Skitour durch das norwegische Fjell von Hütte zu Hütte. Mit den Backcountry-Skiern durch Langsua (Huldreheimen), Jotunheimen, Filefjell und Hardangervidda.
Wie versprochen haben wir unsere Skitour zusammengefasst. In diesem Betrag findet ihr die komplette Tour, nach Tagen gegliedert. Nach dem jeweiligen Tagesbericht haben wir ein paar Bilder und Videos eingestellt. Dann kommt der nächste Tag, also immer weiter runterscrollen!
07. März 2023 – Anreiselotterie
Wir wollen ohne Flug nach Beitostølen anreisen, 250 km nördlich von Oslo. Von zuhause aus sind das 1800km. Auf Fliegen wollen wir verzichten. Klaus hat tagelang eine Verbindung mit Bahn, Fähre und Bus herausgesucht. In eineinhalb Tagen wollen wir am Startpunkt unserer Tour sein. Doch vor Antritt der Reise müssen wir schon umplanen. Die gebuchte Strecke in Deutschland wird gecancelt. Wir suchen eine neue Verbindung nach Hamburg. Sie ist sogar einfacher, schneller und ohne mehrmaliges Umsteigen. Sie ist, nein richtig: sie wäre gewesen. Schon in Heidelberg verpassen wir den ICE nach Hamburg. Unser Regionalzug hält vor dem Bahnhof an und fährt erst ein, nachdem der ICE weg ist. War wohl kein Platz im Bahnhof. Der nächste Zug nach Hamburg fährt zwei Stunden später. Es wird knapp mit dem Anschluss an die dänischen Züge. Es klappt. Wir können in Hamburg in Richtung Aarhus weiterfahren. Halt zwei Stunden später als geplant. Wenn alles gut geht, kommen wir 30 Minuten vor Abfahrt der Fähre in Frederikshavn an der Nordspitze Dänemarks an. Wenn alles gut geht, bis Norddänemark ist es noch weit. Da kann noch viel passieren. Und am Ende geht es um Minuten, ob die Fähre uns noch mitnimmt. Aber! Es geht nicht alles gut!
In Frederica weist uns ein Lokführer in den falschen Abschnitt eines Zuges. Er wird abgekoppelt. Nur eine Station weit fährt er in die richtige Richtung. Eine dänische Gruppe hat das gleiche Problem. Wir wenden uns an die Schaffnerin. Sie checkt den Fahrplan und kommt wie Klaus zu dem Ergebnis: es gibt keine Bahnverbindung mehr am heutigen Abend bis nach Frederikshavn. Wir haben mit dieser Aktion alle verpasst. Die nette dänische Zugbegleiterin hat Mitleid mit uns. Sie begleitet uns auf dem Bahnsteig zu einem Zug nach Hobro, informiert die Kollegin in diesem Zug und bittet sie, uns ein Taxi zu bestellen. Auf Kosten der dänischen Bahn. Vielleicht schaffen wir es dann noch bis zur Fähre. In Hobro wartet kein Taxi auf uns. Etwas verloren stehen wir vor dem verlassenen Bahnhof. Der Taxifahrer kommt erst 30 Minuten später. Wieder verlieren wir Zeit. Auch die Straßen werden zum Problem. Ein Schneesturm hat Norddänemark in eine eisige Piste verwandelt. Der junge Taxifahrer riskiert viel. Er fährt mit 100 km/h über die eisglatte Autobahn. Wir sitzen da und haben erhöhten Puls und Angstschweiß auf der Stirn. Eigentlich wären eher 60 km/h angebracht. Doch dann wäre die Fähre weg. Sabine macht bei jedem Überholmanöver die Augen zu, Klaus drückt die Daumen bis sie schmerzen. Nach der Odyssee mit der Bahn jetzt noch 115km anstrengende Taxifahrt. Wir können nicht mehr. Doch wir schaffen es!!! Der junge Mann setzt uns an dem Fußgängerzugang über eine Brücke am Fährhafen ab. Wir rennen über die glatte, verschneite Brücke. Wir rennen und rennen. Hört sie denn gar nicht mehr auf? Sie ist bestimmt einen Kilometer lang. Endlich sind wir in der Wartehalle und können einchecken.
Und dann. Die Fähre hat 30 Minuten Verspätung. Dafür sind wir so gerannt. Sabine fallen beim Warten schon die Augen zu. Um ein Uhr nachts sind wir endlich in unserer Kabine. Mit einem Bier an der Bar- heute machen wir eine Ausnahme in der Fastenzeit- stoßen wir auf die hilfsbereite Schaffnerin an. Klaus nimmt sie in seine Liste der Lieblingsmenschen 2023 auf. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft. Vielen lieben Dank!!! Es bestätigt uns darin, dass es auf Reisen immer wieder Probleme geben kann und dass es dann immer wieder Menschen gibt, die weiterhelfen.


08. März 2023 – Entspannte Fahrt nach Beitostølen
Die Nacht war kurz, aber erholsam. Wir haben gut geschlafen. Nach dem üppigen skandinavischen Frühstücksbüffet auf der Fähre sind wir gestärkt für die Weiterfahrt. Gestern gab es auf unserer 19-stündigen Fahrt nur drei Brote für jeden. In Oslo herrscht Traumwetter. Wir deponieren unser Gepäck am Bahnhof und spazieren zur Oper am Oslofjord. Mit ihren weißen Fassaden ragt sie wie ein Eisberg aus dem vereisten Fjord. Die vierstündige Busfahrt mit dem Bus nach Beitostølen ist sehr entspannend. Wir genießen die verschneite Landschaft. Am Nachmittag erreichen wir den Skiort. Morgen kann es losgehen.




09. März 2023 – In der Spur nach Bygdin
Puh, ist das kalt. Am Morgen müssen wir zuerst die Skipiste hoch. Es ist der kürzeste Weg ins Fjell. Die Loipen beginnen erst oberhalb der Pisten. Gut für uns zum Warmwerden. Wir schultern die Ski und gehen zu Fuß. Dies geht schneller als mit Ski plus Fellen, die man als Steighilfe aufziehen kann. Es ist sonnig, doch bei minus 15 Grad hat die Sonne kaum Kraft. Klaus hat eiskalte Finger. Sabines Gesicht schmerzt von der Kälte. Buff und Kapuze werden weit ins Gesicht gezogen. Ins Schwitzen kommen wir bei den Temperaturen nicht. Die Loipen sind frisch gespurt. Heute genießen wir diesen Luxus. Morgen geht es ohne Spur weiter. 1500 km Loipen gibt es in der Region Valdres. Doch an unserem heutigen Ziel enden sie. Wir genießen die Weite des norwegischen Fjells. Seit drei Jahren waren wir nicht mehr hier. Vor Corona in jedem Jahr, seit 2006. Die Strecke ist heute nicht so lang. Wir laufen fünf Stunden ohne Pause. Es ist einfach zu kalt zum Anhalten. Unseren Tee und unsere Brote genießen wir erst im Bygdin Høyfjellshotell. Im Gastraum voller antiker Möbel wird uns wieder warm. Wir genießen das gemütliche Ambiente mit Blick auf die Berge von Jotunheimen. Ein wenig Luxus bevor es endgültig in die einsame Bergwelt mit rustikalen Selbstversorgerhütten geht.







10. März 2023 – Minus 20 Grad – ein Härtetest
Der Schnee ist hart gefroren. Der Wind hat lange stromlinienförmige Erhöhungen gebildet, sogenannte Sastrugi. Sie müssen jedes Mal über- oder umfahren werden. Auch ein Snowscooter kann sie nicht plattfahren, so fest gefroren sind sie. Wir rutschen auf jedem der kleinen Hügel zur Seite weg. Mit Langlauf hat das nichts mehr zu tun. Gleiten ist nicht. Die Füße leiden und die Arme müssen jeden Rutscher abfangen. Aber die Sonne scheint und der Wind ist zu Anfang der Tour kaum zu spüren. Abfahren ist mit den norwegischen Langlaufskiern, Fjellski genannt, auf diesen eisigen Buckeln kaum möglich. Sabine schnallt bei sehr steilen Passagen lieber ab und geht zu Fuß. Schade um die Abfahrt. Bei gutem Schnee wäre sie toll, doch Sicherheit geht vor. Sabine leidet seit Wochen unter einer Sehnenreizung im Vorderfuß. Sie will den Fuß nicht zu sehr belasten.
Am Ende des Steilstücks ist der Schnee besser. Sabine schnallt wieder an und folgt einer Spur. Doch was ist das? Ihr rechtes Bein rutscht einen halben Meter tief in ein Loch. Der Ski verkantet. Sie kommt nicht mehr raus. Klaus hört kein Rufen und geht weiter. Er hat nichts von dem Sturz bemerkt. Auf lautes Schreien reagiert er dann endlich und befreit Sabine aus dem Schnee. Wir marschieren weiter bis Yksendalsbu. Im Schatten eines Berges kommt Wind auf. Die letzten Kilometer sind sehr ungemütlich. Nach fünf Stunden erreichen wir die kleine Hütte. Es ist noch keiner da. Als Mitglieder des DNT, des norwegischen Wanderclubs, haben wir einen Generalschlüssel, Nøkkel genannt, der auf alle unbewirtschafteten Hütten passt. Wir gehen rein.
Klaus macht Feuer und wir schmelzen Schnee. Drei Norweger beziehen später die Nachbarhütte neben den Plumpsklos. Wir kochen uns Risotto aus dem Vorratsraum der Hütte und verfeinern es mit unserem mitgebrachten getrockneten Gemüse. Leider müssen wir mit unserem Topf mit Essen und all unseren ausgebreiteten Sachen in die Nachbarhütte umziehen. Eine Gruppe mit acht Personen hat angeblich die Hütte reserviert. Dass dies möglich ist, wussten wir nicht. Die Reservierungsmöglichkeit gibt es seit Corona und wurde scheinbar beibehalten. Aber nur für eine gewisse Zahl an Betten, nicht für eine komplette Hütte. Egal, wir ziehen um und verbringen einen netten Abend mit den drei Norweger*innen.








11. März 2023 – 20 km bergauf und 2 km zu steil bergab
Heute ziehen wir schon in der Hütte unsere Steigfelle auf die Ski. Es geht fast nur bergauf. Der Schnee ist nicht mehr ganz so holprig. Eine ca. vier Zentimeter dicke Neuschneeschicht bedeckt die Eisflächen. Mit den Fellen kommen wir gut bergauf. Zum Fotografieren der grandiosen Landschaft bleiben wir nur kurz stehen. Überhandschuhe aus – Foto- Handschuhe schnell wieder an. Klaus hat große Probleme mit seinen Fingern. Sie sind eiskalt, weiß und schmerzen. Die Probleme hat er auch zuhause bei weit höheren Temperaturen. Kleine benzinbefeuerte Taschenwärmer in den Handschuhen sollen helfen. Hoffentlich bekommt er keine Erfrierungen. Die niedrigen Temperaturen sind grenzwertig für Klaus. Sabines Finger schmerzen auch mal in der Kälte, doch kaum geht es bergauf, werden sie wieder warm. Es gibt keine Pause. Wir marschieren sieben Stunden, ohne etwas zu essen. Zwei Minuten Trinkpause und ein Stopp zum Abziehen der Felle reichen. Einen längeren Halt halten Klaus Finger nicht aus.
Trotz der Kälte sind wir begeistert von der unendlichen weißen Weite des Fjells. Es gibt keine Bäume, keine Sträucher, nur weiße Berge. Seit fast 20 Jahren fasziniert uns diese Landschaft. So sehr, dass wir immer wieder kommen. Von Weitem sehen wir Fondsbu, unser Tagesziel. Wie toll wäre es, jetzt locker bis dahin abzufahren. Aber nein, es gibt wieder diese blöden Sastrugi. Sie sind nur ganz langsam zu befahren. Die bewirtschaftete Hütte ist jetzt am Wochenende total voll. Im Schlafsaal bekommen wir noch eine Zweier-Koje. Zum üppigen Abendessen singt die Hüttenwirtin ein norwegisches Volkslied. Ein anstrengender Tag ist zu Ende.








12. März 2023 – Panoramatour
Nach einem typisch norwegischen Frühstücksbüffet sind wir gestärkt für unsere lange Tour. Die Loipe führt über den Tyin, einen riesigen See. Wir bleiben auf der Straße entlang des Sees. Sie ist voller Schnee, doch die Raupenfahrzeuge, die Skifahrer zur Fondsbu- Hütte bringen, haben uns eine komfortable Spur gemacht. Sie fahren nicht sehr rücksichtsvoll. Sie sind schon von Weitem zu sehen. So können wir rechtzeitig in den Hang ausweichen. Die Aussicht auf die spitzen Berge von Jotunheimen und Hurrungane ist spektakulär. Es ist sogar warm in der Sonne ohne Wind. Dies ist jedoch nur die halbe Strecke.
Wir queren den zugefrorenen Tyin und suchen nach dem Einstieg in die Spur auf die Berge nach Sletningsbu, unserem Ziel. Es geht steil bergauf. Wir ziehen die Felle auf. Oben empfängt uns eine grandiose Bergwelt. Wie in weiße Watte gehüllt sehen die Berge aus. Wir wandern in Richtung eines Halo-Bogens, der um die Sonne verläuft. Es ist Feuchtigkeit in der Luft und dadurch bildet sich ein kreisrunder Regenbogen um die Sonne, wie ein Heiligenschein. Plötzlich ist der Schnee verändert. Wir laufen durch tiefen Pulverschnee. Es gibt eine Spur von zwei Skiläufern, der wir folgen. Die Strecke nimmt kein Ende. Nach jedem Hügel hoffen wir, die Hütte zu sehen. Endlich: nach fast 8 Stunden und 600 Höhenmetern stehen wir vor der Hütte Sletningsbu. Ein dänisches Paar hat schon Feuer angezündet. So können wir uns direkt unser Hüttenmenü aus den Konserven im Vorratsraum kochen. Nach vier Skitagen sind wir ganz schön müde und unsere Füße schmerzen.





13. März 2023 – Ein Tag in der Hütte
Es schneit. Und es ist extrem windig. Die Umgebung ist kaum zu erkennen. Gehen wir weiter? Oder bleiben wir einen Tag in Sletningsbu? Die Hütte ist gemütlich und wir sind mit den beiden Dänen nur zu viert. Zwei Reservetage haben wir. Das Wetter soll ab morgen wieder besser werden. Also bleiben wir. Was tut man den ganzen Tag in der Hütte? Es gibt keinen Strom, kein Wasser…und natürlich auch keinen Mobilfunkempfang. Wir lesen, essen, lesen…
Sabine findet Zeit, das Hüttenleben in Norwegen mal genauer zu beschreiben. Also von Anfang an. Wir melden uns beim DNT als Mitglieder an. So bezahlen wir weniger und erhalten den DNT-Nøkkel, den Generalschlüssel. Der DNT unterhält 550 Hütten im ganzen Land. Die meisten im Fjell, einige am Meer. Davon sind 44 bewirtschaftet (norw. betjent), 174 selbstbewirtschaftet (selvbetjent), 268 unbewirtschaftet (ubetjent) und 58 Tagestourhütten oder Nothütten. Die unbewirtschafteten kommen für uns nicht infrage, da wir kein Essen für zwei Wochen schleppen können. In den selbstbewirtschafteten gibt es immer das gleiche Sortiment an Proviant: Konserven, Suppen, Kekse, Hafergrütze, Knäckebrot, Marmeladen, Tee… Im Winter werden die Vorräte mit dem Snowscooter vorbeigebracht. Alle Hütten sind untereinander durch Sommer- oder Winterwege verbunden. Die Wege werden auf Karten im Internet jedes Jahr aktualisiert. Die Sommerwege sind mit Hilfe von großen Steinmännchen mit einem roten T markiert. Im Spätwinter bis nach Ostern sind die Winterwege mit Kvistern (Markern) aus Bambus oder Birkenzweigen abgesteckt. Sie sind in dieser Zeit auch bei dichtem Nebel zu finden.
Wir kommen in der Hütte (Hytta) an und öffnen das Vorhängeschloss mit dem Nøkkel. Jetzt heißt es noch schnell Holz aus dem Holzlager zu holen. Einige Eimer mit Schnee stellen wir zum Schmelzen in die Hütte. Schuhe aus und als nächstes Feuer im Gussofen machen. Oft dauert es eine geraume Zeit bis es in der Hütte einigermaßen warm ist. Bei einer Außentemperatur von minus 20°C herrschen auch innen Minustemperaturen. Also zuerst einmal die nasse Kleidung aus, auf das Trocken-Gestell über den Ofen hängen und die Daunenjacke anziehen. Aus dem Proviantraum kochen wir jeden Abend etwas in einer anderen Zusammenstellung. Wir beziehen unsere Schlafplätze mit unseren Daunenschlafsäcken. Heute haben wir ein Zimmer zu zweit. Wir hoffen, dass keiner mehr kommt und eine Reservierung anmeldet. Diese gilt jedoch nur bis 19 Uhr. Das Geschirr wird nach dem Essen mit Schmelzwasser gewaschen. Körperhygiene gleicht einer Katzenwäsche. Das übrige Schmelzwasser brauchen wir zum Kochen und Trinken. Es dauert lange bis genügend Schnee geschmolzen ist. Trinken wir viel, müssen wir oft zur Toilette. Und dies kostet Überwindung. Neben dem Holzlager gibt es zwei Plumpsklos. Die sind im Winter geruchsneutral, weil alles gefroren ist. Doch wir müssen raus. Das heißt komplett anziehen und ein gutes Stück durch Schnee und Wind stiefeln. Besonders in der Nacht ist das kein Highlight, oder manchmal doch. Wenn der Himmel klar ist und die Milchstraße in voller Pracht zu erkennen ist. Oder sogar Nordlichter!
Alle Nahrungsmittel, die wir konsumieren plus die Übernachtung schreiben wir am Ende in ein Formular, das in einen Safe eingeworfen wird. Irgendwann wird dieser geleert und wir bekommen per Mail eine Rechnung. Das kann schon mal Monate dauern. Dieses System wurde jetzt vereinfacht. Mit einer App, die auch offline funktioniert. Dort können wir alles eintragen und irgendwann, wenn Internetempfang besteht, auf bezahlen drücken.
Das System der norwegischen Hütten ist weltweit einmalig. Und es beruht auf der Ehrlichkeit der Besucher. Die Hütte wird geputzt und aufgeräumt verlassen. Neues Holz sollte schon reingelegt werden. Am Ende wird die Hütte nach ihrem Verlassen wieder mit dem Vorhängeschloss verschlossen. Das ist das System. Wir sind froh, dass es in Norwegen solch einen Komfort in den Bergen gibt.












14. März 2023 – Von Traumwetter zu Sturm
Wir starten bei Sonnenschein und wenig Wind. Wir sind begeistert: Traumwetter, Traumschnee und Traumlandschaft. Feiner Pulverschnee bedeckt die Berge. Wir kommen gut voran. Die Schönheit der Landschaft lässt sich nur schwer in Worte fassen. Unendliche weiße Weite: die Berge sehen durch den Neuschnee aus, als wären sie in Watte gepackt. Wir machen einige Fotostopps. Es ist gar nicht mehr so eiskalt. Alles passt. Wir staunen und genießen. Eine lange Abfahrt bis zu einer Straße liegt vor uns. Im Neuschnee ist sie anfangs kein Problem. Wir können unsere Langlaufski einfach laufen lassen. Dann wird es steiler und der Schnee tiefer. Wer schon mal auf Langlaufskiern gestanden hat, kann sicher nachvollziehen, dass eine steile Abfahrt in bis zu 50 cm Tiefschnee sehr schwierig ist. Unsere Fjellski sind nicht wie Tourenski hinten feststellbar. Wir versuchen zu queren. Queren und Umtreten. Stück für Stück. Die Ski sind im Tiefschnee nicht mehr zu sehen. Es dauert lange bis wir endlich unten sind.
Auf der anderen Seite der Straße geht es genauso wieder hinauf. Oder schlimmer. Wir finden keine Winterspur, nur einen Hinweis auf einen Sommerweg zur Sulebu-Hütte. Er führt steil hinauf durch ein Birkenwäldchen. Klaus geht voran und spurt. Bei jedem Schritt versinken wir im Tiefschnee. Es ist total anstrengend. Wir schrecken einige Schneehühner auf. Sie fliegen schnatternd davon. Endlich sind wir oberhalb der Baumgrenze. Es geht steil weiter. Immer noch keine Kvister. Wir orientieren uns an den Steinmännchen und mittels GPS. Oben erwartet uns eine fast surreale Landschaft. Der Wind bläst den Schnee über das Fjell. Die Schneekristalle werden vom Wind aufgewirbelt und reflektieren das Sonnenlicht. Die Sonne scheint immer schwächer durch dicke Schneeflocken. Wir laufen durch einen Schneesturm. Es wird kälter. Wir versuchen den rechten Weg zu finden. Durch den umherwirbelnden Schnee ist die Landschaft in ein weiches Licht getaucht. Über sieben Stunden sind wir schon unterwegs. Endlich sehen wir die Hütte. Ein Refugium inmitten der Naturgewalten. Wir richten uns in der kleinen Nachbarhütte ein. Die Haupthütte ist schon voll belegt. Es dauert lange bis die Innentemperatur von minus zwei Grad auf eine angenehme Wärme aufgeheizt ist. Die beiden Dänen, die wie wir von Sletningsbu kommen, freuen sich. Als sie eineinhalb Stunden später ankommen, ist es schön warm.








15. März 2023 – Keine Spuren im Schnee
Keiner geht heute in unsere Richtung. Das können wir im Hüttenbuch nachlesen. Dort muss jede*r seinen Zielort eintragen. Es liegen stellenweise bis zu 30 cm Neuschnee. Es gibt keine Spuren im Schnee. Selbst Spuren ist angesagt. Klaus geht voran, Sabine folgt. Zuerst ist es relativ flach. Unsere Ski funktionieren hier ohne Felle. Doch dann ist vor uns ein riesiger steiler Hang. Sollen wir da etwas hinauf? Auf der Karte haben wir diesen Anstieg nicht bemerkt. Na denn! Jetzt heißt es Felle aufziehen. Die Sonne scheint und es ist fast windstill. Der Hang hat es in sich. Auch die kurzen Felle helfen da nicht viel. Wir müssen queren, umsteigen, im Grätenschritt gehen und schließlich seitwärts. Schritt für Schritt kommen wir nach oben. Sabine rutscht kurz aus und muss sich mit den Stöcken abfangen. Ein Schmerz durchzieht ihren Trizeps im Oberarm. Den hat sie sich schon gestern irgendwie gezerrt. Jetzt ist es noch schlimmer (Tage später entdeckt Sabine einen schwarzblauen Bluterguss in ihrem Ellenbogen. Da ist wohl im Trizeps etwas gerissen und der Bluterguss weiter nach unten geflossen).
Endlich oben. Belohnt werden wir mit dem schönsten Blick bisher. Hinter uns die Berge von Jotunheimen, vor uns Skarvheimen und dazwischen riesige Flächen in Weiß. Es ist- das mag wohl etwas kitschig klingen- ein erhabener Anblick. Wir sind richtig gerührt von der Schönheit der Landschaft. Und so geht es den ganzen Tag weiter. Die Abfahrten im Tiefschnee sind sanft und gut zu fahren. Die Felle werden abgeschnallt. Kurz vor Ende unserer 25 km langen Strecke kommt dann doch noch ein Berg. Also Felle wieder drauf. Der letzte Berg ist geschafft. Wir fahren ab bis zur neuen Hütte Skarvheimen. Sie liegt an einer Straße und hat Strom, fließendes Wasser, Innentoilette und eine Dusche!!! Luxus nach einigen Tagen ohne Waschen. Es ist ein norwegisches Sommerhaus, das der DNT gekauft hat, um hier eine Übernachtungsmöglichkeit anzubieten. Bis zur nächsten Hütte sind es noch 15 km und 600hm.
Drei nette Briten und zwei Deutsche begrüßen uns. Auch ein Dreibettzimmer ist noch frei. Es ist ein netter Abend. Bis gegen 21 Uhr fünf junge Norwegerinnen auftauchen. Sie sind mit dem Bus angereist. Und sie bestehen etwas unfreundlich darauf, in unserem Raum zu schlafen. Sie hätten schließlich vorgebucht. Nach DNT-Richtlinien gilt eine Reservierung nur bis 19 Uhr. Dies akzeptieren sie nicht. Wir haben keine Lust mehr auf Diskussionen, räumen das Zimmer und schlafen im Wohnzimmer. Geht auch! Und beim Fenster öffnen zum Lüften sehen wir dann noch Nordlichter!












16. März 2023 – Sturmwarnung, Schneewarnung, Lawinenwarnung
Wir müssen umplanen. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Ab Mittag soll es Sturm geben mit mehr als 100 km/h. Wenn wir die 600hm zur Bjordalsbu-Hütte hochlaufen, haben wir den Wind frontal gegen uns. Oben sind wir in exponierter Lage dem Wind total ausgeliefert. Dazu kommen noch eine Schnee- und Lawinenwarnung. So gerne wir unsere Tour fortsetzten würden, die Vernunft siegt. Wir warten in der Hütte auf den Bus nach Gol. Von dort kommen wir mit dem Zug nach Finse. Inzwischen kommen auch die drei Briten zurück. Sie wollten nach Sulebu, mit dem Wind. Doch Johns Bindungen seiner Tourenski sind beide gebrochen. Sie können nicht weiter. Sie informieren sich im Internet (gut, dass es das hier gibt), wie sie irgendwie nach Tyinkrysset kommen. Dort können sie die Ski reparieren lassen. Zuerst versuchen sie es mit Trampen. Keiner hält an. Wir bedauern sie, wie sie da an der Straße stehen. Es stürmt und es ist eiskalt. Sie kommen zurück und wollen später einen Bus in den nächsten Ort nehmen.
Dann müssen wir raus. Es ist anstrengend im Wind ohne umzufallen bis zur Bushaltestelle zu kommen. Der Bus hat Verspätung. Wir frieren im Wind. In Gol hält er weit entfernt vom Bahnhof an und macht Pause. Wir müssen laufen. Unterwegs ist ein Wollgeschäft. Sabine kauft sich ein Knäuel für ihre Patchworkdecke. Es muss schnell gehen. Wir sagen der jüngeren Verkäuferin, dass wir zum Zug müssen. „15 Uhr schafft ihr nie zu Fuß. Ich fahre euch mit dem Auto. Geht schon mal los, ich komme gleich“, ist der Kommentar der älteren Verkäuferin im Wollladen. Es ist eisglatt auf den Bürgersteigen. Rennen geht nicht. Und dann holt sie uns auch schon ein. Den weiten Weg hätten wir ohne die Hilfe der netten Frau nie rechtzeitig geschafft. Stricken verbindet. Ohne Wolle kein Zug. Vier Stunden hätten wir warten müssen. Die Norwegerin nehmen wir in die Liste unserer hilfsbereiten Lieblingsmenschen 2023 auf.
Der Zug ist voll. Wir sitzen im Flur. Aber wir fahren nach Finse. Eigentlich dem Ziel der gesamten Tour. Ein paar Tage zu früh. Wir wollen von dort aus wieder auf Tour. Der Bahnhof in Finse ist der höchstgelegene Norwegens. Er liegt auf 1222 m Höhe und genau zwischen Oslo und Bergen. Es gibt keine Straße, Sommer wie Winter. Vor ein paar Jahren sind wir zum ersten Mal dort ausgestiegen. Es ist wie in einer anderen Welt. Jede*r hat Ski an den Füßen, eine andere Fortbewegung ist nicht möglich. Und wer sich nicht schon im Zug vor dem Aussteigen dick angezogen hat, erlebt eine böse Überraschung. Besonders heute, bei dem extremen Sturm. In Gol haben wir davon nichts bemerkt. Doch hier bläst der Wind und wir sehen keine 10 m weit. Wir kennen die Richtung, in der die Finsehytta liegt. Es gibt Kvister auf den 400m bis dahin. Glücklicherweise. Wir wären nicht angekommen. Innerhalb von Sekunden sind unsere Brillen vereist. Wir laufen blind. Der Schneesturm bläst uns voll ins Gesicht. 400m können ganz schön anstrengend sein. Die Hütte taucht auf. Nacheinander trudeln immer mehr völlig vereiste Skifahrer ein. Wir haben von unterwegs ein Zimmer reserviert. Zu Beginn des Wochenendes ist die große bewirtschaftete Hütte voll belegt. Beim Abendessen ist es laut. Doch später in unserem kleinen Zimmer hören wir nur das Heulen des Sturms.





17. März 2023 – Auf Sturm folgt Schneeregen
Wir brechen trotz schlechtem Wetter auf. Bis Hallingskeid haben wir den Wind im Rücken. Es geht. Zwischendurch blinzelt sogar die Sonne durch die Wolken. Am Ende wird es ungemütlich. Es schneit in dicken nassen Flocken. Es ist über Null Grad. Fast 25 Grad wärmer als gestern. Die Sicht wird immer schlechter. Es ist schwierig abzufahren. Völlig durchnässt kommen wir in Hallingskeid an. Unsere weitere neu geplante Tour können wir vergessen. Morgen ist schönes Wetter angesagt. Doch danach kommt wieder Schnee mit Gegenwind. Die Bahn nach Finse fährt nicht mehr. Eine Lawine hat die Spur verschüttet. So müssen wir morgen den gleichen Weg wieder zurück. Hoffentlich bei Sonnenschein. Den zweitägigen Umweg über die Geiterygghytta gehen wir nicht. Übermorgen ist wieder ganz schlechtes Wetter vorhergesagt.




18. März 2023 – Wieder zurück nach Finse
Hier waren wir gestern schon? Bei schönem Wetter sieht alles ganz anders aus. Keine einzige Wolke zeigt sich am Himmel. Der Schnee ist wieder pulvrig. Und es ist windstill und warm. Scooter haben uns eine gute Spur gemacht. Auf halber Strecke kommen sie wieder zurück und halten bei uns an. Sie waren an der Stelle, an der die Lawine die Bahnstrecke behindert. Mit Dynamit haben sie versucht, den Schnee weg zu sprengen. Ob die Bahn bald wieder fährt, können sie nicht sagen. Uns wünschen sie einen wunderschönen Tag. Wir sollen das tolle Wetter genießen. Das tun wir. Sogar eine Pause ist heute drin. Die erste auf der gesamten Tour. Wir sitzen in der Sonne und essen unsere Brote. Sabine läuft zeitweise sogar ohne Handschuhe. Klaus braucht endlich keine Handwärmer mehr. Ein Zimmer in der Finsehytta haben wir schon reserviert. Wir hatten Glück, sie ist ausgebucht, aber nicht alle konnten anreisen. Für uns gut, dass die Bergensbahn nicht fährt. Zum Wochenende gibt es zum Dinner ein üppiges Büffet. Ein Tag voller Luxus.








19. März 2023 – Spaziergang in Finse
Schade, dass das schöne Wetter schon wieder vorbei ist. Keine Sicht, Wind und Schnee, der öfters in Regen übergeht. Wir bleiben in Finse. Mehr als ein Spaziergang mit den Ski ist nicht drin. Wir laufen in Richtung Hardangerjøkulen. Je weiter wir hoch gehen, desto schlechter wird das Wetter. Wir laufen zurück. Dann schauen wir uns Finse an. Es gibt den Bahnhof und das Hotel Finse 1222, wie die Höhe über dem Meeresspiegel. Sonst nur die 1m höher gelegene Finsehytta und ein paar private kleine Wochenendhäuser. Der Ort war im Jahr 1979 Drehort für die Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück. Von Regisseur George Lucas. Der Film wurde am Bahnhof und auf dem Gletscher des Hardangerjøkulen gedreht. Die Landschaft stellte den Eisplaneten Hoth dar. Die Filmcrew wurde im Hotel Finse 1222 untergebracht. 2020 gab es – trotz den Anfängen der Corona-Pandemie- noch ein Festival zum 40. Jahrestags des Films. Mit allen Filmfiguren im Schnee. Vielleicht müssen wir uns zuhause auch mal den Film ansehen. Eventuell wollen wir morgen auch einmal auf den Eisplaneten Hoth, also den riesigen Gletscher des Hardangerjøkulen. Es gibt eine gekvisterte Route. Vor einigen Jahren waren wir schon mal oben. Es ist wirklich eine utopische Eiswelt, die auch auf einem fremden Planeten sein könnte. Mal schauen! Das Wetter muss stimmen. Aber auch Klaus Schulter. Er hat sie sich, wie schon so oft verrenkt und entzündet. Beim Bettenmachen. Wie unnötig! Morgen früh wissen wir mehr.






20. März 2023 – Ein Tag früher nach Oslo
Die Sonne scheint. Wind treibt den Schnee über das Fjell. Der Gipfel des Hardangerjøkulen ist noch in Wolken. Beim Frühstück beobachten wir, dass sie immer weiter aufreißen. Wir sind hin- und hergerissen. Gehen wir heute da hoch oder fahren wir einen Tag früher nach Oslo? Die Tour zum Gletscher ist uns noch in guter Erinnerung. Es geht total steil bergauf, dann über den unendlich großen Gletscher und schließlich 10 km nur bergab. Es ist eine anspruchsvolle Tour. Eine der schönsten in der Hardangervidda. Am Ende siegt wieder die Vernunft. Mit Klaus Schmerzen in der Schulter ist sie zu gefährlich. Wir reisen ab.
Unsere zuhause gebuchte Zugfahrkarte gilt erst morgen Nachmittag. Wir steigen einfach in den Zug ein. Wir wenden uns an die Schaffnerin. Wir sollen das Ticket canceln und bei ihr ein neues kaufen. Doch das klappt nicht. Wir sollen dann eben nicht stornieren und einfach sitzen bleiben. Gut so! Sie lässt uns mitfahren. Ein neues Ticket hätte uns das Doppelte gekostet. Klaus wendet sich per Mail an das Hotel in Oslo. Für morgen hatten wir in einem Thon-Hotel ein Zimmer reserviert. Für die Hälfte des regulären Preises. Als DNT-Mitglieder bekommen wir in Thon-Hotels einen Rabatt. Wir fragen den gleichen Preis auch für eine weitere Nacht an und bekommen ihn bestätigt. Olaf Thon, der fast 100-jährige Milliardär und Inhaber der Thon-Gruppe, ist ein Liebhaber des norwegischen Friluftsliv und ein Förderer des DNT. Einige der 550 DNT-Hütten hat er gestiftet und viele immer wieder auf seinen Wanderungen besucht. So hat er ein Herz für Wanderer, Skiläufer und Radfahrer. Sie dürfen in seinen unzähligen Hotels in Norwegen billiger übernachten.
Wir bringen unser Gepäck ins Hotel mitten im Zentrum. Dann bummeln wir durch die vielen Outdoorläden in Oslo. Sabine braucht für die nächste Tour einen neuen Rucksack. Wir vergleichen verschiedene Modelle und notieren sie uns für zuhause. Obwohl die norwegischen Kronen für uns in einem guten Kurs stehen, ist alles in Norwegen wesentlich teurer als in Deutschland. Sabine könnte ja auch nicht mit zwei Rucksäcken heimreisen.





21. März 2023 – Es regnet in Oslo
Was tun wir im Regen? Wir gehen ins Museum. Zuerst in das neue Munch-Museum. Es steht neben der Oper und bietet von seinem 13. Geschoss eine grandiose Aussicht über Oslo. Es gibt eine interessante Wechselausstellung über „Freedom“ und natürlich die Kunst von Eduard Munch. Sein bekanntestes Werk ist „Der Schrei“. Etwas düster, aber dennoch sehenswert. Wir packen noch ein Museum obendrauf: das neue Nationalmuseum in der Nähe des Rathauses. Ein riesiges Gebäude voller Kunst, Design und Architektur. Von den alten Ägyptern bis in die Jetztzeit. Um sich alles anzusehen, braucht man Stunden. So viel Kunst haben wir schon ewig nicht mehr betrachtet. Ein Norweger, der als Kind mit seinen Eltern von Deutschland nach Norwegen ausgewandert ist, spricht uns an. Er erzählt uns von seinem Leben in Norwegen. Von den 60er und 70er Jahren, als Norwegen noch arm war. Es wurde erst am Ende der 70er Jahre durch seine Erdölfunde zu einem der reichsten Länder. Er beklagt sich über die Zurückhaltung der Norweger. Soziale Kontakte oder gar Freundschaften konnte er nur schwer knüpfen. Er würde nie wieder von Deutschland nach Norwegen ziehen. Das erstaunt uns. Gestern hat uns ein in Norwegen lebender Deutscher, den wir am Bahnhof kennenlernten, genau das Gegenteil erzählt. Er hat hier seine Heimat gefunden.










22. + 23. März 2023 – Heimfahrt
Unser Zug nach Göteborg fährt um 14.10 Uhr. Es wird eine lange Heimreise. Wenn alles gut geht, sind wir in 24 Stunden in St. Ingbert. Und – es hat wirklich geklappt!!! Wir steigen 24 Stunden später kurz nach 14 Uhr in St. Ingbert aus. Zwischendrin haben wir immer wieder gebangt, ob wir den Anschlusszug erreichen. Vier Mal sind wir beim Umsteigen mit Rucksäcken und Ski schnell zum anderen Bahnsteig gerannt und sind eine Minute vor Abfahrt eingestiegen. Spannend war es. Dass wir vor Malmö den Nachtzug erreichen, war fast ein Wunder. Der uralte schwedische Regionalzug fuhr hinter Göteborg soooo langsam. Er hat dauernd gehupt und gebremst, so dass wir rückwärts in die Sitze gedrückt wurden. Waren da etwa Elche auf den Schienen? Oder hat der Lokführer seine Fahrprüfung in Neapel gemacht? Der U-Bahn-Fahrer war dort im Herbst genauso gefahren. Im Nachtzug bis Hamburg haben wir dann wieder gelitten. In einem Sechser-Abteil mit unbequemen Bänken und kaum Platz haben wir nur wenig geschlafen. Gibt es in Schweden nur uralte Züge? Klaus ist immer mit solchen Zügen in seiner Kindheit mit seinen Eltern zur Verwandtschaft in die DDR gefahren. Komfort geht anders. Doch was solls? Im deutschen ICE haben wir dann Platz. Und die 24 Stunden haben wir rumgekriegt. Es war ein Experiment. Wir wollten einmal erfahren, wie wir eine solch lange Strecke von ca. 2000km ohne Fliegen zurücklegen können.
Unser Fazit: Klimaschonendes Reisen ist ganz schön anstrengend. Doch wir sind froh, dass es auch möglich ist, zu einer solch abenteuerlichen Skitour in einer der fantastischsten Landschaften Europas anzureisen und gleichzeitig die CO2-Emissionen so niedrig wie möglich zu halten.



Wir hoffen, ihr hattet viel Spaß mit unserer Skitour.
Tschüss bis zu unserem nächsten Abenteuer!
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