02. Oktober 2022
Alles ist grau. Die Donau, der Himmel, der Radweg und unsere Stimmung. Es gießt in Strömen und es soll auch nicht aufhören. Da müssen wir durch. Wir ziehen unsere Regenkleidung an und fahren los. Heute begegnen uns sicher nicht viele Radfahrer. Weit gefehlt. Große Gruppen kommen uns entgegen. Sie fragen uns, ob wir in die richtige Richtung fahren. Ja sicher, nach Malta geht es zunächst stromaufwärts. Die Radfahrergruppen, meist ältere Semester, sind nur mit dünnen durchsichtigen Ponchos gegen den Regen ausgestattet. Und alle mit den gleichen Packtaschen: Rad und Schiff. Das riesige Begleitschiff folgt. Es hat die Gruppe wohl an der Schlögener Schlinge herausgelassen und jetzt müssen alle Rad fahren. Auch bei Sauwetter. Gebucht ist gebucht.
Nach der Donausehenswürdigkeit sehen wir niemanden mehr. Außer einer Schlange, der der Regen nichts ausmacht. Vor Passau essen wir unsere Brote in einer Bushaltestelle. Der Wetterbericht meldet 2 mm Regen pro Stunde. Es gießt immer mehr, eher 10 mm. Passau passieren wir nur. Bei dem Wetter halten wir nicht an. Vor zwei Jahren konnten wir uns die Stadt bei Sonnenschein ansehen. Heute wechseln wir nur vom Donau- auf den Inntalradweg. Auch der Inn ist grau. Aber diesmal wenigstens noch nicht über die Ufer getreten wie vor zwei Jahren. In Wernstein übernachten wir im Landgasthof. Wir lassen unsere triefnassen Klamotten trocknen und hoffen auf blau statt grau.
03. Oktober 2022 – Reparaturtag
Das Fahrrad von Klaus läuft nicht mehr rund. Das Hinterrad eiert. Es hat einen Höhenschlag. Also ist erst einmal eine Reparatur vor der Abreise angesagt. Klaus schraubt an den Speichen, doch es tut sich nichts. Das Rad eiert weiter. Glücklicherweise ist in Österreich kein Feiertag. Wir fahren zum nächsten Fahrradladen. Der Mechaniker schraubt an den Speichen. Mit mäßigem Erfolg. Ein neuer Mantel muss her. Doch in dem Laden gibt es keinen passenden. Wir sollen es in Braunau am Inn versuchen. Wir fahren weiter. Die dritte Reparatur ist endlich erfolgreich. Unsere beiden Hinterräder bekommen neue Mäntel. Und die Unwucht in Klaus Rad kann behoben werden. Vielen Dank für die prompte Unterstützung von zwei Radreisenden.
Glücklich fahren wir weiter. Und müssen uns sputen. Wir wollen noch zum Campingplatz in Marktl, Papst Benedikts Geburtsort. Bis 19 Uhr müssen wir dort sein. Wir schaffen es drei Minuten eher. Es ist sternenklar und eiskalt in der Nacht. Wir kochen in einer halboffenen Hütte und wechseln dann schnell in unser Zelt. Die Schlafsäcke sind warm genug , auch bei niedrigen einstelligen Temperaturen, wir schätzen 2 Grad.
04. Oktober 2022 – Wir fahren kurz kurz
Jeder Radfahrer freut sich, wenn er kurz kurz fahren kann. Also mit kurzärmeligem Radtrikot und kurzen Hosen. Endlich können wir die langen Hosen und Windwesten auslassen. Die Herbstsonne ist zurück. So machen uns auch die Berge zwischen Inn und Salzach weniger aus. In Burghausen am Inn geht es gegenüber der längsten Burg Deutschlands steil bergauf. Dafür ist die Abfahrt zur Salzach sehr lang. Wir genießen die ersten Blicke auf die Alpen. Es gab in den letzten Tagen schon viel Neuschnee. Einige Gipfel sind weiß.
Wir treffen auf den nächsten Fernradweg, den Tauernradweg, der in der Fortsetzung als Alp-Adria-Radweg von Passau bis Venedig führt. Vor zwei Jahren sind wir ihn auf einer Österreichtour schon mal gefahren. Die Strecke bis Salzburg kennen wir noch nicht. Damals hatten wir eine Route über die Berge gewählt, weil der Inn Hochwasser hatte. Bis Salzburg fahren wir flach entlang der Salzach meist durch Wald. Um Salzburg einen Besuch abzustatten, ist es zu spät. Die Tage sind kurz und wir wollen nicht im Dunkeln fahren. Wir machen das obligatorische Salzburgfoto in der Abendsonne. Salzburg kennen wir von einer früheren Reise, also nicht so schlimm.
Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es empfindlich kalt. Kurz kurz heißt jetzt frieren. In unserer Pension in St. Leonhard ist es aber schön warm. Auf Campen müssen wir verzichten, wir haben keinen Campingplatz gefunden. Nach der Wettervorhersage träumen wir vom Spätsommer.
05. Oktober 2022 – Es geht in die Alpen
Zuerst ist wieder eine Radreparatur erforderlich. Neue Bremsbeläge müssen her. Sie sind schon wieder abgefahren. Es geht in die Alpen, bergauf und bergab. Die Bremsen müssen funktionieren. Die zweite Behandlung ist an Sabines Knie notwendig. Es schmerzt bei bestimmten Bewegungen. Vielleicht hilft Tapen. In Hallein kaufen wir Physio-Tape. Sabines Knie hat jetzt blaue Steifen. Es hilft. Wenigstens ein bisschen.
An einen unschönen Abschnitt des Radweges erinnern wir uns noch gut. Über den Pass Lueg bis Werfen geht es über 10 km entlang einer Hauptstraße. Der Radweg ist zu einem 40 cm breiten Seitenstreifen verkümmert. Gefährlich. Die Autofahrer halten keinen Seitenabstand, da sie ja bis zu dem Streifen fahren dürfen. Zwei Asiaten mit Kind und viel Gepäck kommen uns entgegen. Wir hätten sie gerne gefragt, wo sie herkommen. Aber außer Winken geht nichts. Anhalten ist zu gefährlich. Endlich kommen wir wieder auf den richtigen Radweg.
In Bischofshofen sucht Klaus nach einer Konditorei. Er möchte unbedingt eine Sachertorte. Gesagt, gegoogelt, getan. Kuchen und Cappuccino sind köstlich. Jetzt fehlt noch der Besuch der Sprungschanze. Gestärkt schaffen wir auch den Berg bis dahin und können Springer beim Training zuschauen. Weiter geht’s. In St. Johann gibt es sogar einen Campingplatz für uns. Mit kleiner Blockhütte zum Essen und Aufenthaltsraum mit WLAN. So können die Alpen kommen.



























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