12. August 2022
Wir kommen einfach nicht voran. Der Gegenwind, die stetige Suche nach Alternativen zur Hauptstraße und unsere Erkältung bremsen uns aus. Die Hauptroute des Eurovelo 7, die wir zuhause gespeichert haben, führt öfters über die E4 , die schwedische „Autobahn“. Sie ist frei für Radfahrer, aber lebensgefährlich. Ein schwedischer Rennradfahrer erklärt uns, dass sie vor ihrem Ausbau eine normale Landstraße war, die man auch mit dem Rad nutzen konnte. Die Streckenführung des EV 7 wurde danach nie angepasst.
Dann orientieren wir uns lieber am „Severigeleden“, einem Fernradweg durch ganz Schweden. Doch auch dieser ist nicht lückenlos beschildert. Wir radeln über große Umwege über Nebenstraßen, über Gravelroads, also unbefestigte Straßen, und holprige Waldwege. Schnell ist anders. Wir bewegen uns im „Schneckentempo“. An einem langen Berg mit 10% Steigung und natürlich Gegenwind verlieren wir an Motivation . Doch oben ist ein Café ausgeschildert, das zweite seit dem Nordkap. Wir zögern nicht lange. Es liegt auf einer Anhöhe in der Nähe eines Sees. Wir genießen Kaffee und Schokokuchen in der Sonne.
Die Weiterfahrt ist dann recht flott, es geht bergab und nicht mehr frontal gegen den Wind. Weitere Abwechslung bietet ein uraltes Viertel von Piteå mit kleinen schiefen Holzhäusern. Unser Campingplatz liegt an einem Badesee, den eine schwedische Familie mit kleinen Kindern abends noch zum Baden nutzt, die Sonne ist schon weg und es sind gerade noch 13 Grad. Nordschwedischer Sommer.
Das Café ist die sommerliche Einnahmequelle einer Husky- Farm. Die Besitzerin freut sich, dass wir mit dem Rad in Schweden unterwegs sind und zeigt uns begeistert ihre 60 Hunde. Sie genießen im Sommer ihre Zeit auf der Farm, ab September beginnt das Training für den Winter, dann müssen alle als Schlittenhunde arbeiten. Die Besitzerin geht mit uns zu jedem einzelnen Hund und streicht ihm kurz über die Nase. Keiner wird benachteiligt. Sky, Detroit, Tace, Sudden- Sie kennt natürlich auch jeden mit Namen, besser oft als ihre Kinder, die sie öfters mal falsch anredet, wie sie humorvoll anmerkt. Auf die Frage, welcher der Huskys ein Leader ist, sagt sie:“ I am the leader“. Wir verabschieden uns und sagen, dass wir eigentlich im Winter mal wieder kommen müssen.
13. August 2022 – War das der nordschwedische Sommer?
Nach dem Frühstück in der Sonne fahren wir in kurzen Hosen los. Es ist angenehm warm und die Sonne scheint. Wir treffen ein wanderndes Gepäckbündel, ein kleiner Franzose mit einem Rucksack und zusätzlichen Taschen in seiner Körpergröße. Er ist auf dem Weg ans Nordkap. In 2 Monaten, und so lange wird er für die Strecke brauchen, dürfte schon der erste Schnee fallen.
An Schnee denken wir noch lange nicht, aber es geht stetig bergauf und es wird immer kälter. Wir befinden uns auf 180m über dem Meeresspiegel. Es ist fast wie in den Höhen der Vogesen, nur die Straßen sind breiter. Es gibt vier Spuren aber keine Autos. Rechts und links Wälder mit Moosen und Beeren. Nieselregen setzt ein. Wir ziehen unsere komplette Regenkleidung, Mützen und Handschuhe an. Es ist eiskalt. Nach Sommer fühlt sich das nicht mehr an. Es geht dauernd auf und ab. Mal über asphaltierte Straßen oder Gravel-Roads.
In Richtung Ostsee wird es auch wieder wärmer und dann die Überraschung: auf einer Wiese stehen ca. 60 Kraniche. Hier ist also ihr Sommerquartier, bis sie wieder in den Süden Europas und nach Nordafrika fliegen und dabei unser Haus in St. Ingbert überfliegen. Also ist der nordschwedische Sommer noch nicht vorbei. Unser heutiger Campingplatz passt eher zum Winter. Mitten im Platz gibt es einen Skilift und eine Piste.
Beim Abendessen tauschen wir Streckentipps mit Olly aus Rostock aus. Er umrundet die fast komplette Ostsee, aus bekannten Gründen ohne Russland.








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