Nach Catania zum Ätna

16. November 2022

Es geht bergab. Wir finden eine Straße ohne Verkehr und lassen die Räder rollen. Auf nach Catania. Morgen wollen wir zum Ätna oder ital. Etna. Zehn Kilometer fahren wir steil bergab. Es sind noch 500 m bis zu einer größeren Straße. Sabine fährt voraus und ruft: Das darf doch nicht wahr sein! Die Straße ist flächendeckend mit dem gleichen Lehmschlamm bedeckt wie vorgestern. Klaus testet zu Fuß. Es geht nicht. Schon kleine Schlammreste auf der Straße haben sich unter Sabines Schutzblech festgesetzt und blockieren das Rad. Einen Meter weiter und wir haben das gleiche Schlam(m)assel wie zwei Tage zuvor. Wilde Hunde liegen am Straßenrand und beobachten uns. Es gibt sehr viele arme Hunde, die im Müll nach Essbarem suchen. Sie sind meist friedlich und schauen uns nur traurig an. Gefährlich sind eher die Hofhunde. Doch jetzt, was tun? Da durch fahren wir nicht. Wir müssen zurück. 10 Kilometer den Berg hoch? Dann brauchen wir ewig bis Catania. Unsere Strecke ist heute lang. Wir finden einen Abzweig, der uns zu einer Straße bringt, die nicht auf der Karte eingezeichnet ist. Unsere italienische Sizilienkarte ist nicht sehr genau und oft unbrauchbar.

Wir kommen zu einer Landstraße in Richtung Catania. Sie ist landschaftlich sehr reizvoll und der Verkehr ist gerade noch zu verkraften. Wir fahren durch das Hügelland vor Catania mit endlosen Orangenplantagen. In der Ferne sehen wir den Ätna. Er hat kleine Qualmwolken an seinem Gipfel. Er ist aktiv. Andere Wolken, die bläulich schwarz in den Himmel steigen und stinken, sind die Abgase einer Müllverbrennungsanlage. Es gibt also doch eine. Nur besonders umweltfreundlich sieht sie nicht aus. Ungefähr 20 km vor Catania gibt es auch eine riesige Müllhalde. Das heißt aber leider nicht, dass der Müll nicht an den Straßenrand geworfen wird. So schlimm wie hier war es selten. Wilde Hunde suchen nach Nahrung und lecken Reste von der Straße. Sie sind nicht die einzigen, die hier um ihre Existenz kämpfen. Wir sehen einige schwarze Frauen, die ihren Körper anbieten. Der Straßenstrich Catanias. Was vor ein paar Kilometern noch eine schöne Straße war, ist hier erschreckend.

Bis Catania geht es über die Hauptstraße. Die Einfahrt in die Stadt mitten durch die Rush Hour. Wir sind froh als wir in das Zentrum abbiegen können. Wir stehen mitten auf dem Platz vor dem Dom. Von dort ist es nicht weit bis zu unserem fahrradfreundlichen Apartment. Beim Buchen ist für uns das wichtigste Kriterium der sichere Platz für die Räder. Wir wohnen ebenerdig und schieben die Räder vollgepackt mitten in die Wohnung. Unser Basislager für die Ätna-Besteigung ist perfekt.

17. November 2022 – Auf den Ätna

Wie kommen wir auf den Etna? Es führen Straßen bis auf 2000 m Höhe. Zuerst durch die Stadt und dann den Berg hoch. Mit dem Rad zeitlich nicht möglich. Die Strecke ist auch erst außerhalb der Stadt radtauglich. Es gibt im Sommer einen Bus am Tag. Ob er im November fährt, wissen wir nicht. Deshalb mieten wir ein Auto. Wir sind seit vier Monaten kein Auto mehr gefahren. Schon am Abend zuvor sind wir mit dem Bus zum Flughafen und haben dort unseren kleinen roten Fiat 500 abgeholt. Gar nicht so einfach im sizilianischen Verkehr. So können wir nach dem Frühstück gleich los. Klaus fährt und Sabine navigiert mit dem Handy. Es geht durch endlose Orte immer weiter steil bergauf. Endlich keine Häuser mehr. Der Ätna ist unten bewaldet. Herbstlich gefärbte Kastanienbäume und grüne Nadelbäume sind in Sizilien eher selten. Hier gibt es sie. Dann sehen wir nur noch Lavafelder mit gelben Grasbüscheln. Es erinnert uns an die Vulkanlandschaften Islands. Die Aussicht auf Catania und das Meer ist grandios. Es geht in Serpentinen immer weiter bergauf. Bis auf 2000 m Höhe.

Ab hier fährt normalerweise eine Kabinenbahn auf 2500 m. Sie bringt auch im Winter Skifahrer auf den Berg. Es gibt einige Pisten. Jetzt liegt nur stellenweise Schnee. Statt Seilbahn transportieren Allradbusse die Touristen nach oben. Wären die Tage nicht so kurz, wären wir gelaufen. Aber heute wollen wir lieber weiter oben die Vulkanlandschaft erkunden. Warnschilder weisen darauf hin, dass keiner höher als 2700 m steigen darf. Der aktive Ätna qualmt aus seinen Kratern, es könnte Lava abfließen und gefährlich werden. Der Gipfel liegt auf 3357 m über dem Meeresspiegel. Er darf schon seit geraumer Zeit nicht mehr bestiegen werden. Wir sind begeistert von der Aussicht, den Kratern und dem qualmenden Gipfel vor uns.

Auf 2700 m angelangt, gehen wir wie andere Wanderer trotz Warnhinweisen weiter bergauf. Nicht in Richtung Gipfel, sondern zu dem Torre del Filosofo. Von dort kommen wir zu zwei Kratern auf 2935 m Höhe, dem höchsten Punkt unserer Tour. Wir sehen den qualmenden Gipfelkrater. Und einen riesigen Lavastrom von 2017. Wir umrunden den ersten Krater. Es ist beeindruckend, dass hier Vulkanismus ganz nah erlebt werden kann. Und dass er nicht beherrschbar ist. Wolken ziehen auf. Es wird windig und kalt. Jetzt können wir doch noch unsere Handschuhe und Jacken anziehen, die wir seit Alpen umsonst mitschleppen. Wir gehen zurück. An der Bergstation angelangt, ist alles in Wolken. Egal. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Unser Cinquecento muss bis zum Airport ganz schön leiden. Die Straßen sind stellenweise so kaputt, dass jedes Auto nach kurzer Zeit schrottreif ist. Keine Stoßdämpfer halten solche Löcher lange aus. Und wir merken: Auto fahren auf Sizilien ist auch nicht entspannter als Rad fahren. Doch die (fast) Besteigung des Ätnas hat sich gelohnt. Es ist sicher unser Highlight auf Sizilien.

Wir schauen noch einmal auf Caltagirone.
Nach 350 hm Abfahrt treffen wir wieder auf (trockenen) Lehmschlamm…
… etwas später, nass, klebrig, matschig: Nichts geht mehr!! Umkehren!!
Auf der Hauptstraße der erste Blick auf den Ätna, rechts, mit Schneehaube.
Durch Kakteenfelder…
… mit riesigen (essbaren) Früchten…
…nähern wir uns Europas größtem aktiven Vulkan,…
…aber auch den MeerSchweinen vor Catania.
Den Ätna immer im Blick, das abgesperrte Meer dagegen nicht.
Wir erreichen den Piazza del Duomo in Catania.
Eine Stunde später: Cattedrale und Fontana dell‘Elefante
… und am Ende der Hauptstraße wollen wohl alle auf den Etna…
… wir auch, am nächsten Morgen, mit dem netten Cinquecento.
Der kleine Flitzer bringt uns durch Herbstwälder…
… über die Serpentinen zwischen den Lavafeldern…
… bis auf 2.000 m.
Wir sind begeistert…
… von dem rauchenden Ätna!
Zunächst im Nebel durch schwarze Lavafelder…
… dann der freie Blick zum Gipfel.
Durch Schneefelder…
… mit gestylten Wegbegleitern…
… geht’s am Kraterrand weiter nach oben…
… bis zum Torre del Filosofo auf 2.935 m.
Faszination pur: Riesige Nebenkrater…
… über den Wolken!
Schaut genau hin…
… der rauchende Krater, der Lavastrom von 2017, die Nebenkrater!!!
Es geht zurück…
… die letzen 500 Höhenmeter mit dem Allrad-Bus…
… durch die Mondlandschaft bis zur Talstation.
In der Abendsonne geht’s zurück ans Meer.

2 Antworten zu „Nach Catania zum Ätna”.

  1. Vor diesen Leistungen kann ich mich nur verneigen. Sehr schöne und spannende Eindrücke. Gute Weiterfahrt.

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  2. Avatar von Bärbel Schneider
    Bärbel Schneider

    Guten Morgen. Danke wieder fürs mitnehmen und erleben. Wolfgang sagt laufend Hut ab. Kann ich auch nur sagen. Wünschen für die letzten Kilometer alles gute. Mal sehen was ihr noch mi euch erleben. Alles gute für eure Weiterfahrt Wolfgang und Bärbel 🙋‍♀️❤👍👍👍🙏🙏🙏🥂🍾

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