19. Mai 2023
Die Nacht in unserem kleinen Hotel im Nationalpark Parku Kombëtar Divjakë-Karavastawar war sehr ruhig. Nachdem die Streuner mit Bellen aufgehört hatten, gab es nur noch Vogelstimmen. Wir wollen uns nach dem Frühstück noch Wald und Lagune von oben ansehen. Es gibt einen Aussichtsturm. Wir haben eine tolle Aussicht über den Pinienwald bis zum Meer und auf der anderen Seite bis zu noch verschneiten Bergen. Dann geht es weiter. Wir erwarten nicht viel von der Etappe. Es geht durch den Großraum Tirana-Dürrës. Eine Ebene, in der die meisten Albaner leben. Wir umfahren mehrmals die Autobahn, suchen nach uralten Brücken und Querungsmöglichkeiten der Schnellstraße. Albaner fahren auch auf der Autobahn mit ihren klapprigen Rädern. Wir nicht. Die Alternativen sind nicht gerade ein Erlebnis. Wir fahren direkt neben der Autobahn, auf stark befahrenen Landstraßen und durchqueren einige Städte. Es ist laut und wir atmen den ganzen Tag stinkende Abgase ein. Einfach nur durchkommen, Strecke machen. Morgen wird es sicher wieder besser. Bei Radreisen gibt es halt nicht nur Highlights.
Wir fahren zum Meer. In die riesige Bucht von Dürrës. Albaniens Ballermann. Hotel an Hotel, so weit das Auge reicht. Massentourismus per excellence. Noch preiswert für die Urlauber, aber schrecklich. Wir machen halt, um unsere Brote zu essen. An einem ausgeschilderten Campingplatz. Am Strand, doch eigentlich auf einer Müllhalde, hinter Bunkern und vor Baustellen. Ohne sanitäre Anlagen. Zwei verrostete Außenduschen gibt es noch. Nein, campen in Albanien geht einfach nicht. Es dauert bis wir endlich aus der Stadt heraus kommen. Wir fahren an unzähligen Autowaschanlagen Lavazh vorbei. Überall herrscht Hochbetrieb. Hier im Norden von Albanien gibt es viele nagelneue Autos. Und was für welche. Große Limousinen, Vans , SUVs…Wo haben so viele Albaner das Geld für solche Autos her? Bei einem durchschnittlichen Lohn von 600 Euro. Wir wollen nach Plazhi San Pietro, einem kleinen Ort an einem riesigen Sandstrand. Der immer mehr mit Luxusresorts zugebaut wird. An den Stand kommen nur noch Hotelgäste. Egal, wir sind spät dran. 95 km sind wir gefahren. Wir wollen nur noch in unser Apartment. Es liegt abseits der Resorts am Berg. Am Ende geht es steil hoch. Dafür haben wir eine tolle Aussicht über das Meer. Bellavista heißt unsere Unterkunft. Die Gastgeberin begrüßt uns mit Getränken in ihrer grünen Oase. Die lange Strecke bis zu diesem Ziel hat sich dann doch noch gelohnt.
20. Mai 2023 – Letzter Tag Albanien
Sieben Kilometer Umweg oder Lehmweg? Es gibt mal wieder zwei Alternativen, um auf unseren ersten Berg zu kommen. Was wählen wir? Natürlich wieder den Lehmweg. Und damit Furchen und unbefahrbare 20% und mehr. Wir schieben und schwitzen. Oben ist eine wunderschöne Höhenstraße. Es geht noch höher. Mit toller Aussicht. Über Berge, Meer und dahinter eine riesige Ebene. Einige tote Schlangen liegen auf der Straße. Gut, dass wir keiner beim Schieben begegnet sind. Einige sind giftig, sogar tödlich. Die Abfahrt ist steil. Umgekehrt hätten wir die Steigung nicht geschafft.
In der Ebene suchen wir den Weg über eine alte Brücke mit morschen Holzplanken. Hält sie uns aus? Gerade ist sogar ein Auto darüber gefahren. Mutig. Das würden wir uns mit unserem Auto nicht trauen. Auf einer Straße über Felder suchen Bauern nach ihren Tieren. Wenig später laufen uns zwei verschlammte kleine Ferkel über den Weg. Wir halten einen Autofahrer an und versuchen ihm klar zu machen, dass er den Bauern bitte sagen soll, dass ihre Ferkel hier sind. Wir finden eine Straße am Rand der Berge. Sie ist kein Highlight aber einigermaßen ohne Verkehr befahrbar. Nach Lezhë, einer total hässlichen Stadt, kommen wir in ein versöhnliches Albanien. Es ist grün, es gibt kleine Dörfer mit freundlich grüßenden Menschen. Wir treffen ein deutsches Paar mit Gravelbikes und tauschen Reiseerfahrungen aus. Auch hier gibt es viele Schlangen auf der Straße. Tote und lebende. Eine ist eine Boa, sie hat einen ganz dicken Kopf und kommt in Albanien vor. An eine braune circa 80 cm lange Schlange fährt Klaus ganz nah ran, um erfolglos zu filmen. Ob sie auch giftig ist, wissen wir nicht.
In einem Minimarkt kaufen wir was zum Essen ein. In der Nähe ist ein Resort mit Campingplatz. Das Resort ist geschlossen, der Campingplatz geöffnet. Wir sind alleine dort. Dachten wir. Es gewittert und regnet. Und circa hundert Autos rücken an. Irgendeine Veranstaltung ist in dem Resort. So viele Autos, dass wir auch auf dem Campingplatz beinahe zugeparkt werden. Es soll nicht so lange dauern. Doch jetzt ist es 22 Uhr. Viele sind schon weggefahren, aber immer noch gibt es Musik und ein Feuerwerk. Hoffentlich haben wir eine ruhige Nacht.





















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