Überraschte Ankunft in Sizilien

04. November 2022

Klaus versucht herauszufinden, wann unser Schiff in Palermo ankommt. Fehlanzeige. An Bord gibt es keinen Hinweis. Er kann auch niemanden fragen. Alles ist geschlossen, nur wenige LKW-Fahrer sind an Bord. Im Internet gibt es auch keine Info. Die meisten Fähren brauchen 12 Stunden. Unsere muss besonders schnell gefahren sein. Wir wollen morgens noch duschen und frühstücken. Wir stellen uns den Wecker. Aber zu spät. Zwei Stunden vorher werden wir wach, weil die Fähre die Motoren drosselt. Sabine schaut aus dem Fenster: Da ist ein Hafen!!! Palermo. Wir sind schon da. Jetzt muss alles schnell gehen, wir ziehen die Straßenkleider von abends an. Stopfen alles in unsere Packtaschen und eilen zur Garage. Klaus merkt erst am Abend, dass er in der Eile sein E-Book vergessen hat. Schade.

Palermo schläft noch um sechs Uhr in der Früh. Gut für uns. Wir kommen über einigermaßen gut befahrbare Radwege zügig aus der Stadt hinaus. Es gibt kein Gehupe und Gedrängel. Heute fahren wir nur 14 km bis zu einem Campingplatz. Das reicht auch in Straßenkleidung und ohne Radschuhe. Der Inhaber bietet uns einen Mini-Bungalow an, für zwei Tage!!! Wir zögern. Doch er sagt, dass wir bestimmt zwei Tage bleiben. Morgen ist Regen angesagt: viel Regen. Na gut! Palermo besuchen wir dann besser heute direkt. Wir bekommen einen Zugfahrplan mit den wichtigsten Haltestellen und einen Stadtplan mit einem eingezeichneten Rundweg und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. So ein Service. Sehr nett. Wir können dann gleich los. Zuerst aber noch schnell zum Einkaufen. Es gibt keinen Supermarkt, in dem wir alles kaufen können. Wir müssen zum Bäcker, Obst- und Gemüsehändler und kommen an einer Pescheria vorbei. Wie wärs mit frischem Fisch heute Abend? Vor dem Laden bewundern immer mehr Sizilaner*innen unsere Räder und unsere Tour. Wir reden auf Englisch mit einem Mann, der 20 Jahre in den USA gelebt hat und er übersetzt es allen anderen. Es ist immer wieder schön, die Menschen zu begeistern. So werden wir gerne aufgehalten. Endlich können wir mit dem Zug los.

Palermo ist eine Stadt mit unzähligen Highlights aus unterschiedlichen Epochen. Auf dem Stadtplan der Touristeninfo gibt es eine Arabo- Normannentour, eine Gotik-Renaissance-Tour, eine Barock-Tour, eine Art Nouveau- Tour…wir beschränken uns auf den Plan des Campingplatzes und sehen von allem etwas. Schon auf der Zugfahrt sind wir erstaunt. Der Zug und der Bahnhof sind neu, anders als in Neapel. Und es gibt noch mehr Unterschiede zu Neapel. Die Auto- und Mopedfahrer fahren weniger hektisch und aggressiv und vor allem: sie hupen nicht andauernd. Palermo begrüßt uns am Palazzo Reale mit Palmen und viel Grün. Es sind fast nur junge Leute unterwegs, Palermo ist eine wichtige Universitätsstadt. Es gibt auf den ersten Blick weniger Müll, doch trotzdem kämpft auch Palermo mit diesem Problem. Palermo gibt auch Fußgängern und Radfahrern Raum. Etliche Straßen sind für motorisierte Fahrzeuge tabu. Taxis sind entweder Pferdedroschken oder Tuk-Tuks. Die Innenstadt ist viel ruhiger als Neapel.

Von den Dächern der Kathedrale verschaffen wir uns einen Überblick. Die Aussicht reicht über die gesamte Stadt von den umgebenden steilen Bergen bis zum Meer. Nach und nach klappern wir die Empfehlungen ab: über Plätze , Märkte, Kirchen bis zum Teatro Massimo. Palermo ist bekannt für seine sizilianischen Spezialitäten. Es gibt Streetfood und Restaurants an jeder Ecke. Wir probieren ein gelato con brioche. Etwas schwierig zu essen, aber lecker. Mehr geht nicht. Auf dem Campingplatz wollen wir später noch unseren Thunfisch mit Knoblauchspaghetti zubereiten. Zu lange wollen wir nicht in Palermo bleiben. Es ist früh dunkel und die Gassen sind uns dann unheimlich. Außerdem sind wir müde vom plötzlichen Beginn unseres ersten Tages auf Sizilien.

05. November 2022 – Wer freut sich schon über Regen?

Beim Einkaufen werden wir vom Regen überrascht. Was heißt überrascht, er wurde uns ja schon gestern angekündigt. Regen am Mittelmeer haben wir schon öfters erlebt: es gibt ihn nur heftig prasselnd. Und alle Straßen überschwemmend. So auch heute. Doch die Einheimischen jubeln. Eine Dame kommt aus einem Haus, zeigt nach oben und redet auf uns ein. Wir verstehen kein Wort, doch trotzdem wird uns klar: sie freut sich über den Regen. Durch große Pfützen waten wir zurück zum Campingplatz. Vorbeifahrende Autos spritzen uns zusätzlich nass. Und der Campingplatzbesitzer empfängt uns sinngemäß mit den Worten: Das habe ich euch doch gestern vorausgesagt, dass ihr zwei Tage bleibt. Ich hatte Recht! So bleiben wir in unserem einfachen Bungalow. Schön ist er nicht, aber trocken.

Im leichten Regen wandern wir los. Es gibt einen schönen Küstenweg zum Capo Gallo, einem Naturschutzgebiet. Wenigstens dort liegt kein Müll mehr rum. Der Weg dahin ist jedoch voll davon. Auch am Meer. Wie soll die von uns unterstützte Organisation One Earth One Ocean (wir freuen uns über jede Spende von euch!) beim Beseitigen von Plastik aus den Meeren Erfolg haben, wenn täglich tausende Tonnen Müll einfach ins Meer geworfen werden? Auch hier auf Sizilien ist es leider nicht besser als auf dem italienischen Festland. Frustrierend. Dabei ist die Küste hier so schön. Riesige Wellen brechen sich an den Felsen, es gibt eine üppige Vegetation aus Palmen und Kiefern, Gräsern und Kräutern und eine Kulisse aus steilen Felsen. Irgendwann werden wir von besagtem Starkregen eingeholt. Wir suchen Schutz unter einem verwelkten Palmendach einer zerfallenen Imbissbude vom Sommer. So erfüllt dieser Müll wenigstens noch einen Zweck. Lange beobachten wir die riesigen Wellen, die auf die Felsen vor uns krachen. In einem Weniger-Regen-Fenster gehen wir zurück. Doch der Regen holt uns wieder ein. Wir freuen uns mit den Sizilianern über den ersehnten Regen. Und dürfen nicht jammern, obwohl wir klatschnass sind. Wann hat es auf unserer Tour zuletzt geregnet? Wir erinnern uns, das war in Passau und das ist Wochen her.

Urplötzlich im Hafen von Palermo
Morgens um halb sieben durch die noch leeren Straßen von Palermo…
… und über Radwege zum Campingplatz.
Von dort mit der neuen Flughafenmetro in die Stadt.
Palermo empfängt uns mit dem Palazzo Reale.
Die Palmengärten zwischen Palazzo Reale und Kathedrale.
Die Sizilianer vor der Kathedrale
Cattedrale di Palermo
Blick von den Dächern der Kathedrale in die Berge…
… auf Sabine…
… und die Altstadt.
In der Kathedrale kann der Astronom mit diesem Messingstreifen die Uhrzeit und die Jahreszeit bestimmen.
Mit der Kirchenuhr können wir das auch, also die Uhrzeit…
Quattro Canti
Via Vittorio Emanuele
Durch kleine Gassen finden wir…
… das Gelato con Brioche.
Am nächsten Morgen: Unser Städtchen Sferracavallo
… im ersten Regen seit Passau.
Wind und Regen lassen die Wellen tanzen.
Im Riserva Naturale di Capo Gallo…
… geht’s auf und ab…
… wir bewundern das Meer.
Wir freuen uns mit den Sizilianern über den Regen…
… nicht ganz so auf dem Rückweg.
Planen – Navigieren – Bloggen (Text: Sabine; Bilder, Kommentare: Klaus)

Eine Antwort zu „Überraschte Ankunft in Sizilien”.

  1. Wahnsinn. Jetzt seid ihr schon so weit im Süden, und ich entdecke mit euch neue Städte, Kulturen und Radwege. Ganz großes Kompliment für eure ausgezeichnete „Schreibe“, die in reichhaltigem Wortschatz euer spannendes Abenteuer erzählt. Und dazu noch die wunderschönen Bilder (mein Highlight war Neapel und Pompeji).
    Viel Spaß euch noch auf den letzten Etappen zum großen Ziel.
    LG Gabi

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