Hinter den Sieben Bergen…

29. September 2022

Die sieben Zwerge haben wir nicht gesehen, sie müssen sich im Wald versteckt haben. Aber mehr als sieben Berge mussten wir heute überqueren. Am Anfang sind es auf jedem Kilometer mindestens drei Anstiege und Abfahrten. Und steil sind sie. Zwischen 12% und 18%. Und das mit den Rädern, die über 45 kg wiegen. Am Ende eines Berges muss Sabine passen. Sie hat Knieprobleme und der Berg ist einfach zu steil und zu lang. Doch auch Schieben ist anstrengend. Wir brauchen für die ersten 30 km drei Stunden. So schaffen wir unsere Strecke nicht vor der Dunkelheit. Schön ist die tschechische Landschaft, bewaldete Hügel, Felder und kleine schmucke Ortschaften wechseln sich ab. Die Fernsicht reicht bis zum Böhmerwald bzw. Bayrischen Wald. Leute sehen wir nicht in den Dörfern, nur Katzen und Kühe. Und letztere stehen ohne Zaun auf der Weide. Wo sollen sie auch hinlaufen?

Irgendwann werden die Steigungen flacher und die Abfahrten länger. Wir sind kurz vor 18 Uhr an der Pension, die wir im Internet gebucht haben. Das Restaurant schließt um sechs. Wir sollen dort den Schlüssel abholen. Die junge Frau weiß von nichts. Sie gibt uns aber einen Schlüssel für ein großes Apartment. Gebucht haben wir ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad, ein klasse Upgrade. Dann nehmen wir doch die Wohnung. Klaus bestellt uns schnell noch ein leckeres Menu beim Koch, bevor dieser Feierabend macht. Wir bekommen es aufs Zimmer gebracht. Luxus pur. Aber haben wir es uns nicht auch verdient? Nach unserem Kampf über die sieben und mehr Berge.

30. September 2022 – Moldauradweg mit Überraschungen

Es gibt ihn doch, den Moldauradweg. Kurz vor České Budejovice, dt. Budweis, kommen wir doch tatsächlich an den Radweg direkt an der Moldau. Er führt uns auch sicher durch die Stadt, die bekannt ist für ihr Budweiser Bier. Aus den Tschechen werden wir nicht so ganz schlau. Wir grüßen auf dem Radweg immer laut mit Ahoj. Wenige Radfahrer oder Spaziergänger grüßen zurück. Ganz anders als in Skandinavien. Im Gegenteil, die meisten schauen extra weg. Warum denn das? Aber es gibt auch sehr nette Begegnungen. Hinter Budweis wird der Weg wegen einer Baustelle umgeleitet. Wir stehen auf einer Brücke und wissen nicht wo es weitergeht. Ein freundlicher Autofahrer hält an und gestikuliert uns, dass wir ihm folgen sollen, er will uns den Weg zeigen. Einen kleinen Pfad durch den Matsch um die Baustelle herum haben wir übersehen. Der Mann freut sich, dass er uns helfen konnte und wir bedanken uns, Dík!

Leider müssen wir die Moldau später wieder verlassen. Es geht über die Berge, steil ist es, aber die Aussicht ist grandios und die kleinen Dörfer mit ihren historischen Häusern aus dem 19. Jahrhundert sind sehenswert. In Česky Krumlov, dt.  Krumau, haben wir ein kleines Apartment gebucht. Es soll angeblich die schönste Stadt Tschechiens sein. Das hat uns ein Radfahrer unterwegs erzählt. Kurz vor der Stadt gibt es noch eine Überraschung mit einem Passanten. Wieder navigieren wir den Weg. Der Mann ruft über die Straße und kommt freudig auf uns zu. Er spricht uns auf Deutsch an und deutet auf unsere Deutschlandflagge. Er versucht uns mit seinen wenigen Worten, die er kennt, und viel Pantomime klar zu machen, dass wir auf keinen Fall weiter dem Radweg folgen sollen, sondern über die Straße und einen Fußweg in das Zentrum fahren sollen. Seine Gründe sind plausibel. Mit Gesten zeigt er uns, dass der Weg so holprig ist, dass er als Gebissträger dort seine Zähne verlieren würde und er dann auf dem Boden kriechen müsste, um sie zu suchen. Ein lustiger Kauz. Und für uns ist das jetzt der Maßstab für nicht befahrbare Schotterpisten.

Die größte Überraschung ist für uns die historische Stadt Česky Krumlov. Sie gehört zu dem UNESCO Weltkulturerbe. Das Schoss ist der zweitgrößte historische Bau Tschechiens nach der Prager Burg. Mitten im historischen Zentrum ist unser Apartment. Wir werden herzlich von Natalya begrüßt. Als sie von unserer langen Radreise erfährt, nimmt sie Klaus spontan in den Arm. Beim abendlichen Stadtbummel kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es gibt kaum ein Gebäude, das das Gesamtensemble stört. Alle historischen Gebäude sind voll erhalten und saniert. Und wir haben vorher noch nie etwas von Česky Krumlov gehört. Da müssen wir auf unserer Europareise einen Abstecher nach Tschechien machen, um eine so grandiose Überraschung zu erleben.

01. Oktober 2022 – Grüß Gott Österreich

Wir wollen heute wieder die Flagge an Sabines Rad wechseln. Die österreichische Fahne ist an der Reihe. Vorher müssen wir auf einen 815m hohen Pass klettern. Das ist der höchste Punkt auf unserer bisherigen Tour. Wir nehmen die Landstraße entlang der Moldau. Der ausgeschilderte Radweg macht uns zu viele Umwege und ist auch oft unbefestigt, es gibt quasi Gebissverlierstrecken. Die Steigung ist passabel. Im letzten Ort vor der Grenze Vyšší Brod versucht Klaus noch unsere letzten Kronen loszuwerden, erfolgreich. In einer Konditorei kauft er eine ganze Kiste mit unterschiedlichem Gebäck. Wir verstauen es in unseren Packtaschen und fahren zur Grenze zum Flaggenwechsel. Grüß Gott, wieder ein neuer Gruß. Die neue Fahne wird kurz nach dem Pass auch schon nass. Es beginnt zu regnen und hört erst an der Donau wieder auf. In Aschach machen wir Station. Der Wetterbericht ist mies. Auch morgen ist Regen angesagt. Grüß Gott Österreich.

Sabine quält sich eine der nicht erkennbaren Rampen nach oben…
… bei fast 20% wird geschoben…
… kein Wunder bei dem Streckenprofil.
Ein einziges Mal sehen wir heute die Moldau auf dem Moldauradweg.
… dafür sehr eindrucksvoll.
Es wird etwas flacher und herbstlicher.
Kurz vor Budweis treffen wir sie wieder. Die Moldau.
… da freuen sich zwei.
In Budweis, wie dehemm!
Die Radwege werden besser…
… die Moldau schmaler.
Typisches tschechisches Dorf.
Selfie!
Die historischen restaurierten Häuser in den Dörfern.
Blick auf Šumava, den Böhmischen Wald.
Fürs Rapsfeld gestylt.
Česky Krumlov
Faszination pur
Überrascht von der Pracht
!!!
!!!
Anstieg zur Grenze zu Österreich
Letzte Burg vor der Grenze.
Erfolgreiche Geldanlage unserer letzten Kronen
Und der nächste Meilenstein…
…. neue Flagge für das siebte Land.
In den Donauauen.
Unser Stopp bei extremem Regen in Aschach an der Donau.

3 Antworten zu „Hinter den Sieben Bergen…”.

  1. Avatar von Bärbel Schneider
    Bärbel Schneider

    Guten Morgen ihr zwei. Dankeschön für euren Bericht. Immer eine Freude zu lesen. Wolfgang unterhielten uns zum Frühstück darüber was für eine Disziplin und Durchhaltevermögen dazu gehört. Hlchsten Respekt. 👍👍🙏🙏.
    Wir wünschen euch weiter viel Kraft und Freude sowie tolle Erlebnisse und Begegnungen.
    Liebe Grüße eure Dessauer
    Wolfgang und Bärbel 🙋‍♀️🙋‍♀️❤❤❤

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  2. Liebe Radabenteuerer, Mit Faszination und großem Respekt verfolge ich euer Abenteuer. Ich wünsche weiterhin viel Energie und Durchhaltevermögen, viele schöne Momente und etwas besseres Wetter. Herzliche Grüße Petra Kutsch

    Viele Grüße Petra Kutsch ________________________________

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    1. Danke liebe Petra,
      mit diesen netten Wünschen kann auf den nächsten 3-4 Tausend Kilometern nichts mehr dazwischenkommen. Mit diesen Wünschen freuen wir uns auf die baldige Alpenüberquerung.
      Viele Grüße

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