Berge und Meer in Albanien

15. Mai 2023

Nach Ksamil ist viel Verkehr. Dutzende Wohnmobile aus Deutschland, der Schweiz und Italien kommen uns entgegen. In Griechenland haben wir ganz selten welche gesehen. Dann wird es ruhiger. Wir fahren eine Höhenstraße. Unter uns eine riesige Ebene mit kleinen terrassierten Hügeln. Dahinter hohe Berge. Wir überholen zwei Reiseradler vor dem ersten langen Anstieg. Mitten im Berg holt uns Roland ein. Der Schweizer, der schon gestern unser Begleiter war. Er hat spontan seine Route geändert. Die albanische Landschaft hat ihn fasziniert. Nun fährt er nicht zurück nach Griechenland, sondern den Balkan hoch bis Split. Und heute wieder mit uns zusammen.

Nach dem Pass sehen wir die Küste, im Hintergrund immer noch Korfu. Gerade mal zwei Kilometer breit ist die Meerenge zwischen Ksamil und Korfu. Wir halten an und genießen die Aussicht. Auf der Abfahrt laufen öfters Schafe, Kühe und Esel über die Straße. Vorsicht ist geboten. Leider bleiben wir nicht auf der Höhe. Fast bis zum Meer geht es runter. Und natürlich wieder rauf. Sabine kämpft, Klaus Rad macht knackende Geräusche und Roland fährt mit seinem leichten Rad und Gepäck locker hinterher. Plötzlich kommt Sabine ein Mercedes entgegen. Er überholt gerade einen Bus und fährt voll auf sie zu. Sabine lenkt ihr Rad in den seitlichen Graben und muss absteigen. So ein Depp! Es ist nochmal gut gegangen. Der Schreck bleibt.

Beim Abfahren zu unserem heutigen Zielort Borsh treffen wir ein französisches Radfahrerpaar. Sie fahren drei Jahre um die Welt und sind schon seit einem Jahr unterwegs (@ Instagram: laventureenrouelibre). In Borsh verabschieden wir uns zum zweiten Mal von Roland. Er will noch ein Stück weiter. Wir haben ein Apartment gebucht, eventuell für zwei Tage. Morgen ist Sturm und Regen vorausgesagt. Und wir wollen mitten durch die albanischen Berge. Jedoch nicht bei Sturmwarnung mit gemeldeten Böen von 100km/h. Heute ist es sehr warm. Wir fahren noch zum Strand. Dort ist es schon sehr windig. Die Wellen sind hoch und werfen Sabine immer wieder um. Berge und Meer sind in Albanien ganz eng zusammen. Und beide haben ihre Tücken.

16. Mai 2023 – Ein Ruhetag wegen Regen und Sturm

Die nächste Etappe geht durch die Berge. Wir wissen nicht, was uns auf den kleinen Straßen erwartet. Auf jeden Fall brauchen wir einigermaßen gutes Wetter. Der Wetterbericht von gestern stimmt. Es gibt am Morgen heftigen Regen und den ganzen Tag Sturmböen. In den Bergen soll es noch schlimmer sein. Dann legen wir eben mal einen Ruhetag ein. Am Vormittag planen wir unsere weiteren Etappen bis Montenegro. Klaus Vorplanung von zuhause passen wir an. So meiden wir z.B. den Llogarapass. Er ist so etwas wie die Schlüsselstelle an dieser Küste. Eine enge Passstraße führt über 1043m Höhe mit Aussicht auf tolle Buchten und die höchsten Berge. Sicher toll. Nicht mit dem Rad. Es wird gebaut am Fuße des Passes. Luxusresorts von saudischen Investoren und einen Tunnel unter dem Pass, damit die Touristen bequemer anreisen können. Deshalb herrscht reger Verkehr von Baustellenfahrzeugen und Trucks. Wir im Schneckentempo zwischen all den LKWs den Berg hoch? Nein, danke. So wollen wir lieber direkt durch die Berge bis nördlich des Passes. Mal sehen. Aber erst morgen.

Heute machen wir noch eine Panoramawanderung zu dem Borsh Castle mit zerfallener ottomanischer Moschee. Sie ist die einzige Moschee an der albanischen Riviera. Im Süden gibt es neben christlichen Kirchen auch etliche Moscheen. Sie wurden alle nach dem Zerfall des Kommunismus wieder aufgebaut. Nur diese einzelne nicht. Sie steht ganz oben auf einem Hügel. Wir schauen in die Bergwelt und über die riesige Bucht. Der Wind weht heftig. Vom Regen werden wir verschont. Die Berge sind voll mit schwarzen Wolken. Im Ort trinken wir noch einen Kaffee und kaufen in einem Mini-Market ein. Er hat seinen Namen verdient. Das Sortiment ist bescheiden. Dafür gibt es aber drei solcher Läden in ein und demselben Gebäude! Selbstverständlich alle mit dem gleichen Angebot.

Über eine steile Straße und einen schmalen Pfad gehen wir hinunter zum Apartment. Schon wieder rast ein alter grauer Mercedes auf uns zu. Albaner sind gegenüber Radfahrern und Fußgängern nicht sehr rücksichtsvoll. Vielleicht funktioniert auch nur noch das Gaspedal und nicht die Bremse. Viele Autos sind uralte Gebrauchtwagen aus Nordeuropa. Meist stinkende Diesel. Fehlende Scheinwerfer, kein Problem. Beim Überholen schalten sie hoch und blasen uns jedesmal eine Rußwolke ins Gesicht. Die Feinstaubbelastung soll in Albanien sehr hoch sein. Kein Wunder. Doch heute sind wir zu Fuß unterwegs. Trotzdem müssen wir zur Seite springen. In der Nähe unseres Hotels reden wir mit den Dorfkindern. Sie sind sehr stolz darauf, dass sie in der Schule Englisch lernen. Und dass sie mit uns reden können. Nicht so wie ihre Großmutter. Sie versteht kein Wort Englisch und soll aber für uns alles regeln. Aber wir können bisher auch nur drei Wörter Albanisch: Mirëdita, guten Tag, Po, ja und Jo, nein. Die Dame bringt uns das Frühstück und ruft sogar bei ihrem Sohn an, ob sie unseren Wunsch nach einem Kaffee auch erfüllen soll. Dieser telefoniert mit Klaus und sagt dann aus der Ferne seiner Mutter, was sie tun soll. Kompliziert, funktioniert aber. Die Sonne scheint wieder. Klaus säubert und repariert die Räder. Wir haben den Ruhetag gut genutzt.

Eine Fähre in der Meerenge zwischen Albanien und Korfu
Reisefotografin…
… und Ergebnis.
Begegnung mit einem Schäfer – Mirëdita.
Albanische Plantagenkultur
Faszinierende Bergwelt Albaniens
Roland aus der Schweiz hat uns wieder eingeholt.
Noch ein letzter Blick zurück nach Korfu.
Einsames Wohnen in Albanien
Was kommt jetzt um die Ecke?…
… eine noch nicht verbaute Bucht vor Borsh
Christophe & Agnès radeln mehrere Jahre um die Welt!
Am Strand in Borsh…
… ist es stürmisch…
… schnell wieder raus aus den Wellen.
Der Einkaufsweg!
Wasser!
Geißen!
Bunker und Borsh Castle
Weitwinkel-Überwachung aus den Bunkern
Bedrohliche Wolken…
… im Sturm.
Regenschutz auf dem Borsh Castle
Panorama von der Burg
Das zur Moschee umgebaute Borsh Castle.
Der albanische Doppeladler!

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