27. Oktober 2022
Der alte Shuttlebus rappelt und knattert. Kein Grund für den Fahrer langsam zu fahren. Er rast um die Kurven und wir haben Angst, dass es dem Kleinkind neben uns schlecht wird. Doch seine Mama ist ganz gelassen. Das muss sie auch sein, sie startet alleine mit sechs Kindern eine Rombesichtigung. Am Bahnhof in Prima Porta steigen wir in den Zug um. Er sieht aus als hätte er 20 Jahre irgendwo auf einem Abstellgleis gestanden und Sprayer hätten ihre Kunst daran erprobt. Er bringt uns ins Zentrum.
Wir erkunden von der Piazza der Popolo Rom zu Fuß: Piazza di Spagna (Spanische Treppe), Fontana di Trevi, Pantheon, Piazza Navona, Ponte Sant’ Angelo (Engelsbrücke), Basilica di San Pietro (Petersdom). Doch was ist das? Eine über 300 m lange Schlange wartet am Eingang zum Petersdom. Und das bei 30 Grad in der prallen Sonne. Das dauert uns zu lange. Wir wollen es später nochmal probieren. Wir nehmen die U-Bahn in Richtung Colosseo. Hier das gleiche Bild: eine lange Schlange vor dem Eintritt zum Foro Romano. Wir verzichten. Überall sind Baugerüste, das Kolosseum wird gerade saniert. Romulus und Remus statten wir auf dem Campidoglio (Kapitol) einen Besuch ab und schlendern wieder in Richtung Vatikan.
Die Schlange vor dem Petersdom ist etwas kürzer, wir stellen uns an. Kurz vor der Sicherheitskontrolle fällt Sabine ein, dass sie noch ihr Taschenmesser im Rucksack hat. So ein Mist! Haben wir uns umsonst angestellt? Es wird auch prompt bei der Durchleuchtung gefunden. Ein netter Carabinieri lässt Sabine mit ihrem Messer aus der Kontrolle nach außen. Sie soll das Teil bei einem Kiosk deponieren und später wieder abholen. So klappt es doch noch mit der Besichtigung des imposanten Petersdoms.
Insgesamt sind wir weniger begeistert von Rom als bei unserem ersten Besuch vor 30 Jahren. Damals waren weniger Menschen unterwegs, obwohl Osterwoche war. Und die Sehenswürdigkeiten waren nicht alle mit Absperrgittern abgeriegelt, so dass der Gesamteindruck nicht gestört wurde. Trotzdem sind wir froh, dass wir mit dem Rad bis in eine solche imposante Metropole Europas gekommen sind.
28. Oktober 2022 – Zum Mare
Wie kommen wir vom Campingplatz durch Rom bis zum Meer? Unsere Bologna-Erfahrung mit der Durchquerung einer italienischen Großstadt hat uns gereicht. Auch Rom ist keine Fahrradstadt. Doch hier gibt es den Tiberradweg vom Norden in Richtung Meer. Unterhalb des Campingplatzes ist ein Feldweg, der uns dem Radweg näher bringt. Leider eine Privatstraße mit einem automatischen Tor verriegelt. Klaus läutet an einem Wohnhaus und gestikuliert der Dame, dass sie uns bitte das Tor öffnen soll. Sie drückt auf den Knopf und ruft uns hinter ihren geschlossenen Jalousien noch ein Buon Viaggio hinterher. Am anderen Wegende öffnet uns ein Fahrer eines Lieferwagens das Tor. Glück gehabt. Es gibt sonst nur den Weg über die Autobahn. Nun noch über ein paar steile Hügel in einem Wohngebiet und wir kommen zum einzigen Radweg Roms. Ein netter Autofahrer hält an und erklärt uns, wie wir ihn finden. Unzählige Rennradfahrer sind unterwegs.
Es geht erst unterhalb von riesigen Mauern immer am Tiber entlang, dann über Dämme an Feldern vorbei. Am Autobahnring ist dann Schluss. Konsequenter römischer Radwegebau. Was soll das? Der Radweg hat einen Kreisel als Wendepunkt. Weiter geht’s nicht. Die Rennradler drehen um und fahren zurück in Richtung Rom. Und wir? Wir wollen ans Meer. Es gibt einen schmalen Pfad auf eine Brücke über den Tiber. Eigentlich wollen wir gar nicht ans andere Ufer. Zwischen Autobahnen und Bahnlinien gibt es nur diese Option.
Auf der anderen Seite führt der Radweg in Richtung Mare. Doch es ist nur noch ein holpriger Singletrail über Dämme und durch Schilf. Bis nach Fiumicino auf der für uns falschen Tiberseite. Über 20 km Geholper, aber ohne Autoverkehr und Abgase. Aber auch 20km Umweg. Für die Ausgrabungen in Ostia ist es zu spät. Wir kommen endlich zum Meer. An der Promenade werden wir von älteren Männern angesprochen, die uns zu unserer Reise gratulieren und von ihren Radabenteuern berichten. Auf dem Campingplatz essen wir an der einzigen großen Sitzgelegenheit zusammen mit einer französischen Familie zu Abend. David und Nathalie sind zusammen mit ihren kleinen Kindern ein Jahr mit dem Wohnwagen in Europa unterwegs. Wir kramen unser Französisch hervor und verbringen einen sehr netten Abend.
29. Oktober 2022 – Geburtstagswünsche und wieder weg vom Meer
Sarah hat Geburtstag. Wir rufen an und gratulieren zum 29.. Auch unser Campingplatz-Nachbar David feiert Geburtstag, wir wünschen alles Gute zum Vierzigsten. Wir packen unser Zelt und fahren los. Erst 20 km Küstenstraße. Wir sind erneut enttäuscht. Gestern hatten wir noch vereinbart, alles nur noch positiv zu sehen. Es geht nicht. Das Übermaß an Müll an den Rändern der Küstenstraße raubt uns den Atem. Müll auf jedem Meter. Dazu flächendeckend Glassplitter. Auf den Parkplätzen schimmert überall Glas von zerbrochenen Autoscheiben. Auf dem Campingplatz wurde davor gewarnt, Autos am Meer abzustellen, zu oft würden sie aufgebrochen. In unendlich langen Städten reiht sich ein ungepflegtes Haus an das andere, auf der Meerseite gibt es Mauern und halbzerfallene Gebäude, so dass das Meer nicht sichtbar ist. In den Straßen und Vorgärten kein Baum und kein Strauch. Wie heiß wird es hier im Sommer? Wer macht hier Urlaub?
Endlich fahren wir weg vom Meer. Vor Tagen hatten wir eine Straße schon als kaputteste Straße Italiens bezeichnet. Hier sind alle Straßen so. Sabine ruft alle paar Sekunden Klaus, der hinter ihr fährt, (auf saarländisch) zu: Pass uff e Loch. Mit Handzeichen ist das nicht mehr zu machen. Sie hätte keine Hand mehr am Lenker. Die Landschaft und die Orte werden schöner, je weiter wir weg vom Meer fahren. Wir fahren an Kiwiplantagen, Blumenkohlfeldern, Eukalyptusbäumen und riesigen Kiefern vorbei. Die Häuser sind gepflegt und es gibt weniger Müll am Straßenrand. In Pontinia kaufen wir uns Pasticcini, um auch aus der Ferne Sarahs Geburtstag mit Kuchen zu feiern. Den Cappuccino dazu gibt es in der benachbarten Bar. Zwei nette Damen befragen uns auf Französisch zu unserer Tour. Am Rand zu den angrenzenden Apenninen haben wir ein B&B gebucht. Nach 100 holprigen Kilometern bei 30 Grad genießen wir die Dusche.











































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