24. August 2022
Heute fahren wir nach Bollnäs. Dort ist ein Campingplatz, den uns Sarah empfohlen hat. Sie hat dort nettes Personal kennengelernt und sogar ein Frühstück bekommen. Wir müssen aber zuerst noch ein wenig an unserem Blog arbeiten. Vier Tage hatten wir kein WLAN. Dann können wir nichts hochladen. In Järvsö nutzen wir die Gelegenheit. Doch es dauert lange, das Internet ist schwach und unsere Daten sind groß. Endlich fertig.
Nach der Arbeit kommt die Erholung. Heute in Form einer moderaten Radstrecke. Super Straße, wenig Höhenmeter und nur ca. 60 km. Eine Spazierfahrt. Wir kommen nach Bollnäs, das als Tor zum Norden, Norrlands Porten, bezeichnet wird. Hier fangen die Gebirge Schwedens an. Und umgekehrt bedeutet das für uns: es ist unser Tor zum Süden. Wenn wir ab jetzt nicht mehr so viele Berge fahren müssten, wäre super. Der Campingplatz in Bollnäs hat schon Nachsaison, das nette Personal ist nicht mehr da und Frühstück gibt es auch nicht mehr. Aber was sollˋs , im Süden ist sicher noch mehr los.
25. August 2022 – Im Niemandsland
Gestern Abend hat Klaus lange an unserer heutigen Strecke geplant. Er hat sich alle Teilstrecken in Google Street View angesehen und genau nachgeprüft, ob sie asphaltiert sind oder nicht. Denn unsere heutige Strecke hat es in sich. Es geht richtig in die Berge, die gibt es auch südlich vom Norrlands Porten. Es geht stetig bergauf, glücklicherweise auf Asphalt.
Dann, was ist das? Gravel! Das war doch in Street View anders dargestellt. Sabine vermutet, dass einfach irgendeine Straße aufgenommen wurde, der schwedische Wald sieht doch überall gleich aus. Klaus vergleicht auf seinem Handy. Der Beweis: genau die Stelle, wo wir gerade sind ist mit Belag fotografiert. Es könnte sein, dass auch in Schweden Straßen als Gravelroads zurückgebaut werden. Dies ist kostengünstiger und in Finnland gängige Praxis. Es hilft alles nichts, dann halt unbefestigt. Der Tag wird anstrengend .
Wir fahren durch Niemandsland. Es gibt keine Ortschaften und auf auf einer Strecke von 100km keinen einzigen Supermarkt. Wir haben sicherheitshalber Notproviant eingekauft. Die Anstrengung wird belohnt. Die Landschaft ist traumhaft. Wir fahren eine Höhenstraße mit weiten Ausblicken über Berge, Moore und Seen. Ein Angler an einem Bergsee erzählt uns von Bären, die es hier in großer Zahl geben soll. Er überlegt, ob er es wagen soll, in dem Shelter am See zu übernachten. Einen Fisch hat er noch nicht gefangen, es gäbe nur einen und der wäre mitten im See. Ein lustiger Schwede. Wir kämpfen uns weiter die steilen Anstiege hoch. Im einzigen Ort auf der Strecke mit zehn Häusern bitten wir einen Anwohner, unsere Trinkflaschen aufzufüllen. Am benachbarten See finden wir einen Übernachtungsplatz. Morgen geht es weiter durchˋs Niemandsland.
26. August 2022 – Was fressen schwedische Bären?
Mitten in der Nacht hat Klaus ein Geräusch gehört. Es klang wie das Röhren eines Hirsches, doch es war vielleicht ein Elch. Übrigens haben wir immer noch keinen gesehen. Klaus hat schonmal vor einigen Jahren das Atmen eines Tieres durch die Zeltwand gehört. Damals in Namibia konnten wir an den Spuren im Sand am nächsten Tag sehen, dass es ein Pavian war. Die gibt es in Schweden nicht, nur Elche und Bären.
Die Bären sind sehr scheu. Obwohl sie auch in großer Zahl vorkommen, haben wir noch keinen zu Gesicht bekommen. Unfälle mit Bären kommen hier so gut wie nicht vor. Denn die schwedischen Bären müssen immer satt sein. Was fressen schwedische Bären vorwiegend? Na, Beeren. Und die gibt es flächendeckend in allen Wäldern: Heidelbeeren, Preiselbeeren, Himbeeren…alles was das Bärenmaul begehrt. Sie müssen nur mit offenen Maul den Boden abgrasen und schon ist es voll. Ähnlich machen es die Beerenpflücker, die aus Bulgarien anreisen, um hier eimerweise Beeren in ihre Autos zu laden und zu verkaufen- Jedermannsrecht! Was wohl so ein Eimer Preiselbeeren wert ist? Für die Bären bleibt noch viel über. Und für uns.
Nachdem wir in unserem Millionen-Sterne-Domizil nur ein mageres Notproviantfrühstück hatten, gibt es auf dem nächsten Berg ein zweites Beerenfrühstück. Also doch Sterne-Hotel: die Milchstraße am nächtlichen Himmel war so atemberaubend, wie wir sie nur im Hochgebirge oder in der Wüste gesehen haben und das Obstbuffet ist reichhaltig. Bis zum nächsten Supermarkt in ca. 30 km Entfernung schaffen wir so auch alle Anstiege, auch den bisher höchsten Punkt unserer Tour auf 400m. Das erscheint nicht sehr hoch, doch für schwedische Verhältnisse ist es das schon. Es gibt viele Snowscooter-Wege im Winter. Und Ausblicke über die bewaldeten Berge. Über eine Höhenstraße mit ungewohnt gutem Belag geht durch die unbewohnte Wildnis. Sie endet in Svärdsjö. Ab hier gibt es wieder Landwirtschaft und für uns, nach unserem Einkauf, die Möglichkeit eines dritten Frühstücks. Wir haben Hunger wie die Bären. So schaffen wir auch die 10 km Umweg zum heutigen Campingplatz in der Nähe von Borlänge. Der Platz liegt auf der falschen Flussseite.
27. August 2022 – Geschwindigkeitsrausch
Wir können es nicht fassen, das erste Mal seit Finnland kommen wir schnell voran. Es ist wie ein Geschwindigkeitsrausch. Unsere Tachonadel fällt am Berg nicht unter 10km/h und erreicht schon mal über 30 km/h. Nach ca. 60 km ist dann aber auch Schluss damit. Wir kommen in das größte Naturschutzgebiet Schwedens , das Malingsbo-Klotens-Naturreservat. Es ist Schluss mit Geschwindigkeit und zusätzlich kommt der Regen.
Bei dem Campingplatz, der auch Hütten vermietet, hatten wir angerufen, nichts mehr frei. Also stellen wir uns schon vor, unser Zelt im strömenden Regen aufzubauen. Hinter einer Kurve sehen wir ein Schild „Camping“, ein Platz, der nicht im GPS angegeben ist. Ein Wohnmobil und ein Wohnwagen stehen am See und eine kleine Hütte. Wir versuchen unser Glück und bekommen die Hütte für 20 € die Nacht. Schön, dass wir im Trockenen schlafen können.




















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