„Neapel sehen und sterben“

01. November 2022

Jeder kennt diesen berühmten Spruch. Neapel soll eine der schönsten Städte der Welt sein. Ist sie das? Wir müssen erst mal hinkommen. Etwas Bammel haben wir schon, uns mit dem Rad in diese Millionenstadt zu wagen. Erst aber geht es durch Pozzuoli. Diese Stadt ist jedesmal, wenn Sabine in der Schule in Bautechnik die Zemente bespricht, Unterrichtsgegenstand. Von hier stammt die vulkanische Puzzolanerde, ein Bestandteil von Zement, den die alten Römer schon ihrem Opus caementitium, dem römischen Beton, beigemischt haben.In Pozzuoli leben die Menschen seit Jahrtausenden auf einem explosiven Supervulkan, mitten in den Campi Flegrei, den brennenden Feldern. Seismologen ordnen diese in die gefährlichsten Vulkangebiete der Welt ein. Wir spüren davon nichts, auch nicht von den kleinen Erdbeben der letzten Tage. Um uns bebt eher die Straße im Gewimmel von Autos und Mopeds.

In Pozzuoli besichtigen wir eine Markthalle aus römischer Zeit, ein Marcellum. Es gibt eine erstaunliche Geschichte um dieses Gebäude. Es wurde von einem Vulkan zerstört und versank im Meer. Schließlich taucht es wieder auf und seine Säulen sind voller Muscheln. Dieses Phänomen wird verursacht durch die Aktivität des Supervulkans unter der Stadt. Auch in letzter Zeit hob sich das Gelände, z.B. von 1984 bis 1986 um 1,8 m(!!). Vielleicht sollten wir hier schneller durchfahren. Doch das geht nicht. Es ist Allerheiligen und alle wollen an die Promenade am Meer. Natürlich mit dem Auto. Und alle suchen einen Parkplatz. Doch es gibt keinen mehr. Dafür Staus, Gehupe, Drängeln, nochmal Hupen… das volle Programm des italienischen Straßenchaos. Und wir mittendrin. Im Schneckentempo über holpriges Pflaster versuchen wir in dem Verkehr mitzurollen. Es sind heute nur 22 km , doch wir brauchen dafür 3 ½ Stunden. Unfassbar. Das letzte Stück, das entlang der schönsten Straße Neapels am Meer führt, ist sogar ein Radweg. Nur heute nicht befahrbar. Hier herrscht Volksfestbetrieb. Tausende sind unterwegs. Es gibt Karussells und Kinderbelustigung. Auf unser Klingeln reagiert keiner. Ach hätten wir doch auch so eine Mopedhupe. Da springen immer alle zur Seite.

Unser kleines Apartment haben wir gut gewählt. Direkt in der Nähe des Piazza Plebiszito und des Teatro di San Carlo, der ältesten Oper Europas. Und sogar mit Meerblick. Und den nettesten Gastgeberinnen, die wir uns vorstellen können. Wir bekommen Hilfe beim Taschen und Räder schleppen, dürfen die Räder mit ins Apartment nehmen und sogar an unserem Abreisetag mehrere Stunden samt Gepäck in der Lobby deponieren.

Entspannt können wir noch zu einem Stadtbummel in das Centro Storico. Das historische Zentrum gehört zum UNESCO- Weltkulturerbe. Es gibt finstere enge Gassen, Gassen mit Streetfood und Kitsch, Gassen mit vielen Touristen, Gassen mit Restaurants und Cafés, viele Kirchen, ein Dom und Palazzi. Geplant haben wir unseren Rundgang nicht. Wir lassen uns treiben.  Doch ein Ziel haben wir: eine Pizza in Neapel, der Wiege der Pizza. Und zwar der Margherita, mit pomodoro, mozzarella e basilco. Benannt nach einer italienischen Königin im 19. Jahrhundert. Wir bestellen noch frutti di mare mit drauf. Und sind froh, ohne von einem der Tausenden Roller und Mopeds, die durch die Gassen rasen, überfahren worden zu sein. Neapel sehen und sterben? Lieber nicht.

02. November 2022 – Pompeji

Mit Metro und Zug fahren wir nach Pompei. Die antike Stadt in Kampanien am Golf von Neapel wurde im Jahr 79 n. Chr. vom Vulkan Vesuvio vollkommen verschüttet und unter der Vulkanasche konserviert. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt wiederentdeckt und nach und nach ausgegraben. Die Ausgrabungen sind bis heute nicht abgeschlossen. Pompei ist eine der am besten erhaltenen Ruinen-Städte der Antike und bedeutend zur Erforschung des antiken Lebens. Die Stadt ist riesig, 98 ha haben wir gelesen. Stundenlang laufen wir durch die gepflasterten Straßen. Wir besichtigen Palazzi, Märkte, Tempel, Thermen, Theater, Amphitheater, Foren, Wirtshäuser, Handwerkerläden… alles, was zu einer antiken Stadt gehört. Mit Putz und Stuck verziert, mit Marmor bekleidet, mit Fresken und Gemälden. Berühmt sind die Menschen, die in ihrem Todeskampf verschüttet und als Hohlkörper in der Asche konserviert wurden.

Bei fast 30 Grad an einem Novembertag  ist es anstrengender als Rad fahren. Und es herrscht auch hier Hochbetrieb. Besonders auf der Rückfahrt mit dem rappelnden, uralten Zug. Der war sicher auch mal unter Vulkanasche konserviert und ist wieder in Betrieb genommen worden. Die Metro ist neuer und einige Bahnhöfe sind schon künstlerisch gestaltet. Neapel verwirklicht mit der metrò dell arte ein besonderes Projekt. Unzählige Künstler arbeiten daran, die gesamte Metro modern umzugestalten. Die Fahrweise der Metro ist nicht zeitgemäß. Während in vielen Städten die U-Bahn autonom fährt, fährt  hier scheinbar ein Zugführer , der sonst mit seiner Vespa durch Neapel rast und entweder nur Gas oder Bremse kennt. Die Bahn beschleunigt und bremst abrupt, nicht anders als auf der Straße. Alt und neu sind in in Neapel eng beieinander.

03. November 2022 – Ciao Napoli

Wir schieben unsere Räder in die Lobby. Die Taschen nehmen ganz schön viel Platz ein. Grazie: Wir bedanken uns nochmal dafür. Wir haben noch Zeit. Unsere Fähre nach Sizilien macht erst um 20.30 Uhr die Leinen los. Gerne hätten wir noch die Oper und die Unterwelt besichtigt, doch dafür gibt es nur feste Termine mit Guide. Mit dem Funicolari, dem Schrägaufzug fahren wir auf den Vomero Hügel zum Castel san Elmo. Die Aussicht auf Neapel, die Bucht, den Vesuv und die Inseln ist eine Wucht. Wie lange wir hier oben nur schauen, wissen wir nicht. Aber es hat sich gelohnt. Unser Schiff liegt schon im Hafen.

Bevor wir unsere Räder abholen, geht es wieder hinab ins historische Neapel. Zwei Spezialitäten wollen wir noch probieren: Sfogliatelli, Blätterteighörnchen mit Ricotta gefüllt, und frittierte Pizza, eine napoletanische Besonderheit. Am Hafen sind wir eine Stunde zu früh. Wir schlagen die Zeit an der Hafenbar tot. Der Besitzer eines sizilianischen Dolci-Ladens , verschönert seine Fassade gerade mit bunten Sizilienfotos. Sie sind interessant und verlockend und so fällt es uns leicht, Ciao Napoli zu sagen.

Abfahrt nach Neapel. Blick von Pozzuoli nach Ischia.
Römischer Markt in Pozzuoli
Einfahrt nach Napoli auf einer einsamen Nebenstraße…
… vorbei am Diego Maradonna Stadion (dazu später mehr)…
… endlich über einen, nein den einzigen, Radweg,…
… die dem Autofahrer ziemlich egal sind.
Da hilft nur die eigene Spur…
…schön getrennt von Auto und Fußgänger.
Und so siehts aus ohne Trennung an Allerheiligen,…
… scheinbar ein Volksfest in Neapel.
Wir haben es geschafft…
… neben der Piazza Plebiszito…
… wohnen wir in einer kleinen Gasse.
Start unseres Stadtrundgangs…
…vorbei an disziplinierten Verkehrsteilnehmern…
… mit Vorbildfunktion…
… bis in das am 01.11. überfüllte Centro Storico…
… mit musikalischer Untermalung!
Duomo
Sakrales Innenleben…
… weltliche Nutzung des Vorplatzes außen.
Durch die engen Gassen…
… das Muss in Neapel…
… die neapolitanische Pizza.
Überreste vom Feiertag.
Nicht immer stimmen die Versprechen der Werbung…
… mit der Wirklichkeit überein. Die Bahn nach Pompei.
Pompei !!!
An den Straßen hat sich in den letzten 2.000 Jahren nichts geändert.
Von der Asche konservierte…
… Wandmalereien in römischen Villen…
… und der Therme…
… mit pornografischer Illustration.
Das Forum
2.000 Menschen wurden verschüttet.
Im Theater…
Daumen hoch für Pompei.
Das Amphitheater mit…
… den Gladiatoren vom Nordkap.
Im Hintergrund der Grund für das Unglück von 79 n.Chr…
… der Vesuv.
Abschied von Pompei.
Am nächsten Morgen der Blick von dem Castel san Elmo…
… auf Neapel…
… in alle Richtungen.
Im Hafen liegt bereits unser Fährschiff.
Wie versprochen: der Maradonna- Kult…
Er wird wie ein Heiliger…
… an allen Ecken des spanischen Viertel verehrt.
Quartieri Spagnoli
Bei Sorbillo, einer traditionsreichen Pizzeria…
Gibt es die nächste Spezialität: Pizza fritta
Wir haben es nicht herausgefunden…
… was dieser Umzug bedeutet.
Über enge Wege im Hafen…
… geht’s auf die Fähre nach Sizilien.
Abschied von Neapel
Die Möwen begleiten uns ein Stück in Richtung Sicilia.

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