Der maltesische Winter

26. November 2022

Alle haben ihn schon angekündigt: Monica an der Rezeption unseres Hotels, eine Dame auf der Fähre nach Gozo, der nette Radhändler vor Ort, der leider keine Radkartons für uns hat. Den maltesischen Winter mit Regen und Sturm. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage nichts Gutes voraus. Die Regenzeit ist im Anmarsch. Malta gehört zu den Top 10 der wasserarmen Ländern der Welt. Der Wasserbedarf der Bevölkerung kann durch natürliche Quellen nur zur Hälfte gedeckt werden. Die Sommer sind trocken und heiß. Malta produziert Wasser mittels Meerwasser-Entsalzungsanlagen und regelt die Wassernutzung durch ein strenges Management. Da ist der Regen im Winter doch ein Segen? Auf der einen Seite schon. Die Natur blüht auf , alles ist grün. Auf der anderen Seite aber auch nicht. Der Regen ist oft zu heftig. Es gibt Sturzbäche, die einfach ins Meer abfließen. Und Überschwemmungen. Der Lehmboden nimmt das Wasser so schnell nicht auf. Dazu kommt der starke Wind, in dem alles durch die Gegend fliegt.

Das erwartet uns also ab diesem Wochenende. Wir wollen das Beste draus machen. Wo können wir im Regen hingehen? Das nationale maltesische Aquarium ist interessant. Die Unterwasserwelt Maltas wird in verschiedenen Stationen dargestellt. Schade, dass wir sie nicht selbst erkunden können. Schnorcheln ist hier ein Highlight. Im Aquarium wird an vielen Stellen auf das Plastik-Problem in den Ozeanen hingewiesen und es wird appelliert, Plastik zu vermeiden. Doch im Shop am Ausgang trauen wir unseren Augen nicht: es gibt nur Plastik. Spielzeug, Souvenirs, Süßigkeiten… alles aus Plastik. Wieder einmal nur große Sprüche. Schon gestern hat uns dieses Thema sehr beschäftigt. An dem wunderschönen Strand mit seinem roten Sand war alles voller fein zerriebener Plastikteile. Die Wellen vom Tag zuvor haben sie auf den Strand gespült. Die Meere müssen wirklich voll davon sein. Die NGO One Earth One Ocean, für die wir mit unserem Blog Spenden sammeln, hat einen Wasserstaubsauger entwickelt um Mikroplastik aus dem Ozean zu saugen. Sie haben viel zu tun. Wir laufen am Meer entlang zurück und diskutieren noch länger über das Thema. Leider werden wir auf unserer Reise auch mit negativen Eindrücken konfrontiert. Und jetzt auch zum ersten Mal mit schlechterem Wetter. Und das ausgerechnet im südlichsten Land unserer Reise.

27. November 2022 – Mdina– die historische Hauptstadt Maltas

Es regnet und stürmt, mehr als gestern. Wir nehmen den Bus nach Mdina, einer mittelalterlichen Stadt mit engen Gassen, Palästen und Kirchen aus sandfarbenem Kalkstein und einem Stadttor, zu dem Game of Thrones-Fans aus aller Welt pilgern, da es als eine Kulisse in der Fantasy-Serie diente. Überhaupt ist Mdina fast nur noch Touristenattraktion. Es leben nur noch wenige Menschen hinter den Stadtmauern. Dabei war die Stadt auf dem Hügel schon in der Bronzezeit besiedelt und von den Phöniziern und später den Römern als Festung ausgebaut worden. Auch der Malteser-Ritterorden war in Mdina ab Mitte des 15. Jahrhunderts beheimatet. Diesen Orden gibt es noch heute, heute mit Sitz in Rom. Er ist nach dem Völkerrecht souverän, hat eine eigene Regierung, Verfassung und Rechtsprechung. Bekannt ist in Deutschland der Malteser Hilfsdienst e.V. , der wie sein Ursprungsorden humanitäre Hilfe zum Ziel hat. Beide haben als Symbol das weiße Malteserkreuz auf rotem Grund, das auch heute ein Symbol Maltas ist und auf die maltesischen Euromünzen geprägt wird. Die Malteserritter-Videoshow lassen wir links liegen. Ist uns zu touristisch. Doch es wäre wenigstens trocken gewesen. So stehen wir bei jedem heftigen Schauer unter einem Eingangsvorsprung und werden trotzdem nass.

In der moderneren Nachbarstadt Il-Rabat finden wir dann doch noch trockene Plätze. Die Katakomben. Unterirdische antike Grabsysteme aus Gängen, Kammern und Nischen, die in den felsigen Untergrund gegraben wurden. Die St. Paul´s Catacombs stammen vermutlich aus dem Jahr 350 n. Chr.. Hier wurden etwa 1400 Tote auf verschiedene Weisen bestattet. Wir fanden die Besichtigung sehr interessant, wir wären nie in die Unterwelt Rabats hinabgestiegen, wenn es nicht draußen so ungemütlich gewesen wäre. Nach so viel Historie nehmen wir den Bus zurück. Er ist rappelvoll. Und fährt wie ein Henker. Gut, dass wir nicht mehr als Hindernisse mit unseren Rädern im Weg sind. Der Wind ist so stürmisch, dass die Wellen über die Uferstraße schlagen. Nass kommen wir im Hotel an. Monica am Empfang lacht: That is what I mean with our Winter on Malta.

28. November 2022 – Doch noch ein Sommertag

Es scheint wieder die Sonne. Wir wollen an den Klippen wandern. Viele Möglichkeiten zum Wandern gibt es nicht auf Malta. Dazu ist es zu klein und zu dicht besiedelt. Die Bevölkerungsdichte auf Malta nimmt den fünften Platz weltweit ein. Naturbelassene Flächen sind rar. Wir fahren mit dem Bus zur Tuffieha Bay. Dort waren wir wohl schon mal mit dem Rad, doch nur am Strand und nicht auf den Klippen. Es gibt einige schmale Pfade entlang der Steilküste. Erschwert wird die Wanderung durch den lehmigen Schlamm auf den Wegen. Aber er ist ja nur an den Füßen. Gut, dass unsere Räder im Hotel stehen. Es gibt riesige steile Lehmhänge, ockerfarbene Felsen und unten ist immer das türkisfarbene Meer. Tolle Ausblicke auf die Steilküste und die roten Strände. Wir genießen unseren letzten schönen Tag auf Malta.

Zur Krönung schwimmen wir noch ein letztes Mal im Meer. Ende November!!! Im Café oberhalb der Tuffieha Bay genießen wir die Aussicht. Klaus möchte gar nicht mehr weiter, der Rastaman an der Café-Bar hat scheinbar den gleichen Musikgeschmack. Bei Kaffee, guter Musik und atemberaubender Aussicht genießen wir die Nachmittagssonne. Nach einem zweiten Küstenspaziergang bringt uns der Bus zurück. Sommer im maltesischen Winter ist auch was Schönes.

29. November 2022 – Wanderung im Regen

Schade, es wird wieder Regen vorausgesagt. Egal. Wieder wollen wir wandern und wieder nehmen wir den Bus. Zuerst auf die nordöstliche Seite der Insel. Von dort sehen wir gegenüber das Häusermeer der Bucht, in der wir wohnen. Hier gibt es Natur. Mit Hindernissen. Ein Paar kommt uns entgegen und warnt uns vor dem Schlamm auf den Wegen der Halbinsel. Die Farbe der Schuhe der beiden ist vor lauter Schlamm nicht mehr zu erkennen. Wir nehmen Wege über Felsen. Von weitem sehen wir, wo die beiden herkamen. An der Spitze der Halbinsel gibt es alte Salinen auf Felsen und ringsum nur Matsch. Das lassen wir lieber sein und wandern in Richtung Stadt Mellieha.

Nach endlos langer Stadtdurchquerung, Warten unter einem Dach, bis der Regen nachlässt, und Wandern entlang der Hauptstraße kommen wir endlich wieder in natürliches Terrain. Auf der nordwestlichen Seite Maltas. Die Insel ist hier nicht sehr breit. An der Nordspitze regnet es dann wieder. Über dem Meer sehen wir Gewitter mit starkem Regen. Wir beeilen uns und fahren mit dem Bus zurück. Trotz schlechtem Wetter sind wir stundenlang gewandert. Geht auch. Man darf nur nicht zu viel in den Matsch treten.

Schöne Alternative im Regen und Sturm: Das Aquarium von Bugibba
Der Lionfish begrüßt uns
Nemo und seine Freunde
Unicornfish
!!!
Quallen in der Disco
So wird auf den Platikmüll im Meer aufmerksam gemacht…
… so wird auf sinnvolle Investitionen aufmerksam gemacht…
… und so wird am Museumsausgang Plastik verkauft. Verrückt. Oder?
Auch ein maltesischer Wintertag hat seine schöne Seiten.
Schlechtes Wetter? Na und…
… wir haben unseren Spaß…
… und wie!!!
Mdina bei Il-Rabat: Das Stadttor kennen die Game of Thrones-Fans
In der Mdina
… schüttet es aus Eimern…
… bei Windstärke 10 hilft kein Schirm…
… Regenklamotten helfen nur bedingt.
Ein Abstieg in die St. Pauls Catacombs…
… ist da am sichersten, um trocken zu bleiben,…
… aber auch genauso interessant.
In der Dämmenrung beobachten wir die Gischt an der Strandpromenade.
Spätestens nach den exotischen Hinweisen, wissen wir…
… heute ist der 1. Advent.
Nach zwei Regentagen freuen wir uns auf eine sonnige Wanderung…
… in der Golden Bay und den benachbarten Lehmbergen.
Die Sonne lässt das Meer türkis strahlen…
… lässt die vielen Buchten strahlen…
lässt uns strahlen…
… und lädt uns erneut zum Baden ein!
Klaus entspannt sich bei Jimi Hendrix und toller Aussicht.
Wir wandern in die Abendsonne.
Nächster Tag, nächste Wanderung: Häusermeer der St. Pauls Bay
… auf dem Weg zur…
St. Pauls Island…
… und alten Salinen.
Ein typisches Farmhouse…
… mit benachbartem Palast der Ritter des…
Malteserordens: Malteserkreuz über dem linken Tor.
Klippen an der Nordwestküste, bis zu den Dingli Cliffs.
Tief eingeschnittene Täler Richtung Norden…
… Richtung Gozo. Und der Regen hat uns wieder. Trotzdem toller Abschluss.

Eine Antwort zu „Der maltesische Winter”.

  1. Liebe Sabine, lieber Klaus,

    inzwischen seid ihr hoffentlich wohlbehalten wieder daheim angekommen!
    Und ich habe es am Tag eurer Rückkehr noch geschafft, die letzten paar Etappen am Stück zu lesen… 😉

    WOW WOW WOW, was ihr da geleistet habt!!!
    Und nach den täglichen Herausforderungen aller Art sich noch hinzusetzen, um die interessanten Texte zu schreiben (sehr lehrreich und trotzdem unterhaltsam) und die beeindruckenden Fotos und Videos dazu auszusuchen und passend zu kommentieren, das ist über eine sooo lange Radtour echt bewundernswert! Aber auch eine superschöne Erinnerung für euch, wenn ihr das rückblickend nochmal lest.

    Willkommen daheim!

    Herzliche Grüße
    Eva

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