Albanien abseits des Tourismus

17. Mai 2023

Kurz hinter Borsh treffen wir Steffi und Max. Sie wollen wie wir auf dem EV 8 nach Norden. Wir zeigen ihnen auf der Karte unsere Alternative zum stark befahrenen Llagorapass. In der nächsten Bucht müsste eine Straße in die Berge abzweigen. Hoffentlich ist sie asphaltiert. Ein großes Schild weist auf die Straße hin. Sie ist sogar als Weg nach Vlora ausgeschildert. Dann muss sie ja gut sein. Und das ist sie dann auch. In unserer neuen Landkarte ist sie noch nicht eingezeichnet. Sie ist höchstens vor einem Jahr fertiggestellt worden. Wir fahren auf nagelneuem Asphalt und ohne Verkehr. Ganz selten sehen wir ein Auto. Es geht stetig bergauf. Wir schwitzen.

Auf dem Pass sehen wir auf der einen Seite bis zum Meer und auf der anderen Seite bis 2000 m hohe Berge und ein Tal mit lauter kleinen spitzen Hügeln vulkanischen Ursprungs. Wir fahren ab bis zu dem Fluss Sushičen. Er ist glasklar und hellblau und fließt in einem breiten Kiesbett. Er ist unser Begleiter bis zum Meer. Es sieht aus wie in den Alpen. Ganz oben gibt es noch Schneereste. Ansonsten gibt es hier nur Hirten mit ihren Schafherden. Ab und zu fahren wir durch ein Dorf. Schulkinder grüßen uns freundlich. Männer sitzen in Cafés oder an Tankstellen. Wir trinken einen Espresso bei einer alten Frau. In einem Ort kurz vor unserem Ziel kaufen wir noch Wasser und Obst. Ein Esel wird vor dem Supermarkt geparkt. Sein Besitzer reitet wenig später mit ihm davon. Sonst parken hier nur uralte Mercedes.

Kurz vor einem Schauer sind wir in unserem Hotel. Es ist das billigste Hotel, das wir je hatten. 15 € die Nacht und mit Drei-Gang-Abendessen und Frühstück insgesamt 44€. Nicht pro Person, sondern für uns beide All inclusive. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Es ist ein Hotel für Monteure. Die Familie mit italienischen Wurzeln, die das Hotel betreibt ist sehr nett. Wir sind froh, dass wir die neue Passstraße gewählt haben und die Gastfreundschaft der Albaner erfahren durften.

18. Mai 2023 – Das Ende der Straße

Heute gibt es zu Anfang der Strecke zwei Alternativen. Entweder die Hauptstraße neben der Autobahn oder eine schmale Straße über ein paar Hügel. Wir wählen Alternative 2. Hätten wir doch die andere gewählt. Doch die wäre weniger spannend gewesen. Auf der schmalen Landstraße werden wir zuerst mal wieder von Hunden gejagt, diesmal von albanischen. Wir dachten schon, die sind alle friedlich. In den letzten Tagen haben alle nur geschlafen, als wir vorbei fuhren. Es gibt halt Ausnahmen. Wir kommen ganz gut voran.

Doch dann plötzlich. Die Straße endet nach 15 km. Sie mündet in einen Feldweg mit riesigen Lehmfurchen. Es geht nur noch Schieben. Ca. 3,5 km weiter und auf einem Berg soll es laut Karte eine normale Straße geben. Na super! Wie sollen wir die Räder diesen steilen Berg hochbringen? Ein Bauer zeigt auf seinen Esel. Das ist hier das Transportmittel oder halt ein Traktor. Wir geben zu, dass wir hier die Esel sind, auf italienisch. Das ist die Sprache, die er versteht. Albanisch können wir ja leider nicht. Wir schieben weiter. Klaus hilft Sabine, wenn es zu steil wird. Dann kommt der Bauer angeritten. Er bietet Sabine einen Tausch an. Sie darf auf seinem Esel Marco reiten und er schiebt ihr Rad hoch. Gesagt, getan. Sabine reitet, er schwitzt. Irgendwann tauscht sie wieder und bedankt sich. Wir wollen die Hilfsbereitschaft des netten Mannes auch nicht überstrapazieren. In dem Dorf auf dem Berg hat scheinbar jeder einen Esel. Da fallen wir beiden Esel gar nicht auf. Nur unsere Drahtesel. Rad fährt dort niemand.

Es geht hinab in die Ebene. Wir sehen eine riesige Lagune. Leider noch nicht die, zu der wir heute wollen. Wir haben noch weit zu fahren. Jetzt aber auf Landstraßen. Mit viel oder mal weniger Verkehr. Ein Transporter überholt uns. Sabine ruft: Der verliert gerade sein komplettes Öl. Ein Rinnsal von Öl fließt auf die Straße. Klaus vermutet, dass er nicht mehr weit kommt. Das Rinnsal wird weniger, dann hat er den Motor trocken gefahren. Und siehe da, Klaus hatte richtig vermutet. Er steht am Straßenrand. Das war dann der sogenannte Kolbenfresser.

Wir lernen Albanien abseits des Tourismus kennen. In der modernen größeren Stadt Fier fallen uns die vielen neuen großen Autos besonders auf. Dann Gebiete mit Landwirtschaft. Gepflegte Häuser mit Gemüsegärten, Felder mit Kartoffeln, Zwiebeln…, Gewächshäuser mit Tomaten, Schulkinder, die uns ein Hallo nachrufen. Ein deutsch sprechender junger Albane bestätigt, dass die kleine Landstraße bis zu unserm Ziel in Divjakë führt. Ein zweites plötzliches Ende einer Straße können wir heute nicht mehr gebrauchen.

Wir treffen Steffi & Max, ebenfalls auf der Balkanroute nach Deutschland.
Steiler Anstieg in die albanische Bergwelt…
… auf neuer in den Fels gebauten Straße.
Ächz!!
Auf dem Pass…
… freut sich der Fotograf…
… und die Abfahrerin…
… in faszinierender Landschaft.
Über diese Brücke über den Sushičen müssen wir nicht!
Verlassene Bauernhöfe aus der kommunistischen Ära…
… mit adäquaten Vehikeln.
Denkmal oder Reifenlieferant?
Kaffeepause
Die Kulisse der 2.000 m hohen „ Alpen“ begleitet uns im Tal.
Was da auch immer brennt, wir müssen durch.
Freundliche Begegnungen nach Schulschluss
Vor dem Supermarkt parken Esel…
Fahrräder und jede Menge 190er (ohne H-Kennzeichen).
Die Kreisstraße endet in der Wiese…
… die Alternative zu 20 km Umweg heißt schieben…
… mit kaum zu schaffenden Kräften…
… es sei den man trifft einen hilfsbereiten Bauern…
… mit seinem Esel Marco.
Wenn auch nicht der Asphalt, aber die Elektrizität hat den Weg ins moslemische Bergdorf geschafft.
Ein Blick zurück ins Tal mit den Bergen…
… bevor es auf der Küstenseite an die Lagunen geht.
Der Singletrail in den Bergen war etwas einsamer,…
… als in der im Zentrum fein rausgeputzten Stadt Fier.
Die Pinienwälder im Nationalpark Divjakë- Koravasta
Steg zu den Fischernetzen
Danach kommen die Mini-Dünen…
… zur seichten Adria.

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