Wer behauptet, dass das Nordkap nichts besonderes ist, nur der stählerne Globus auf einem Felsen, ist sicher mit dem Bus von Honningsvåg angereist und hat unterwegs geschlafen. Die Anreise mit dem Rad war traumhaft. So grün hätten wir uns die Insel Magerøya (norwegisch: die karge Insel) nicht vorgestellt, stattdessen verschiedene saftige Gräser, kleine Seen und Moorflächen mit weißem Wollgras.
Die ca. 6000 Rentiere, die überall weiden, fressen sich hier ihren Winterspeck an. Sie kommen seit Urzeiten aus 200 km entfernten Gebieten der Finnmark, heute werden sie im Frühling von ihren Besitzern, den Sami, mit Autos durch den 6,5 km langen Tunnel unter dem Meer vom Festland auf die Insel gebracht. Im Herbst geht es wieder zurück. Doch dann müssen sie schwimmen. Riesige Rentierherden durchqueren dann mit ihrem Nachwuchs den Magerøyasund. Uns Radfahrern schauen sie ganz interessiert nach, die vielen Autos, Wohnmobile und Busse beachten sie nicht.
Es geht rauf und runter, viele Höhenmeter, ganz weit in der Ferne ist schon der 300m hohe Felsen des Nordkaps zu erkennen. Wir haben strahlend blauen Himmel und tolle Fernsicht. Perfekt, kein Nebel, kein Regen, kein Sturm. Doch dann der Schock: ein riesiger Parkplatz voller Autos und Busse. Wir hätten nicht erwartet, dass wir das Nordkap für uns alleine haben, aber so viele Menschen auch nicht. Wir warten, bis die riesige Gruppe rot-gelb uniformierter Schiffsreisenden sich vom Globus wieder in Richtung Bus bewegt. Wir hätten doch gerne ein schönes Startfoto: wir mit unseren Rädern vor der Erdkugel des Nordkaps. Es klappt schließlich doch noch.
Wäre das Nordkap unser Ziel gewesen, wären wir sicher enttäuscht gewesen, doch als Start ist es etwas Besonders. Wir fahren zurück nach Honningsvåg und genießen die tolle Landschaft auf der ersten Etappe unserer Tour.







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