13. November 2022
Heute machen wir eine Zeitreise bis ins 6. Jahrhundert v. Chr.. Damals entstand der Zeustempel im Tal der Tempel in der antiken griechischen Stadt Akragas, lat. Agrigentum. Die archäologischen Stätten liegen auf einem Plateau südlich der noch höher liegenden heutigen Stadt Agrigento. Und wir schauen von unserem kleinen Häuschen bis dahin. Und können zu Fuß hinlaufen. Die teilweise noch gut erhaltenen Tempel und die Akropolis vermitteln uns ein Bild von der Größe, Macht und Kultur Akragas. Wir wandern von Tempel zu Tempel. Mehr als 10 Tempel gibt es. Und das Gelände ist über 5 km lang. Der Concordiatempel mit seinen 6 x 13 Säulen gehört zu den besterhaltenen Tempel der Antike. Alle Tempel bestehen aus Kalkstein und wurden mit Stuck bekleidet, damit sie wie Marmor aussahen. Uns gefallen sie auch so. Wir machen Fotos ohne Ende. Bis Klaus merkt, dass er gar keine Speicherkarte in seinem Fotoapparat hat. Schade. Sabines Handyfotos müssen reichen.
Wir laufen zurück zu unserem Apartment, um dann später wieder loszugehen und die höher gelegene neue Stadt Agrigento zu besichtigen. Sie ist kein Highlight. Ein Kontrast zu der Schönheit der Antike morgens. Die Gebäude im historischen Kern sind vergammelt und voller Bauschäden, auch der Dom. Er steht an der höchsten Stelle der Stadt und bietet viel Aussicht auf die Hügel und das Meer. Leider auch auf die vielen Bausünden in und um die Stadt. Na gut. Wenigstens in der Umgebung unseres Häuschens ist es schön. Wir gehen zurück und genießen die Aussicht über Orangenbäume bis zu den Tempeln.
14. November 2022 – Schlammschlacht
Es gewittert und schüttet heftig in der Nacht. Beim Frühstück scheint wieder die Sonne. Na gut, nachts kann es ruhig regnen. Das macht ja nichts. Dachten wir. Klaus hat für den ersten Teil unserer Strecke bis in die Hafenstadt Gela kleine Nebenstraßen ausgesucht. Erst im zweiten Teil gibt es keine Alternative zur Hauptstraße. Am Meer entlang geht es bis zur Querung der Schnellstraße. Die Nebenstraße ist total holprig. Sabine merkt an, dass wir so auch nicht richtig vorwärts kommen. Klaus: Einen Tod müssen wir sterben. Na gut, dann eben ohne Verkehr, aber langsam. Hinter einer Kurve schreit Sabine laut: Gib Gas, alles was geht! Wir fahren gerade bergauf, doch wir treten in die Pedale so schnell wie mit den schweren Rädern möglich. Ein Bergsprint? Nein, kläffende Hunde haben uns gesichtet und verfolgen uns von ihrem Hof über eine Wiese. Dass wir abhauen überzeugt sie, sie kehren um.
Einen Sprint können wir einen Kilometer weiter nicht mehr einlegen. Matsch bedeckt die Straße. Sabine steigt ab und will schieben. Sie versinkt mit den Schuhen im Schlamm. Und das Fahrrad ist nach einer Radumdrehung so mit lehmigem Schlamm voll, dass sich kein Rad mehr dreht. Klaus fährt durch. Das Resultat ist das gleiche. Wir können nicht mehr weiterfahren. In einer großen Pfütze schaufeln wir mit den Händen Wasser über den Schlamm und versuchen ihn mit Stöcken abzukratzen. So eine Schweinerei! Der Lehm wird direkt fest wie Beton. Irgendwann können wir weiter. Bis zum Matschloch Nr. 2. Wir kommen nicht daran vorbei, es geht nur mittendurch. Wir wollen umkehren, doch dann gibt es ja Matschloch Nr.1 und die Hunde. Wir fahren durch. Resultat wie bei Matschloch 1. Es dauert mindestens eine halbe Sunde bis die Räder einigermaßen fahren. Und es kommt noch Matschloch Nr.3. Sabine rastet aus: So eine Sch…Ich habe keine Lust mehr! Was hilft´s. Wir kratzen wieder den Schlamm ab. Unsere armen Fahrräder. Über 7000 km und jetzt das! Wir stehen im Nichts, 8 km von der nächsten Stadt entfernt. Ein Steinmetz ist unsere Rettung. Wir fahren auf sein Betriebsgelände und bitten ihn, seinen Wasserschlauch benutzen zu dürfen. Eine Stunde lang spritzt Klaus unsere beiden Räder ab. Dann lassen wir die Nebenstraßen sein. Keine Experimente mehr. Wir müssen vor der Dunkelheit in Gela sein. Zweieinhalb Stunden haben wir verloren. Zweieinhalb Stunden für 3 x 5 Meter (!) Lehmmatsch.
Wir treten auf der Hauptstraße in die Pedale und schaffen es gerade noch in der Dämmerung. Dann sollen wir auch noch unsere Räder vor dem kleinen Hotel mitten in der Stadt parken. In Sizilien steht nirgendwo ein Rad in der Stadt. Für 10 € dürfen sie doch ins Haus. Dann geht beim Haare föhnen noch der Föhn in Flammen auf. Sabine zieht schnell den Stecker raus. Glück gehabt! Und am Ende ist alles gut. Wir schauen uns das Zentrum von Gela an und flanieren zusammen mit unzähligen Sizilianern durch die Fußgängerzone.
15. November 2022 – Ins sizilianische Hinterland
Heute verlassen wir das Küstengebiet und wollen ins sizilianische Hinterland in Richtung Catania. Wir fahren los und stehen erst einmal im Stau. Auf dem engen Seitenstreifen mogeln wir uns vorbei. Ein Rad hat schon auch Vorteile. Wieder über Nebenstraßen wollen wir ins Bergland. Nach ungefähr 20 km muss Klaus die Streckenplanung verändern. Wir stehen vor einer engen Straße, die voller Matsch (!) ist. Wie gestern. Nicht schon wieder. Auf Matschlöcher 4, 5, und, und, und… können wir verzichten. Wir fahren zurück. Doch dort ist ein neues Hindernis. Die Straße ist komplett überschwemmt. Wir zögern. Drei Sizilianer signalisieren uns, dass wir in der Mitte durch können. Es klappt, durch 15 cm hohes Wasser, ohne nasse Füße. Wir wollen nach Caltagirone, einer Stadt auf 600 m Höhe. Sie ist bekannt für ihren sizilianischen Barock und ihre Keramikkunst. Die UNESCO hat Caltagirone als Welterbe erklärt.
Es geht also heute meist bergauf. Das Hinterland gefällt uns. Es ist grün, es gibt hohe Pinien, weidende Schafe, Weinberge, gepflegte Häuser, Fernsicht…, aber immer noch Müll am Straßenrand. Etwas weniger vielleicht. Die Steigung wird nie zu steil, bis kurz vor unserem Ziel. Wir haben ein Apartment im historischen Zentrum gebucht und Schieben eingeplant. Und es geht auch nicht ohne. Die letzten 500 m geht es über Kopfsteinpflaster steil bis in kleine Gassen. Am Ende kommen nur noch Treppen. Aber da sind wir auch schon an unserer Adresse angelangt. Kurz vor einem Gewitter. Nette Sizilianerinnen schauen aus den Fenstern in den engen Gassen und begrüßen uns freundlich. Vom Apartment können wir die gesamte Stadt überblicken. Wir sind fast ganz oben. Fast. Zum höchsten Bezirk der Stadt gehen wir nach dem Gewitter. Über die Scala Santa Maria del Monte geht es ganz nach oben. Die 142 Stufen der Freitreppe sind seit 1954 mit handgemalten Keramikfliesen bekleidet, die die Geschichte der Keramikherstellung zeigen. Viele kleine Läden bieten bunte Keramikkunst an. Sie ist für die Stadt genauso bedeutend wie die vielen barocken Kirchen und Fassaden. Eine interessante Stadt im sizilianischen Hinterland.


































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