21. Oktober 2022
Dem Campingplatz in den Apenninen am Lago di Suviana würde eine Verschönerungskur gut tun. Doch wir sind froh, dass es überhaupt noch einen gibt. Sonst gibt es hier nichts. Wir treffen ein Radlerpaar vom Bodensee, Lina und Guillaume, sie haben uns schon in Bologna gesehen. Wir fahren die gleiche Route. Morgens geht es zuerst 20 km steil bergauf. 12 -15% kosten viel Kraft. Doch wir sind fast alleine auf der Straße durch den Wald. Vom 900 m hohen Pass geht es über eine Panoramastraße hinunter in das Tal des Arno. Von oben sehen wir die starke Besiedelung des Tals bis Florenz. Eine Stadt reiht sich an die andere. Das wird zu unserem Problem heute.
Wir haben die Wahl zwischen stark befahrener Hauptstraße und der GPS-Route des EV 7. Wir wählen die zweite Alternative und brauchen dafür ewig bis Florenz. In Stadtteilen werden wir im Carré geschickt, da alles Einbahnstraßen sind, Radwege enden im Nirgendwo und das Geholper der schlechten Straßen zehrt an unseren Nerven. Kurz vor Florenz gibt es dann einen Radweg neben der Hauptstraße. Doch wie sieht der aus? Noch nie haben wir einen derart verdreckten Radweg gesehen. Die Autofahrer werfen einfach alles aus ihren Autos. Und keiner räumt ihn irgendwann weg. Kein schönes Bild. Irgendwie schaffen wir es bis zum Arno. Auf einen echten Multifunktionssportweg, der kilometerweit an einem großen Park vorbeiführt und rege benutzt wird. Viele Jogger, Spaziergänger und Radler machen hier ihre Feierabendrunde. Entlang dem Zentrum verengt sich der Weg auf zwei schmale Spuren. Wir sind dazu eigentlich zu breit. Es wird dunkel. Und wir kommen an der Ponte Vecchio an. Mehr als ein Foto ist nicht drin. Es ist zu spät.
Wir müssen noch durch die gesamte Stadt bis zum einzigen Campingplatz. Die engen Radwege bringen uns bis dahin. Der Platz ist riesig. Er hat nicht mehr das Flair von Camping. Es gibt fast nur noch Luxuscamping, Glamping genannt. In einem kleinen Olivenhain sind dann doch noch ein paar Zeltplätze. Lina und Guillaume begrüßen uns schon. Auch sie waren lange unterwegs. Eingekauft haben wir nichts, wir suchen nach einer Pizzeria. Es gibt eine laute und überfüllte auf dem Platz, nichts für uns. 300m weiter in dem Vorort von Florenz finden wir ein uriges Pizzeria-Pub. Hierhin verirrt sich sonst kein Tourist und wir finden doch noch ein echtes Stück Italia.
22. Oktober 2022 – Die Schönheit der Toskana
Wir verabschieden uns in Florenz von den beiden Radlern vom Bodensee. Sie wollen einen Tag Florenz besichtigen. Wir verzichten wieder einmal auf einen Stadtbummel. Wir suchen die Ruhe. Wir suchen die Schönheit der Toskana. Wir wollen zu einem kleinen Campingplatz auf die Anhöhen der Toskana. Aus Florenz raus müssen wir über die Hauptstraße. Es ist viel Verkehr. Viele Rennradfahrer nutzen ebenfalls diese Straße, um ihre Radausfahrt zu starten. Sie sind nicht zu beneiden, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Sie grüßen uns freundlich mit anerkennendem Daumen hoch.
Nach etlichen Kilometern teilt sich die Straße. Die Hauptstraße bleibt im Tal, die kleinere führt über die Berge. Wir wählen die Berge. Und was für welche. Die extremen Steigungen schaffen wir mit unseren schweren Rädern geradeso. Und der Verkehr nimmt nicht ab. Wo fahren die Italiener nur alle am Samstag hin? Wir fahren hoch, um dann doch wieder ins Arnotal abzufahren und dann doch weiter auf Hauptstraßen durch die Städte. Unser EV7 zeigt uns einen Radweg auf einem Damm an, gesponsert von der EU. Er ist unbefestigt, egal. Für Brücken hat das Geld dann scheinbar doch nicht mehr gereicht. Immer, wenn ein seitliches Flussbett quert, gibt es statt Brücke eine Furt. Das bedeutet, Rad steil einen Pfad runter und wieder rauf schieben. Und wenn Wasser in der Furt steht, Schuhe aus und barfuß mit dem Rad durch das Wasser. Über die rutschigen Felsen zu fahren ist unmöglich. Aber wir haben ja Zeit. Unsere Tagesstrecken werden immer kürzer. Wir planen Hindernisse, wenn auch nicht solche Überraschungen, mittlerweile ein.
Endlich der letzte Berg. Jetzt geht es hoch nach Bucino und noch ein Stück weiter über eine 15% steile Schotterpiste zum Campingplatz. Schieben ist ja kein Problem. Schwitzen bei 29 Grad lockt die Moskitos an. Wir werden vom Südtiroler Besitzer und seinen Freunden aus Passau nett begrüßt. Die Ruhe und Aussicht entschädigt für alle Strapazen des Tages. Die Schönheit der Toskana offenbart sich für uns nicht in den Städten sondern hier oben.
23. Oktober 2022 – Die bisher schönste Straße Italiens
Nach den schlechten Erfahrungen mit der Streckenführung des EV7, navigieren wir heute mit der Karte. Mit Erfolg und Misserfolg. Kurz nach der Abfahrt von unserem Campingplatz müssen wir über einen Pass. Er ist weniger steil und fast nicht befahren. Wir können beim Bergauffahren die Aussicht genießen. Und dann erst die Abfahrt durch Olivenhaine und Buchenwälder. Es ist bisher die schönste Straße, die wir in Italien fahren dürfen. Die Seitenstraßen im Tal hinter Arezzo sind ebenfalls ohne allzu starken Verkehr.
Doch auf die italienischen Karten können wir uns dann doch nicht verlassen. Auf allen Straßenkarten sind Hauptlandstraßen rot gekennzeichnet. Eine Kategorie darunter ist gelb und kleine Straßen sind weiß dargestellt. Gestrichelte Wege sind unbefestigt. Wir befahren eine gelbe Straße. Auf einer Anhöhe wechselt ihr Belag zu losem Schotter. Sabine schlittert bergab und bergauf drehen die Reifen durch. Mal wieder schieben? Nicht schon wieder. Navigieren nach Karte? Glücksache. Zum Lago Trasimeno geht es dann flott bergab. Direkt am Ufer dürfen wir unser Zelt aufschlagen. Bis Malta werden wir mit den italienischen Straßen noch viel Spaß haben.






















Kommentar verfassen