25. September 2022
Hej, hei, moin, hallo und jetzt ahoj? Wir müssen uns an die neue Begrüßung der Radfahrer erst gewöhnen. Aber ahoj? Die Tschechen fahren doch nicht zur See. Klaus ist sich sicher, die Tschechen begrüßen sich so. Er erinnert sich daran, dass dies in der Kinderserie über Pan Tau so war. Wir probieren es aus, ja wirklich wir bekommen ein fröhliches ahoj zurück. Andere grüßen zurückhaltend mit dobry den. Dann kann es ja losgehen. Kurz vor der Grenze verabschieden uns zwei deutsche Radfahrer, die ihre Wochenendausfahrt in der Sächsischen Schweiz machen. Endlich wieder Flaggenwechsel. Doch was ist oben und unten bei der tschechischen Fahne? Auf dem Grenzpfosten am Radweg ist sie abgebildet. Weiß ist oben. Wir fahren über die Grenze in den Böhmerwald. Der Elberadweg heißt jetzt Laberadweg. Er bleibt gut zu fahren und ist wunderschön. Es geht durch das Tal Porta Bohemica, die Böhmische Pforte, wo die Elbe einen tiefen Einschnitt in das Böhmische Mittelgebirge bildet. Dečín, Ústí , Lovosice nad Labem…, d.h. an der Labe, die tschechische Bezeichnung der Elbe. Noch nie haben wir von diesen Städten gehört. Allerdings ist uns die ein oder andere deutsche Bezeichnung geläufig. So auch Terezin, das wir aus dem Geschichtsunterricht als Konzentrationslager im Nationalsozialismus unter dem Namen Theresienstadt kennen.
In Prag waren wir schon einmal vor 13 Jahren, zur Jugendeuropameisterschaft im Schwimmen. Unsere Tochter Sarah hat sich damals dafür qualifiziert. Und im Bayrischen Wald zum Langlaufen kurz über die Grenze. Das war’s. Nun dürfen wir auch die nicht touristische Seite kennenlernen. Wir verlassen die Böhmische Schweiz. Die steilen Felsen verschwinden, dafür sehen wir in der Ferne einzeln stehende Berge, erloschene Vulkankegel. Es wird ländlich. Die Häuser sind weniger herausgeputzt als in Deutschland, die Gärten unaufgeräumt, doch es gibt in den Städten viele neue Anlagen: Schwimmbäder, Sportplätze, Spielplätze…, und überall am Radweg Biergärten. Sie sind bei dem sonnigen Herbstwetter gut besucht. Viele Tschechen sind auf dem Radweg unterwegs.
In Litoměřice haben wir ein Apartment gebucht. Campingplätze gibt es nicht. Wir sind erstaunt über die Altstadt. Es ist ein richtiges Kleinod mit barocken und klassizistischen Fassaden, eindrucksvollen Kirchen und einem Bischofssitz. Tschechien hat mehr zu bieten als Prag und seine Bierstädte. Trotzdem freuen wir uns auf die Goldene Stadt. Ahoj. Willkommen in Tschechien.
26. September 2022 – Der Weg in die Goldene Stadt
Heute haben wir uns viel vorgenommen, wir wollen über 100km bis Prag fahren. Der Laberadweg macht viele Schleifen. Über die Straße wäre die Strecke kürzer, aber lange nicht so schön. Es hat geregnet, doch pünktlich zur Abfahrt hört es auf. Bis Mělník folgen wir der Labe, dort mündet die Moldau in die Elbe/Labe. Wir überqueren den Kanal und kommen zum Moldauradweg. In Mělník gibt es einen riesigen Containerhafen. Fahren die Tschechen doch zur See? Viele Container werden hier von der Bahn auf Schiffe verladen oder umgekehrt.
In großen Schleifen an der Moldau entlang kommen wir bis 20 km vor Prag. Dann hört der Radweg auf. Wir müssen über einen Berg. Der Anstieg ist steil und dauert lange. Es geht wieder an die Moldau hinunter. Und hier beginnt die Feierabendausfahrt der Prager Radfahrer. Es ist Hochbetrieb. Viele nutzen den breiten zweispurigen Radweg für ihren Sport nach der Arbeit. Auch in einem Park sind viele Jogger, Radfahrer, Scater… unterwegs. In der Stadt ist Schluss mit Radwegen. Wir stehen vor Hauptstraßen mit Schienen für Straßenbahnen, Bussen und vor allem viel Autoverkehr. Wo müssen wir hin? Das GPS leitet uns mittendurch. Prag ist keine Radfahrerstadt.Wir sind heilfroh, endlich am Hotel zu sein. Und dieses ist auch nicht radfahrerfreundlich. Sogar für das Unterstellen unserer Räder müssen wir zahlen. Aber so stehen sie wenigstens sicher und wir können die Stadt zu Fuß erkunden. Das ist weniger gefährlich.




























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