 1100m Höhe geht es wieder bergauf. Hier haben wir vor über 35 Jahren einen unserer ersten Langlaufurlaube gemacht. Wir erinnern uns. Über Brend bleiben wir auf der Höhe. Dann geht es runter ins Hexenloch. Unten gibt es eine Seitenstraße hoch bis zur Kalten Herberge. Auf der Höhe verlassen wir den Schwarzwaldradweg, der von hier nach Neustadt führt. Wir wollen nach Hinterzarten und biegen ab. Dicke Regenwolken ziehen auf. Und wir ziehen schnell unsere Regensachen an. Es regnet bis Hinterzarten. Sarah hat uns einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hinterlegt, sie ist auch noch mit dem Rad unterwegs. Wir freuen uns, sie wiederzusehen.

Nach 20% Anstieg geht’s auf der Höhe auf Gravel weiter…
… über Schonach und hier Martinskapelle mit Donau-Ursprung.
Über einsame Schotterpisten
Ab ins Hexenloch!

20. Juli 2025 – Pausentag in Hinterzarten

Sarah hat Sonntagsdienst im Internat. Sie muss sich um die Jüngsten kümmern. Früh am Morgen macht sie noch eine kurze Trainingstour, dann hat sie Präsenzpflicht. Wir frühstücken mit ihr und ihren Kolleg*innen im Speisesaal. Danach fahren wir zum Schwimmen an den Titisee. Im Strandbad ist viel los. Die Sonne scheint, doch abends soll es gewittern. Nach dem Schwimmen drehen wir noch eine Radrunde um Titisee und Hinterzarten. Sarah fährt am Samstag nach Santiago de Compostela. Dort beginnt am Sonntag ihr Bikepacking Rennen TCR (Transcontinental Race). 4800km von Spanien bis Constanza in Rumänien. Von dort fährt sie mit einer Freundin zurück bis Berlin und fliegt danach wieder zu einem Rennen in die Sierra Nevada. Wir sehen sie dann mehrere Wochen nicht. So ist es schön, dass wir heute noch zusammen sind.

Im Regen kommen wir bei Sarah in Hinterzarten an.
Und hier der Blick von ihrem Balkon bei Sonnenschein,…
… der uns zum Baden im Titisee einlädt. Ob dieser Badegast wohl Rad fährt?
Hallo und Tschüss, liebe Sarah!

21. Juli 2025 – 7. Etappe: Von Hinterzarten bis Saverne

Der Wetterbericht meldet für die nächsten zwei Tage heftigen Regen im Südschwarzwald. So macht es keinen Sinn, die restlichen beiden Etappen des Schwarzwaldradweges zu fahren. Zumal wir im Freien in einer Schutzhütte schlafen wollten. Eine Unterkunft haben wir nicht gefunden. Die Hütten und Wanderheime in der Nähe des Belchen bieten keine Zimmer mehr an. Wir beschließen in Richtung Saarland zu fahren. In der Rheinebene soll das Wetter nicht so schlecht werden. Wir nehmen Abschied. In drei Tagen werden wir Sarah wiedersehen. Von Saarbrücken aus startet sie mit dem TGV nach Paris, von dort mit dem Bus nach Santiago..

Über den Thurner und St. Märgen fahren wir ab ins Glottertal. Über Radwege geht es am Kaiserstuhl vorbei bis zum Rhein. Ein paar Kilometer hinter der Rheinfähre beginnt der Rhein-Marne-Kanal mit seinem Radweg. Er führt direkt bis Straßburg. Die Stadtdurchfahrt ist etwas kompliziert, weil überall Radwege neu gebaut werden und die Durchfahrten gesperrt sind. Wieder am Kanal fängt es an zu regnen. Wir wollen insgesamt 155 km bis in unser Hotel bei Saverne fahren und werden es nicht schaffen, rechtzeitig vor Schließung des Restaurants dort zu sein. Wir kaufen unser Abendessen im Supermarkt und essen im Zimmer. Es regnet die ganze Nacht.

Nach dem Thurner: In der Rheinebene scheint besseres Wetter zu sein!
Hinter St. Peter…
… fahren wir ins Glottertal ab.
In der Rheinebene fahren wir am Freizeitpark Rust vorbei.
Und erneut mit der Fähre…
… geht’s über den Rhein nach Frankreich.
Am Canal du Rhone Au Rhin…
… durch die Alleen kurz vor…
… und bis nach Strassbourg.
Europäisches Parlament
Die bedrohlichen Wolken am Rhein-Marne-Kanal erwischen uns.

22. Juli 2025 – 8. Etappe: Von Saverne bis St. Ingbert

Über Grauftal fahren wir durchs Krumme Elsass. Dann fast bis Saargemünd über die Höhen neben dem Saartal. Der heftige Regen von heute Morgen hat aufgehört. Doch dauernd ziehen dicke schwarze Wolken auf. Auf dem Treidelpfad neben dem Saar-Kanal holt uns dann ein heftiger Schauer ein. Wir sprinten unter eine Brücke und warten den sintflutartigen Regen ab. Kaum im Saarland angekommen, scheint auch wieder die Sonne. Wir sind froh, unsere Tour so beendet zu haben. Die lange Bahnfahrt mit vielen Umstiegen von Lörrach nach Hause haben wir so vermieden. Und die fehlende Strecke des Schwarzwalradweges können wir bei einem Besuch bei Sarah irgendwann nachholen.

Über die Höhen über der Saar…
… zum Treidelpfad neben dem Canal des houillères de la Sarre.
Glück muss man haben. Eine Brücke beim Wolkenbruch.
Bisch du platt?“ – Nein, die 25 km nach Hause sind ein Klacks!