Paddeln gegen den Wind

16. September 2022

Unseren zweiten Ruhetag in sieben Wochen Rad fahren nutzen wir, um unsere Wäsche zu waschen. Doch wir schauen nicht den ganzen Tag der Wäsche beim Trocknen zu. Wir wollen uns ein Kajak oder einen Kanadier ausleihen und paddeln gehen. In der Touristeninfo rät uns eine nette Dame ab, über den Stolpsee zu fahren. Denn es stürmt und auf dem See sind richtige Wellen. Sie schlägt uns eine Tour über einen kleineren Fluss vor. Wir fahren zurück zum Campingplatz. Dort fragen wir, ob wir überhaupt ein Boot mieten können. Die Besitzerin des Platzes stellt es nicht infrage, nein, sie ermuntert uns auch noch, auf den See hinaus zu paddeln, trotz Seegang und Gegenwind. Gerade dann würde es richtig Spaß machen, es wäre wohl etwas anstrengend aber gut für die Muskeln. Na denn! Wir mieten einen Kanadier, ziehen unsere Regenkleidung an und starten gegen den Wind.

Nach Anfangsschwierigkeiten mit der Richtung, das Boot macht was es will, haben wir den Bogen oder Paddelschlag raus. Doch wir haben das Gefühl auf der Stelle zu paddeln. Wir brauchen ewig bis wir endlich in die ruhigere Havel abbiegen und gemütlicher weiter fahren können. Nach 2 ½ Stunden kehren wir um. Ein heftiger Regenschauer erwischt uns. Wir kauern uns unter überhängende Äste eines Baumes. Nass werden wir trotzdem. Wenig später scheint glücklicherweise die Sonne und wir paddeln mit Rückenwind über den See zurück. Arme und Schultern schmerzen, doch es war schön, mal zur Abwechslung einen anderen Sport auszuprobieren. Und die Wäsche ist inzwischen auch getrocknet. Morgen freuen wir uns wieder aufs Rad fahren.

17. September 2022 – Nach Berlin

Jetzt geht es nach Berlin? Zuerst müssen wir durch das Havelland. Ein Radweg am Kanal entlang lässt uns schnell vorankommen. Dann müssen wir gegen den Wind. Und fahren durch ein kleines Dorf namens Ribbeck. Ganze Schülergenerationen wurden zu unserer Schulzeit mit diesem Namen konfrontiert. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand… Wir mussten dieses Gedicht von Theodor Fontane auswendig lernen und aufsagen. Wo das Havelland liegt, erklärten uns unsere Lehrer/innen nicht. Der Birnbaum wurde übrigens vor ein paar Jahren neben der Kirche in Ribbeck neu gepflanzt. Lernen die Kinder immer noch dieses Gedicht?

Wo geht es nach Berlin? Das fragen uns drei Griechinnen mitten im Wald von Oranienburg. Sie fahren wie wir von Kopenhagen nach Berlin und haben ein B&B in Berlin gebucht. Mit der Richtung können wir behilflich sein, jedoch nicht mit der Entfernung. Klaus schätzt zwischen 20 und 50 km, mit Nichtwissen wo deren Unterkunft ist. Berlin ist groß, sehr groß. Wir fahren ab dem Zeitpunkt noch 30 km bis zur Stadtgrenze, zuerst über eine schöne Fahrradstraße durch den Wald , dann immer an der Havel entlang.

Am Mauerradweg gibt es Infotafeln über die ehemalige Grenze um Berlin. Die Havel wurde streng überwacht. Heute scheint es für eine/n gute/n Schwimmer/in einfach zu sein rüber zu schwimmen. Vor 1989 haben das auch etliche Republikflüchtlinge probiert. Wenige haben es geschafft, andere sind ums Leben gekommen oder inhaftiert worden. Die DDR hat sogar Schwimmsperren, auch unter Wasser, in die Havel eingebaut. An der Stadtgrenze war früher die Berliner Mauer, heute fahren wir über einen Radweg einfach rein und erreichen unseren Campingplatz mit dem komischen Namen Bürgerablage. Er gehört einem Campingclub und hat strenge Regeln. Wir sind in Berlin, aber noch lange nicht mittendrin.

18. September 2022 – Hindernistour ins Fläming

Das erste Mal auf unserer Tour erreichen wir nicht unser Tagesziel. Berlin ist groß. Wir sparen uns die Mitte. Da waren wir schon ein paar Mal. Stattdessen wollen wir über Spandau, Grunewald, Wannsee nach Potsdam und von dort ins Fläming auf einen Campingplatz. Das war der Plan. Doch heute kommen wir nicht voran. Die Ausschilderung der Berliner Radwege reicht meist nur bis 1,5 km entfernte Ziele. Wir halten ständig an, um uns neu zu orientieren. Die Berliner Radwege haben oft einen miesen Belag, wir fahren langsam holpernd über Wurzeln, Kopfsteinpflaster oder Bordsteine. In Berlin teilt man oft den Radweg mit Fußgängern, wir weichen Passanten aus. Ein Berliner Radweg in Grunewald ist für uns nur über eine Treppe erreichbar, wir schieben unsere Räder neben einer Treppe den Berg hinab.

Es gibt einen ersten Wolkenbruch, wir retten uns unter einem Sonnenschirm. Wir fahren am Wannsee entlang, es gibt einen zweiten Wolkenbruch, wir stehen unter Bäumen. Endlich sind wir in Potsdam, es gibt einen dritten Wolkenbruch mit Graupel, wir stehen unter Hecken. Vor Schloss Sanssouci machen wir nur ein Ich war da-Foto im Regen, wir waren schon mal bei schönerem Wetter hier. Das Wetter ist uns jetzt auch egal, nach etlichen Stunden Fahrt haben wir erst 40 km , so langsam waren wir noch nie. Aber wir konnten nicht mal 500m zügig fahren. Es geht so weiter durch Potsdam hindurch. Frustriert geben wir unser Tagesziel auf und landen in einem in die Jahre gekommenen Landgasthof im Baruther Urstromtal. Doch angesichts des miesen Wetters ist ein Dach überm Kopf auch die bessere Wahl.

Gegen den Wind im Seegang des Stolpsees
Entspannteres Paddeln an der Havel
Gemeinsame Rast mit den Havel-Enten
Die Ruhe vor dem nächsten Sturm
Auf dem Wasser ist es schwierig einen Wetterschutz zu finden
Versöhnlicher Abschluss der Paddeltour…
… es geht zurück.
Am Ufer bläst der Wind wieder
Welcher Weg ist der richtige? In der Mitte oben: Berlin – Kopenhagen.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand…
Der Vosskanal zwischen Havel und Oder-Havel-Kanal
Das sieht doch gut aus: Die 4.000 sind voll.
Typische Ortsdurchfahrt in Brandenburg: Liebenau
Perfekter Radweg nach Oranienburg
Kurz vor den Toren von Berlin im ehemaligen Sperrgebiet der DDR
!!!
Berlin
Hier haben wir uns für eine Nacht abgelegt
Frühstück an der Havel
Haveldampfer am Sonntagmorgen
Die zigste Havelquerung in Spandau
Bedrohliche Wolken am Wannsee
Heute wurden an der Glienicker Brücke keine Agenten ausgetauscht.
Das Holländerviertel in Potsdam
Sanssouci
Das Kind hat Spaß auf einem fast perfekten Radweg.
Kiefernritzen zur Harzgewinnung
Versöhnliche Ankunft vor den Toren des Fläming

2 Antworten zu „Paddeln gegen den Wind”.

  1. Guten Morgen ihr zwei. Das ist ja bei euch Abenteuer pur. Ein Heileit folgt dem anderen. Ich sehe ihr seid noch Nähe von Brück. Da ihr Dessau noch nicht wie geplant erreicht habt wird es nichts mit unserem heutigen Käffchen. Nehmt euch die Zeit die ihr benötigt. Ich bin euer Fan und Bewunderer. Freue mich immer auf die neuesten Nachrichten von euch. Gutes Weiterkommen und wohlgesonnen Menschen. Gute Weiterfahrt Wolfgang und Bärbel ??????????????????

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    1. Liebe Bärbel, lieber Wolfgang,
      nachdem es ja dann doch sehr kurzfristig mit dem Besuch geklappt hat, nochmals vielen Dank für den schönen Mittag, für die tolle Unterstützung beim Radprofi, der unsere Räder bestens auf Vordermann gebracht hat. Danke für eure unendliche Begeisterung. Danke für die schöne Erinnerung unserer Nordkap-Begegnung.
      Liebe Grüße
      Klaus und Sabine

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