06. Oktober 2022
Der Tauernradweg geht nach St. Johann steil bergauf. Sabine schont ihr Knie und schiebt eine 17% Steigung hinauf. Klaus fährt die schmale steile Straße nach oben und wird dauernd ganz eng von LKWs überholt. Dann lieber zu Fuß. Oben angekommen ist aber nicht oben. Es geht immer wieder hoch und runter. Mit grandioser Aussicht auf die Berge. Dann fahren wir zur Hauptstraße hinab. Durch einen 2 km langen Tunnel mit extra Radstreifen kommen wir in das Gasteintal. Bis Bad Hofgastein ist es flach. Es ist Altweibersommer oder Indian Summer, die Bäume strahlen vor dem blauen Himmel in Gelb- bis Rottönen. Und es ist warm. Wieder ist kurz kurz angesagt.
Vor Bad Hofgastein wollen wir in den Zug einsteigen, der uns durch den Alpenhauptkamm auf die Südseite der Alpen bringt. Einen Pass gibt es hier nur für Wanderer. Wir müssen eine Zeitlang warten und gehen ein Eis essen. Am Bahnhof suchen wir vergeblich einen Aufzug. Fehlanzeige. Also Taschen vom Rad, Taschen auf den anderen Bahnsteig schleppen, Räder Treppe runter, Treppe rauf schleppen. Es wird dann doch knapp. Der EC fährt ein. Obwohl auf drei Wagen Räder aufgemalt sind, werden wir zum letzten Wagen geschickt. Taschen ab, Räder einen halben Meter hoch heben, Taschen ins Abteil werfen, es muss schnell gehen. Der Zugführer hilft und schon fahren wir ab. Zwei Stationen und einen Tunnel weiter das gleiche nur umgekehrt. Einschließlich Schleppen zum Ausgangsbahnsteig. Zug fahren ist anstrengender als Radfahren. Der Aufzug am Mallnitzer Bahnhof ist im Bau. In zwei Wochen soll er fertig sein. Zu spät.
In Mallnitz müssen wir wieder warten. Der Schlüssel zu unserem Apartment, das wir zwei Tage gebucht haben, muss erst noch gebracht werden. Wir sind die ersten Feriengäste und die Vermieterin entschuldigt sich mit Anfangsschwierigkeiten. Diese nehmen wir gerne in Kauf, das Apartment ist sehr schön und nett eingerichtet. Für unseren geplanten Urlaubstag auf der Südseite der Alpen gerade richtig.
07. Oktober 2022 – Ein Urlaubstag auf der Sonnenseite der Alpen
Heute fahren wir nicht Rad. Die Räder stehen sicher in einer Garage. Und wir ziehen unsere Wanderklamotten an. Sabines Knie wird frisch getapt. Hoffentlich geht es auch schmerzfrei bergab. Wir wählen aus den unzähligen Wandertouren ab Mallnitz in den Nationalpark Hohe Tauern eine Route, die über einen schmalen Bergpfad bergauf führt. Bergab kann alternativ teilweise eine steile Fahrstraße gewählt werden. Für Sabines Knie die bessere Wahl. Ab ungefähr 2000m Höhe sind die Gipfel mit Neuschnee leicht weiß gestäubt. Weiß im Kontrast zu den bunten Wäldern und Hängen, blauer wolkenloser Himmel, klare Fernsicht, Sonne satt und warme Temperaturen, es geht nicht schöner.
Schon die alten Römer haben diese Route über die Alpen gewählt. Relikte alter Römerstraßen sind bis heute hier oben vorhanden. Doch damals wurden die Römer nicht wie wir mit einem Kaiserschmarrn auf der Berghütte auf 1800 m Höhe belohnt. Auch der Abstieg klappt. Sabines Knie muckt nicht ein einziges Mal auf. Das Angebot im Auto eines Bergbauern mit hinunter zu fahren, lehnen wir dankend ab. Seit fast drei Monaten haben wir kein Auto mehr benutzt. Und wir haben ja Zeit. Heute ist schließlich ein Urlaubstag.



















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