27. September 2022
Passend zur Goldenen Stadt haben wir unser Hotel gewählt: The Gold Bank. Es war früher mal eine riesige Bank, Frühstück gibt es im Tresor und das Interieur glänzt an allen Ecken golden. Zentral gelegen ist es ein guter Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung zu Fuß. Wir schlendern über den Platz Staromestké námêstí an der astronomischen Uhr am Prager Rathaus vorbei bis zur Karlsbrücke. Touristen aus vielen Ländern sind unterwegs. Prag ist für viele eine Reise wert. Für uns ist es nur ein Ziel unter vielen. Auf der anderen Seite der Moldau suchen wir zuerst die John-Lennon-Wall. Sie ist seit 1980, dem Todesjahr des Beatles-Musiker, eine bunte Wand mit Street Art und gilt als Symbol für Frieden, Liebe und Freiheit. Sie wird immer wieder übermalt. Drei Jugendliche haben sich mit Bändern in Ukraine-Farben zusammengebunden und erreichen mit ihrem stummen Protest große Aufmerksamkeit.
Wir gehen hinauf auf den Berg Hradschin zur Prager Burg , dem Wahrzeichen von Tschechien. Weiter unten sehen wir die deutsche Botschaft, die im Herbst 1989 Zufluchtsort für tausende Ausreisewillige aus der DDR war und von deren Balkon Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher die Ausreisemöglichkeit verkündete. Es war der Beginn des Falls der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung. Wir erinnern uns noch gut an die Bilder von damals. Zum Stadtbummel gehört auch eine kulinarische Stärkung. Wir probieren was Süßes: Tradelníky, dt. Baumstriezel. Sie werden frisch aus Hefeteig hergestellt und auf Holzstöcken über offenem Feuer gebacken. Mit Vanilleeis gefüllt, köstlich. Gestärkt schlendern wir weiter.
Der 750m lange Wenzelsplatz in der Prager Neustadt ist häufig Schauplatz von Demonstrationen und Massenkundgebungen. Im Jahr 1989 forderten Volksvertreter wie Vàclav Havel und Alexander Dubček die politische Umgestaltung des Landes. Prag ist voller geschichtsträchtiger Orte. Wir brauchen jetzt aber was zu Essen. Auch ohne Rad fahren haben wir Hunger. Wer die Wahl hat…, in Prag gibt es alle paar Meter ein Restaurant. Unseres hat eine Terrasse mit Livemusik zweier junger Frauen und bietet tschechische Hausmannskost an. Die Beleuchtung der bedeutendsten Fassaden lässt Prag erstrahlen: in der Nacht ist es wirklich eine Goldene Stadt.
28. September 2022 – Wo ist die Moldau?
Der Weg vom Hotel zum Radweg an der Moldau ist wieder abenteuerlich. Es gießt in Strömen, das Pflaster ist rutschig und wir müssen mitten durch die Stadt. Die Radfahrerspur auf der Straße verläuft neben Straßenbahnschienen, wenn sie sich auf ca. 40 cm verengt, kommt die Straßenbahn nicht an uns vorbei. Heilfroh kommen wir an der Moldau an. Doch was ist das? Tausende von Kanus, Kajaks, SUPs… auf der Moldau. Bei diesem Sch…wetter. Die Prager feiern den St. Wenzelstag, den Tag der tschechischen Staatlichkeit. Es gibt viele Veranstaltungen, das Bootsrennen ist wohl eine davon.
Endlich sind wir außerhalb der Innenstadt. Der Moldauradweg beginnt vielversprechend. Nach 20km endet er. Das Tal der Moldau ist eng und steil. Es gibt keine Straße und auch keinen Radweg mehr entlang des Flusses. Wir müssen auf den Berg. Über diese steile Rampe aus rutschigen Betonplatten? Zu steil zum Fahren. Schieben im strömenden Regen ist angesagt. Endlich eine Straße, es geht weiter nach oben. Die Straße geht in eine Schotterpiste über. Und weiter Dauerregen. Macht das Spaß! Das GPS schickt uns wieder ins Moldautal. Über einen steilen, matschigen und zerfurchten Waldweg. Das soll der Radweg sein. Sabine schiebt nun auch bergab. Klaus fährt im Schneckentempo.
Unten angekommen verlassen wir den Radweg und fahren Landstraße. Doch auch die führt immer wieder auf und ab. Von der Moldau über einen Berg, wieder zur Moldau hinab, über eine Brücke und auf der anderen Seite wieder hoch. Sonne und Regenschauer wechseln sich ab. Dann reißt auch noch Sabines Schaltzug halb ab. Er muss am Abend repariert werden. Gut dass wir nicht zelten, wie eigentlich beabsichtigt. Doch der Campingplatz-Betreiber hat beim Telefonat mit Klaus einfach aufgelegt. Die junge Frau der Pension, die wir dann kontaktieren ist dagegen sehr nett. Dann halt Pension und ein Restaurant haben sie auch. Der letzte Supermarkt war in Prag. Hier gibt es nichts. Es gibt tolle Radfahrtage und eher bescheidene, doch auch diese finden oft noch ein gutes Ende.



















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