24. Oktober 2022
Unser Frühstück fällt heute sehr dürftig aus. Gestern war Sonntag. Wir konnten nicht einkaufen. Zwei trockene Brote haben wir uns aufgehoben und für jeden gibt es noch drei Kekse. Der Radweg am Lago Trasimeno ist gut befahrbar. Es geht meist durch Schilf immer am Ufer entlang. Dann müssen wir auf die Hauptstraße. Wo geht es hier bitte nach Rom? Carabinieri weisen uns auf den Radweg auf der anderen Straßenseite hin. Doch es gab keine Auffahrmöglichkeit. Und nun ist er mit einer Leitplanke getrennt von der Straße. Irgendwann können wir rüber fahren, dann ist das asphaltierte Stück auch schon zu Ende. Nach einem Kilometer fühlen wir uns dann etwas veräppelt. Der Radweg hört einfach auf. Die Brücke, die über einen Fluss führen sollte, liegt unfertig auf dem Feld. Sie ist noch nicht montiert. Und dafür haben die Carabinieri uns auf diesen Weg genötigt?
Die Weiterfahrt auf Hauptstraßen ist demotivierend: flache Strecke, Gegenwind, Lärm, eng überholende Autos und LKWs… Radfahren macht keinen Spaß. Stumpfsinnig treten wir in die Pedale. Eventuell könnten wir mit dem Zug nach Orvieto fahren? Doch wir haben extra die Straße gewählt statt auf dem EV 7 zu bleiben. In einem Blog von zwei Radfahren hatten wir uns über den Weg durch Schilf und über Dämme informiert. Sie schreiben von Schlangen, um die sie im Slalom gefahren sind, bissigen Hunden und schließlich mitten durch die nach Freiern Ausschau haltenden Damen eines Straßenstrichs. Dann lieber laute, langweilige Hauptstraße.
Der Anstieg zu einem Pass bringt Abwechslung. Weniger Verkehr, dafür steil. Wir sind wieder motiviert. Und genießen die Aussicht. In einem Ort auf dem Berg stärken wir uns mit Cappuccino und Gebäck. Und dann kommt doch noch das Highlight des Tages. Nach dem Pass auf 574 m Höhe fahren wir auf einer Panoramastraße bergab. Wir sind begeistert. Es gibt sie, die schönen Straßen in Richtung Rom. Doch zu früh gefreut. Unser Tagesziel Orvieto ist eine historische Stadt auf einem hohen Felsen. Wie kommen wir da rauf? Für Fußgänger gibt es eine Zahnradbahn. Wir nehmen die Zufahrtsstraße, die steil um den gesamten Berg nach oben führt. Die letzten 500m müssen wir über Kopfsteinpflaster in kleinen Gassen schieben. Es ist so steil, dass Sabine mit ihren Radschuhen immer wieder ausrutscht. Unser Apartment mitten im Zentrum entschädigt für das Schwitzen am Berg. Wir besuchen den Dom von Orvieto bei Nacht. Angestrahlt hebt er sich mit seinen grau weißen Steinen in seiner ganzen Schönheit vor dem schwarzen Nachthimmel ab. Ob das Rom noch toppen kann?
25. Oktober 2022 – Nach oben
Unser Tagesziel ist heute gar nicht so weit, nur ca. 40 Km. Wir müssen uns die Strecke nach Roma aufteilen. Und eine Unterkunft finden. Hier ist touristisches Niemandsland. Es gibt keine Campingplätze und wenig Hotels, Apartments etc.. Im Internet finden wir eine kleine Wohnung im historischen Ortskern von Bomarzo. Nie gehört. Es ist kein touristisches Ziel in Umbrien. Aber wir wollen ja auch mal kennenlernen, wie es in den kleineren Orten so ist. Doch zuerst haben wir noch Zeit, Orvieto am Tag zu besichtigen. Von außen war der Dom in der Nacht eindrucksvoller. Doch nun können wir ihn auch innen bewundern. Wir sind fast alleine in der riesigen Kathedrale. Die Touristenströme kommen erst später. Auch auf dem Uhrenturm sind wir alleine. Die Aussicht auf die Dachlandschaft der Stadt und die umgebenden Berge ist grandios.
Die Abfahrt ins Tal geht schnell, dann folgt ein unschöner Abschnitt mit viel Verkehr. Wir kommen zum Tiber und zweigen auf eine ruhigere Straße ab. Dafür ist sie die wahrscheinlich die kaputteste Straße von ganz Italien. Schilder weisen extra darauf hin. Man kann eben nicht alles haben. Bomarzo sehen wir schon aus der Ferne. Es liegt ganz oben. Warum wurden nur alle Orte hier auf den Berg gebaut? Und warum haben wir uns wieder ein Ziel ganz oben ausgesucht? Na denn.
Wir schrauben uns Meter für Meter hoch bis zum Ort. Im historischen Ortskern testet Klaus zu Fuß, wie wir zu unserer Wohnung gelangen. Es geht durch dunkle Gassen hinter einer alten Burg. Viele Häuser sehen aus, als würden sie gar nicht mehr bewohnt. Unser Apartment finden wir hinter einer alten Holztür in einer engen Gasse. Der alte Ortskern ist mit einem Aufzug erreichbar. Und durchaus bewohnt. Alte Männer treffen sich abends auf einer langen Bank und genießen zusammen die Aussicht von ganz oben.
26. Oktober 2022 – Vor den Toren Roms
Es ist neblig und nass. Von unserem Adlerhorst auf dem Berg von Bomarzo sehen wir keine 50m tief hinunter. Wir sind in den Wolken und müssen zuerst noch weiter steil hoch fahren. Alle paar Minuten reiben wir uns über die Brillen. Wir sehen nicht sehr viel. Aber wahrscheinlich haben wir auch nicht viel verpasst. Rechts und links der Straße gibt es nur Plantagen mit Haselnussbäumen. Es geht heute immer wieder in Flusstäler hinab und dann wieder steil bergauf. 1000 Höhenmeter sind es am Ende. Irgendwann löst die Sonne den Nebel auf. Es wird heiß. Über 27 Grad.
Wir lösen uns heute wieder von der Originalroute des EV 7 und fahren auf Haupt- und Nebenstraßen. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Straßen ist nicht unbedingt das Verkehrsaufkommen, mal ist auf einer Hauptstraße weniger los als auf einer Nebenstraße. Der erste Unterschied ist der Belag. Die Nebenstraßen sind meist dermaßen kaputt, dass wir Slalom um tiefe Löcher, Wellen und Längsrillen fahren müssen. Es ist schwierig am rechten Straßenrand zu fahren. Der zweite Unterschied ist der Müll. Je stärker eine Straße befahren wird, desto mehr Müll liegt am Rand. Und nicht nur ab und zu ein wenig, nein, flächendeckend. Die italienischen Autofahrer*innen werfen alles aus dem Auto: Zigarettenschachteln, Tüten, Becher, Plastikflaschen, aber auch Textilien, Haushaltsgegenstände, Biomüll…einfach alles. Sabine hört nicht mehr auf, sich darüber aufzuregen. Wir unterstützen mit unserem Blog One Earth One Ocean indem wir von unseren Lesern Spenden sammeln um die Meere von Plastik zu befreien und hier liegt tonnenweise Plastikmüll an den Straßen. Neben bewirtschafteten Feldern. Nirgends auf unseren bisherigen 6000km haben wir das so erlebt. Es ist frustrierend. Dabei ist die Hügellandschaft kurz vor Rom durchaus sehenswert.
Auf dem letzten Berg vor Roma können wir die Stadt im Dunst nur schwach erkennen. Wir entscheiden uns zu einem Campingplatz vor den Toren Roms zu fahren. Er liegt im Grünen und vermietet einfache Bungalows. Und es gibt einen Shuttlebus ins Zentrum von Rom, der uns morgen zu unserer Stadtbesichtigung bringen wird.




























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