21. Mai 2023
Bis Shkoder fahren wir mitten im Verkehr. Wo wollen die Albaner am Sonntag nur alle hin? Vielleicht ihr Auto waschen lassen? Dazu müssen sie nicht weit fahren. Alle 100m gibt es ein Zelt mit einem Hochdruckreiniger. Überall wird eifrig gesäubert. Was für eine Wasserverschwendung. Oder vielleicht machen einige auch einen Ausflug an den See. Dort wollen wir auch hin. Aber auf die Seite Montenegros. Dazu müssen wir erst einmal über die Grenze. Eine deutsche Zollbeamtin, die von Frontec nach Albanien zur Beobachtung der Grenzkontrollen entsandt wurde, beobachtet uns beim Flaggenwechsel. Sie informiert sich über unsere Reise. Ab der Grenze ist fast kein Verkehr mehr. Wir atmen auf und freuen uns über die grüne Landschaft mit kleinen Dörfern. Heute haben wir ein ganz besonderes Ziel. Der Skadar-See Nationalpark. Jedoch nicht ans Ufer, sondern ein paar hundert Meter weiter oben an einen Aussichtspunkt über dem See. Wir biegen auf eine kleine Bergstraße ab. Sie geht mit konstanter Steigung von mehr als 10 % immer weiter nach oben. Wir kämpfen mit unseren schweren Lasten und schwitzen. Den ersten Pass erreichen wir nach ungefähr anderthalb Stunden Bergfahrt. Wir schauen zurück auf Albanien und sagen Mirupafshim, auf Wiedersehen. Und schauen in Richtung Montenegro auf den Skadar-See und sagen Dobar dan, guten Tag. Was ist das für eine grandiose Aussicht? Wie wunderschön ist der See! Der Legende nach ist er aus den Tränen einer montenegrinischen Fee entstanden. Sein azurblaues Wasser ist auf jeden Fall wie im Märchen. In ein paar Wochen sind die Uferbereiche voller Seerosen. Dann werden die Tränen der Fee in Blumen umgewandelt. Wie toll muss das aussehen. Wir sind nun oben, müssen aber bis zu unserem Ziel noch mal hoch. Zwischendrin fahren wir zu einem Dorf ab. Es geht durch Kastanienwälder mit uralten Bäumen. Meterdicke Stämme aus knorrigem Holz sehen aus wie Fabelwesen. Der zweite Anstieg führt ebenso steil wie der erste an kleinen sauberen Dörfern mit Tabakfeldern vorbei. Dann durch ein Karstgebirge. Die Straße wird immer schmaler. Am Straßenrand blühen üppige Blumen. Wir sehen vielleicht fünf Autos. Wir sind fast allein in der Bergwelt. Am Viewpoint Livari haben wir eine kleine Holzhütte gebucht. Mit Aussicht. Und diese ist noch viel schöner als am Pass. Der ganze See mit seinen vielen kleinen Inseln liegt uns zu Füßen. Dahinter die schneebedeckten Grenzberge zwischen Albanien und Kosovo. Es gibt einen Imbiss, natürlich mit Aussicht, unser Abendessen ist gerettet. Die Familie, die Hütten, Camping und Restaurant betreibt, verlässt am Abend den Ort. Nur ein deutsches Paar mit Camper ist außer uns noch hier oben. Es ist absolut ruhig. Kein Hundebellen, kein Verkehrslärm, noch nicht einmal Hühner gackern. Auch die vielen Schwalben haben sich in ihre Nester begeben. Wir sitzen da und genießen. Montenegro ist wunderschön.
22. Mai 2023 – Panoramaroute
Wir bekommen ein deftiges typisch monteneginisches Frühstück serviert. Mit viel Schinken, Eiern, Tomaten und Schafskäse. Resultat: wir haben später Durst ohne Ende. In Montenegro gibt es einige ausgeschilderte Panoramastraßen. Unsere ist eine davon. Sie führt immer am Skadarsko Jezero, am Skadar-See, entlang. Es geht auf und ab, zwischen 200 und 400 m über dem See. Dauernd halten wir an um zu fotografieren. Die Aussicht ist hinter jeder Kurve spektakulärer. Dazu die üppigen Blumen rechts und links der Straße. Es gibt viele Heilkräuter und unzählige Orchideenarten. Gestern Abend hatten wir beim Abendessen im Wind noch zwei Jacken an. Heute ist es heiß, fast 30 Grad. Wir schwitzen und sind durstig. In einem Dorf kaufen wir Wasser. Es geht hinunter auf Seeniveau. In Virpazar ist zum ersten Mal touristisch was los. In dem Ort werden Bootstouren über den See angeboten. Wir suchen einen Supermarkt. Er ist geschlossen. Wasser gibt es an einem Getränkestand. Gut versorgt nehmen wir den nächsten Berg in Angriff. Bis zu unserem Ziel sind es noch ein paar Höhenmeter.
An einem breiten blauen Fluss soll ein Campingplatz sein. Er hat sogar eine Homepage. Doch die stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein. Er ist winzig klein. Nichts zu sehen von der tollen Wiese am Fluss. Kein Wunder. Die Wiese steht unter Wasser. Nach wochenlangen Niederschlägen hat es auch hier Überschwemmungen gegeben. Die Besitzer bemühen sich, alle Wohnmobile und Zelte irgendwie unterzubringen. Wir gehen zum Supermarkt. Er hat geschlossen, auch morgen. In Montenegro feiert man drei Tage die Unabhängigkeit. Statt duschen gehen wir in den Fluss baden. Das Wasser ist ganz klar aber recht kalt. Kochen entfällt. Wir essen im Dorf direkt am Fluss. Die Preise sind ähnlich wie in Albanien. Für dieses Geld hätten wir im Supermarkt kein Abendessen bekommen. Morgen geht es gestärkt wieder auf Panoramatour. Noch ein bisschen höher und sicher mit noch mehr Ausblick.














Ja richtig geraten!
MNE Montenegro – AL Albanien – RKS Kosovo – NMK Nordmazedonien









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