18. November 2022
Unser Navi führt uns über kleine Straßen mit riesigem Natursteinpflaster aus Catania heraus. Wir holpern über hunderte tiefe Löchern bis zu einem Doppelkreisel. Jetzt wird es ernst. Links einordnen? Bei vier Spuren und noch Mopeds dazwischen? Augen zu und durch! Geschafft! Wir sind auf der Hauptstraße in Richtung Syrakus. Nicht lange. Unfreundliche Straßenarbeiter haben kein Mitleid mit uns. Die Straße wird umgeleitet. Anwohner dürfen fahren, Transit nicht. Sind wir Transitverkehr? Da hätten sie doch mal ein Auge zudrücken können. Nein, wir müssen den riesigen Umweg fahren. Wieder auf der eigentlichen Straße, nutzen wir den Seitenstreifen. So können LKWs ohne zu Bremsen an uns vorbei brausen. Wir sind hochkonzentriert. Entspanntes Rad fahren ist das wieder nicht.
Endlich dürfen wir auf eine Nebenstraße abbiegen. Natur, wenig Verkehr, so könnte es bis Syrakus weiter gehen. Denkste. Auf unserer tollen Sizilienkarte sind die kommenden Straßen weiß oder gelb eingezeichnet. In Wirklichkeit sind sie vierspurig. Wir fahren über 20 km an Erdölraffinerien am Meer vorbei. Das ist so spannend als würde man in Deutschland über eine Autobahn durch Industriegebiete fahren. Vor Syrakus gibt es tatsächlich einen Radweg. Er führt über eine alte Bahntrasse immer am Meer entlang. Wohl etwas holprig, aber schön. Das erste Mal in Sizilien fahren wir direkt am Meer. In Siracusa gibt es dann noch eine Überraschung. Wir können durch die Stadt bis zur historischen Insel Ortigia über Radwege fahren. Das hatten wir seit Südtirol nicht mehr.
So kommen wir gut bis zu unserem radfreundlichen Apartment mitten im Centro Storico. Wir schieben die Räder in die Wohnung und erkunden die Stadt. Klaus hat heute Geburtstag. Nach der Besichtigung des barocken Domes, der als byzantinische Kirche in den griechischen Athena-Tempel gebaut wurde, wollen wir feiern. Wir finden ein kleines Restaurant und genießen ein typisch sizilianisches Viergangmenü. Im Freien. Im November. So kann das Rentenalter beginnen.
19. November 2022 – Badewetter in Syrakus
Wir bleiben noch einen Tag in Syrakus. Am Montag fährt unsere Fähre ab Pozzallo nach Malta. Wir informieren uns über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in dem UNESCO-Welterbe. Das wievielte ist das eigentlich auf unserer Tour? Wir haben nicht mitgezählt. Zuerst besichtigen wir das griechische Theater und das römische Amphitheater. In der Antike war Syrakus eine mächtige Stadt. Die Tempel hatten wir gestern schon gesehen. Es ist heiß. Mindestens 25 Grad in der Sonne. Für uns. Die Sizilianer*innen tragen bei den Temperaturen dicke Steppjacken und Schals. Und auf dem Rennrad Beinlinge, Langarmshirts und Handschuhe. Schwitzen die denn nicht? Aber es ist ja schließlich Mitte November. Irgendwann muss man die Wintersachen ja anziehen.
Jedenfalls ist für uns eher Sommer. Die weihnachtliche Dekoration und Beleuchtung ist hier für uns komisch anzusehen. Wir wollen heute noch im Meer baden. Rings um die Insel Ortigia gibt es einige Badestellen. Wir umrunden die Insel an der steilen Küste entlang. Es kommt starker Wind auf und wir geben unsere Idee schon auf. Doch dann kommen wir doch noch an einen kleinen Stadtstrand. Einige Tourist*innen sind im Wasser. Na denn, rein in die Wellen. Das Wasser ist noch relativ warm. Und die Sonne auch. Alle Badenden haben ihren Spaß. Auch die vielen Sizilianer*innen, die kopfschüttelnd und amüsiert in ihren Daunenjacken am Samstag vorbeiflanieren. Das sind die Deutschen, versteht Sabine eine Passantin. Aber: Was gibt es schöneres als Mitte November im Meer zu baden?



























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